Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
verändert hatte. Er wirkte wieder so verschlossen und distanziert wie immer in letzter Zeit.
Da wurden die Türen aufgestoßen. Die Sanitäter eilten mit einem tragbaren Defibrillator und medizinischer Ausrüstung herein.
Robina trat zurück, da Bill jetzt in guten Händen war. Sie wandte sich zu Niall um, doch dieser ging bereits davon. Sie schluckte ihre Enttäuschung herunter, während um sie herum noch immer die Blitzlichter zuckten.
Plötzlich spürte sie Wut in sich aufsteigen und sagte: „Bitte! Lassen Sie dem Mann und seiner Frau ein bisschen Privatsphäre, okay? Das hier ist keine Fernsehshow!“
Beschämt ließen die Fotografen ihre Kameras sinken.
Die Sanitäter hoben Bill auf die Trage und liefen mit ihm zum Ausgang. Seine Frau folgte ihnen. Nachdem sie fort waren, hoben die Fotografen ihre Geräte erneut. Diesmal konzentrierten sie sich allerdings voll und ganz auf Robina.
Sie musste unbedingt hier raus. Geblendet fuhr sie herum und versuchte, sich daran zu erinnern, wo ihr Mantel war. Doch mit einem Mal war Niall bei ihr. Er hielt ihr den Mantel hin, damit sie hineinschlüpfen konnte.
Niall konnte seinen Zorn kaum unterdrücken. Trotzdem bemühte er sich um einen gelassenen Tonfall und wandte sich an die Reporter: „Ich denke, meine Frau hat jetzt ein Recht auf etwas Ruhe. Finden Sie nicht?“
Er verabscheute die Art und Weise, wie der Herzanfall des Mannes zum Medienrummel geworden war. Und das alles nur wegen Robina – denn was immer sie auch tat, es weckte das Interesse der Journalisten. Zweifellos würde ihr Bild morgen in allen Zeitungen erscheinen. Dass sie fotografiert wurde, gehörte zwar zu ihrem Job. Doch mit einem bewusstlosen Patienten Schlagzeilen zu machen war eine ganz andere Sache. Am Ellbogen führte er Robina nun aus dem Saal und zu ihrem wartenden Wagen.
Als Robina in der Limousine Nialls harten Oberschenkel an ihrem Bein spürte, rutschte sie ein wenig unbehaglich zur Seite. Jetzt wusste sie wieder, warum sie sich in ihn verliebt hatte. Niall war ein guter, liebenswerter Mann. Konnten sie die Vergangenheit nicht einfach hinter sich lassen und wenigstens Freunde sein?
Robina griff nach seiner Hand. Daraufhin hob er ihre Finger an seine Lippen und küsste sie, bevor er sie wieder losließ.
„Gut gemacht, Darling“, meinte er gedehnt. „Wieder eine Gelegenheit, um deinen Namen in die Presse zu bringen. Sicher freust du dich.“
Fassungslos starrte sie ihn an. „Ja“, gab sie empört zurück. „Wie clever von mir, bei diesem Mann einen Herzstillstand zu arrangieren. Und das alles bloß für ein Foto. Niall, wofür hältst du mich?“
„Für eine Frau, die alles tun würde, um ihre Karriere voranzubringen“, antwortete er sanft. „Wie wir beide ja sehr wohl wissen.“
Robina rückte noch weiter von ihm ab. „Zumindest weißt du jetzt, wen du da geheiratet hast. Genauso wie ich.“
Warum hatte sie auch nur für eine Sekunde geglaubt, dass sie Freunde sein könnten? Offenbar verachtete er sie für alles, was sie tat. Robina vermutete, dass Niall nur eine einzige Möglichkeit sah, um ihre Ehe zu retten: Sie musste ihre Arbeit aufgeben und sich in eine Art Übermutter verwandeln. Aber das kam nicht infrage.
Niall schloss kurz die Augen. Weshalb hatte er bloß diese unfaire Bemerkung gemacht? Dabei ging Robina ihm doch unter die Haut – das hatte er gespürt, bevor sie zum Dinner aufgebrochen waren.
Es hatte ihm beinahe den Atem verschlagen, als er sie in dem bodenlangen bronzefarbenen Kleid gesehen hatte. Das kurze schwarze Haar hatte ihr wunderschönes Gesicht betont, und an ihrem schlanken Hals hatte die Diamantkette gefunkelt, die er ihr zur Hochzeit geschenkt hatte.
Es hatte ihn all seine Selbstbeherrschung gekostet, um sie nicht einfach zu packen und davonzutragen. Aber wohin? In sein Schlafzimmer oder in ihres? Seit dem Streit vor ihrer Fehlgeburt hatte Robina keine Nacht mehr mit ihm zusammen verbracht. Sie hatte ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie seine Berührung nicht ertragen konnte. Und Niall hatte versucht, geduldig zu sein. Die ganze Zeit hatte er gehofft, dass sie nur etwas Zeit brauchen würde.
Nun unterdrückte er ein Stöhnen, als er an einen ganz bestimmten Abend zurückdachte. Damals war er zu ihr ins Schlafzimmer gekommen. Er hatte gedacht, dass sie einander Trost spenden und so gemeinsam über den Verlust hinwegkommen könnten. Doch Robina war vor ihm zurückgewichen. Die Furcht in ihrem Blick hatte ihn zutiefst
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