Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
sie noch so sehr unter ihrem Verlust litt? Doch im Moment blieb Robina nichts anderes mehr außer ihrem Beruf. Sie musste sich beschäftigen, um nicht verrückt zu werden.
„Ich bin ein Profi“, gab sie deshalb zurück. „Und ich bin Ärztin. Meine eigenen Gefühle spielen dabei keine Rolle.“
Er versuchte gar nicht erst, seine Zweifel zu verbergen. „Ich wünschte nur, du hättest zuerst mit mir darüber geredet“, erwiderte er knapp.
Robina drehte sich zu ihm um. „Das hätte ich auch getan, wenn wir überhaupt miteinander reden würden. Ich weiß, dass du von meiner Arbeit nichts wissen willst. Du hast mir ja sehr deutlich zu verstehen gegeben, wie wenig du davon hältst.“
„Da irrst du dich“, widersprach Niall. „Ich habe mir immer Sorgen gemacht, dass du dir zu viel zumutest. Vor allem, als …“ Er brach ab.
„Als ich schwanger gewesen bin und es eigentlich besser hätte wissen müssen“, vollendete Robina spitz seinen Satz. „Jedenfalls will ich jetzt nicht darüber diskutieren.“
„Wann dann? Du bist ja nie da, damit wir uns mal unterhalten können“, entgegnete er kalt.
Kaum zu glauben, dass ausgerechnet er ihr das vorwarf! Immerhin arbeitete er selbst so oft bis spät in die Nacht hinein. Und wieso sollte das für ihn in Ordnung sein? Bloß weil er ein Mann war? Das war ein alter Streitpunkt zwischen ihnen.
Robina wusste, dass Niall sie für die Fehlgeburt verantwortlich machte. Sie konnte es ihm kaum verdenken – sie machte sich ja selbst die größten Vorwürfe. Wie oft hatte er sie gebeten, kürzerzutreten? Aber sie hatte nicht auf ihn gehört. Ihre Karriere hatte gerade erst begonnen, und darum hatte sie sich keine Pause gönnen wollen. Sie hatte geglaubt, dass früh genug Ruhe in ihr Leben einkehren würde, wenn das Baby erst mal da war. Wie sehr sie sich doch getäuscht hatte! Doch nun konnte sie es nicht mehr rückgängig machen.
„Es hat keinen Zweck, Niall. Vielleicht sollten wir einfach akzeptieren, dass unsere Ehe gescheitert ist.“
Schockiert sah er sie an. „Du willst die Scheidung? Ist das Leben mit mir so unerträglich?“
Ja, hätte sie am liebsten geschrien. So mit dir zu leben und zu wissen, dass du mich nicht mehr liebst – das zerreißt mir das Herz. Für eine Weile betrachtete sie ihn jedoch nur schweigend.
„Nein, ich will keine Scheidung“, erklärte sie schließlich. „Gerade eben habe ich Ella versprochen, dass ich sie nie im Stich lassen werde. Aber um ihretwillen müssen wir einen Weg finden, wie wir zusammenleben können. Du bist doch mit Sicherheit auch nicht glücklich.“
„Warum hast du mich geheiratet, Robina?“, stieß Niall hervor. „Ich dachte, du würdest dir dasselbe wünschen wie ich: ein Heim und eine Familie.“
„Stattdessen hast du eine Frau, die keine Kinder kriegen kann und die ihren Beruf sehr ernst nimmt“, entgegnete sie aufgebracht.
Finster starrten sie einander an.
„Daddy, Robina“, erklang plötzlich eine Kinderstimme. „Warum seid ihr so böse? Hab’ ich was falsch gemacht?“
„Oh nein, Ella.“ Robina wandte sich zu der Kleinen um.
Niall streckte die Arme aus. Sofort lief Ella auf ihn zu und legte den Kopf an seine Schulter. „Ich könnte nie böse auf dich sein, Süße“, beruhigte er seine Tochter. „Niemals. Nicht in hundert Jahren.“ Mit gespielt ärgerlicher Miene fügte er hinzu: „Es sei denn, du gehst nicht ins Bett, wenn ich es dir sage. Oder du versteckst meine Zeitung oder so was.“
Doch Ella war offenbar nicht restlos überzeugt. „Dann bist du böse auf Robina. Was hat sie getan? Ihr werdet euch doch nicht scheiden lassen? Die Eltern von meinem Freund Tommy lassen sich scheiden. Er wohnt jetzt bei seiner Mummy und sieht seinen Daddy nur am Wochenende. Seine Mummy weint die ganze Zeit, und sein Daddy ist immer wütend. Das passiert aber nicht bei uns, oder?“ Sie umfasste das Gesicht ihres Vaters mit ihren kleinen Händen. „Robina wird nicht weggehen, stimmt’s, Daddy? Nicht so wie Mummy. Sie hat mir versprochen, dass sie immer für mich da ist.“
Über den Kopf seiner Tochter hinweg sah Niall zu Robina. Der flehentliche Ausdruck in seinen Augen traf sie tief. Schließlich wusste sie genau, wie stolz er war. Doch eins war ihr bei der unausgesprochenen Bitte klar: Niall wollte, dass sie blieb – aber nicht, weil er selbst sich das wünschte. Er tat es für Ella. Offensichtlich hatte die Kleine ihre Aussage wörtlich genommen, und dieses Versprechen konnte Robina auf
Weitere Kostenlose Bücher