Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
atmete mehrmals tief ein und aus. Ihre Hände zitterten noch immer, und Tränen brannten in ihren Augen. Das hätte sie sein sollen, mit ihrem Baby auf dem Arm. Eine Welle der Trauer durchflutete sie. Doch sie durfte nicht zusammenbrechen. Nicht hier. Sie musste sich zusammennehmen. Vielleicht hatte Niall recht gehabt, und sie hätte diese Reportage niemals machen sollen. Sie war noch viel zu verletzlich. Zum Glück hatte er sie aus dieser Situation gerettet. Aber wie sollte sie das in den nächsten Wochen durchstehen?
Für solche Überlegungen war es allerdings zu spät. Sie war eine Verpflichtung eingegangen, und die würde sie auch erfüllen – egal, wie qualvoll es für sie sein mochte. Irgendwie musste sie es schaffen, ihre Gefühle zu unterdrücken. Nur so konnte sie das Projekt zu Ende bringen.
4. KAPITEL
Niall saß einem Ehepaar gegenüber und versuchte, die Kamera zu ignorieren. Leider hatte Real Life Productions darauf bestanden, dass er wegen seiner internationalen Bekanntheit auch selbst in der Reportage auftrat. Seine Kollegen Mark und Elaine hatten keinen Hehl daraus gemacht, wie erleichtert sie waren, nicht vor der Kamera erscheinen zu müssen.
„Du bist es doch gewohnt, in der Öffentlichkeit aufzutreten“, hatten sie gemeint. „Schließlich taucht dein Bild in letzter Zeit oft genug in der Presse auf.“
Das stimmte allerdings. Die Medien brachten vor allem Bilder von Dr. Robina Zondi und ihrem Ehemann, die sie verliebt beim Ausgehen zeigten. Die Leute haben ja keine Ahnung, dachte Niall. Aber das war auch besser so. Auf keinen Fall wollte er, dass sein Privatleben in der Presse breitgetreten wurde.
Nun sah er zu Robina, die sich unauffällig im Hintergrund hielt. Sie wirkte angespannt. Die Sache mit dem Baby vorhin hatte sie mitgenommen. Das merkte Niall daran, wie sie an ihrer Unterlippe knabberte – obwohl sie mittlerweile wieder ihre professionelle Miene aufgesetzt hatte. Er hätte diesem Projekt niemals zustimmen sollen. Es wühlte Robina mehr auf, als sie vorher geahnt hatte. Aber diese Frau war ja so stur! Das wusste er aus eigener Erfahrung.
Entschlossen wandte Niall sich seinen Patienten zu. Jim hatte schon ein Kind aus erster Ehe, und seine jetzige Ehefrau Eilidh war bereits achtunddreißig Jahre alt. Die Spermienuntersuchung bei Jim war normal ausgefallen. Bei seiner Frau dagegen war es aufgrund ihres Alters unwahrscheinlich, dass sie auf natürlichem Weg ein Kind bekommen würde. Trotzdem war eine Schwangerschaft durch künstliche Befruchtung noch möglich.
Nachdem Niall die beiden darüber informiert hatte, fuhr er fort: „Das heißt nicht, dass ich Ihnen eine Schwangerschaft versprechen kann. Manchmal schlägt die Behandlung trotz all unserer Bemühungen fehl. Und selbst wenn sich ein Embryo einnistet, kann es noch zu einer Fehlgeburt kommen. Ich möchte Sie nicht abschrecken, aber Sie sollten darauf vorbereitet sein. Deshalb empfehle ich Ihnen ein Gespräch mit unserer psychologischen Beraterin.“
Er schaute zu Robina und bemerkte, dass sie ihn erstaunt anstarrte. Schließlich hatte auch sie ihm wegen ihrer Eheprobleme eine Beratung vorgeschlagen – doch Niall hatte sich geweigert. Inzwischen fragte er sich, ob es nicht besser gewesen wäre, ihren Vorschlag anzunehmen.
Dann erklärte er Eilidh und Jim das Verfahren einer künstlichen Befruchtung: die Hormongaben, die operative Entnahme von Eizellen, die Befruchtung mit den Spermien und schließlich das Einsetzen der Embryos.
„Wovon hängt es ab, ob ein oder zwei Embryos eingepflanzt werden?“, fragte Jim.
„Das ist letztendlich Ihre Entscheidung. Die Gesundheitsbehörde in England empfiehlt, nur einen Embryo einzupflanzen. Bei einer Zwillingsschwangerschaft ist das Risiko von Komplikationen höher. Allerdings ist die Chance für eine erfolgreiche Einnistung bei einem einzigen Embryo natürlich geringer.“
„Tut es weh, wenn die Eier entnommen werden?“, wollte Eilidh wissen.
„Es kann etwas unangenehm sein“, erwiderte Niall. „Deshalb werden Sie auch sediert. Für die Zeit direkt nach dem Eingriff bekommen Sie zur Sicherheit von uns ein Schmerzmittel.“
Sobald alles besprochen war, rief er Mairi herein. Sie war für die Koordination der Termine zuständig.
„Mairi wird Ihnen alle Fragen beantworten“, sagte Niall zu den beiden. „Aber falls Sie mal mit mir persönlich sprechen möchten, rufen Sie mich einfach an.“
„Danke, Dr. Ferguson.“ Eilidh strahlte. „Sie haben uns wieder Hoffnung
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