Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
vielleicht auch noch alternative Methoden. Du erträgst die Hormone, die dich durcheinanderbringen – weil du einfach alles tun würdest, um ein Baby im Arm zu halten.“
Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Wenn sie dich dann in den OP schieben, ist die Hoffnung fast unerträglich. Aber nach der Entnahme der Eizellen musst du erst abwarten, ob sie auch befruchtet werden. Dann werden sie dir eingepflanzt, und du musst wieder warten, ob sie sich einnisten. Selbst zu dem Zeitpunkt kann es sein, dass du immer noch nicht schwanger bist. Und trotzdem gehst du los und kaufst das Babybettchen und fängst an, über Namen nachzudenken. Diese zwei Wochen sind die längsten deines Lebens. Jedes Ziehen und jedes kleine Wehwehchen machen dir Angst. Und dann kommt endlich der Tag des Schwangerschaftstests.“
Erneut holte sie tief Luft. „Bei meinem ersten Versuch fiel der Test negativ aus, und ich war am Boden zerstört. Aber Mike hat nicht zugelassen, dass ich aufgebe. Also haben wir es wieder probiert. Beim zweiten Mal war der Test positiv, und wir waren überglücklich. Sally warnte uns, dass dies nur der Anfang wäre.“
Als Sally nun hereinkam, meinte Annette: „Doch wir wollten nicht auf sie hören. Wir haben es allen erzählt, und sie haben sich so für uns gefreut. Aber irgendwas fühlte sich falsch an. Und beim Ultraschall in der siebten Woche war kein Herzschlag vorhanden. Wir hatten unser Baby verloren.“
Robina schnürte es die Kehle zu. Auch sie kannte dieses schreckliche Gefühl des Verlusts. Selbst wenn es nur ein winziger Embryo war: Die Trauer war groß.
„Kommen Sie“, sagte Sally behutsam. „Machen wir den Ultraschall. Sie haben lange genug auf diesen Moment gewartet.“
Kurz darauf nahm Annette auf der Liege Platz. Sie war noch blasser geworden und zitterte. Offenbar rechnete sie mit dem Schlimmsten.
Totenstille herrschte im Raum, während Sally den Ultraschallkopf über Annettes Unterleib gleiten ließ. Annette hielt sich an Mikes Hand fest wie an einem Rettungsanker.
Wenig später erschien jedoch ein breites Lächeln auf Sallys Gesicht. „Ein klarer, starker Herzschlag.“ Sie drehte den Monitor, damit die beiden es sehen konnten. „Genau da.“
Robina reckte den Hals, um auch etwas erkennen zu können.
„Sind Sie sicher?“, flüsterte Annette.
„Hundertprozentig. Sie können sich entspannen, Sie sind schwanger.“
Annette brach in Tränen aus, und sogleich schloss ihr Mann sie liebevoll in die Arme. Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, brachte sie mühsam hervor: „Ich kann es gar nicht glauben. Wir kriegen ein Baby. Danke, oh, ich danke Ihnen!“
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte Robina. „Das ist wunderbar.“ Mit ein wenig Glück würde dieses Paar in einigen Monaten das ersehnte Kind in den Armen halten. Auch sie war den Tränen nahe. Annettes Geschichte hatte zu viele schmerzliche Erinnerungen in ihr geweckt.
Robina ging hinaus und fand die Mitarbeiterinnen von der Anmeldung um eine Frau versammelt, die stolz ihr drei Monate altes Baby präsentierte.
„Ist er nicht süß?“ Die Mutter winkte Robina zu sich heran. „Dr. Zondi, kommen Sie und schauen Sie sich unseren Neuankömmling an.“
Die Frau namens Linda hielt ihr das Kind entgegen. Ehe Robina sich versah, hatte sie das kleine Bündel im Arm. Für einige Sekunden war sie wie erstarrt. Seit ihrer Fehlgeburt hatte sie kein Baby mehr gesehen, geschweige denn im Arm gehalten.
John richtete die Kamera auf ihr Gesicht und filmte. Er war einer der wenigen, die von ihrer Fehlgeburt wussten. Aber wahrscheinlich kam es ihm gar nicht in den Sinn, dass es Robina schwerfallen könnte, ein kleines Kind zu halten. Sie zwang sich, das Baby anzusehen. Es hatte die Augen geschlossen. Als sie den Babygeruch wahrnahm, hatte sie das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Wenn ihr Kind überlebt hätte, wäre der Geburtstermin ungefähr zu dieser Zeit gewesen …
Robina schaute auf und sah, wie Niall sie über die Köpfe der Schwestern hinweg eindringlich beobachtete. Wortlos durchquerte er den Raum und nahm ihr vorsichtig das Baby ab.
„Ah, was für ein hübscher kleiner Kerl!“, meinte er. „Sie sind sicher sehr stolz auf ihn.“
Dankbar zog Robina sich zurück, als Niall auf diese Weise die Aufmerksamkeit von ihr ablenkte. Sie brauchte dringend ein paar Minuten Zeit, um sich wieder zu fangen. Mit einer gemurmelten Entschuldigung eilte sie zur Damentoilette.
Dort sank sie zu Boden, legte den Kopf auf die Knie und
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