Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
weitermachen – denn dadurch blieb ihr gar keine Zeit mehr für Ella und Niall. Komisch, dass ihr das nicht früher aufgefallen war.
„Wir können Daddy ja fragen, ob wir am nächsten Wochenende zusammen was unternehmen“, schlug Robina vor. „Nur wir drei. Wie findest du das? Und du darfst dir aussuchen, wozu du Lust hast.“
„Wirklich?“ Mit ihren großen blauen Augen schaute Ella zu ihr auf. „Mit Daddy?“
„Ja, Schätzchen“, versprach Robina.
Doch an diesem Abend sollte sie keine Gelegenheit mehr bekommen, Niall darauf anzusprechen. Nachdem sie Ella ins Bett gebracht hatte, las sie auf dem Sofa im kleinen Salon ein Buch und wartete auf ihn. Nachdenklich schaute sie sich um. Mit den cremefarbenen Wänden und den dicken Teppichen auf dem Boden war der Raum noch genauso, wie Mairead ihn hinterlassen hatte. Sogar die Polstermöbel waren cremefarben. Und in einer Ecke stand ein kleiner Holzofen für kühle Abende.
Ein afrikanischer Hocker war der einzige Gegenstand, den Robina aus ihrem alten Leben mitgebracht hatte. Mit den Fingern fuhr sie über die kunstvolle Schnitzerei. Sie hatte das Kunstwerk von ihrem Vater zum Examen geschenkt bekommen. Ursprünglich hatte der Hocker seinem Vater gehört, der ein Meisterschnitzer gewesen war.
Robina hielt das Geschenk in Ehren. Wann immer sie den Hocker berührte, dachte sie an das Dorf, in dem ihr Vater den alten afrikanischen Traditionen folgend aufgewachsen war. Dabei konnte sie fast die Hitze der Sonne spüren und die Stimmen der Frauen hören, die einander etwas zuriefen. Ja, sie vermisste Afrika – vor allem ihre Mutter und ihre Großmutter.
Und trotz ihrer guten Absichten schlief Robina irgendwann ein. Sie erwachte erst, als Niall sie fürsorglich zudeckte. Noch halb im Traum lächelte sie ihn an, ehe sie wieder einschlummerte. Dabei meinte sie fast, seine Fingerspitzen wie eine Liebkosung auf ihrer Wange zu spüren.
5. KAPITEL
Am nächsten Abend meinte Niall mit einem Blick auf die Uhr: „Du bist spät dran.“
Beinahe hätte Robina das Wohltätigkeitsdinner vergessen, bei dem sie zugesagt hatte. Obwohl sie überhaupt keine Lust dazu hatte, wusste sie, dass sie dort erwartet wurde. Noch immer hatte sie keine Gelegenheit gehabt, mit Niall über das Versprechen zu reden, das sie Ella gegeben hatte. Heute war sie zu einer spontan angesetzten Besprechung gerufen worden.
„Zur Not kann ich in einer halben Stunde fertig sein“, erwiderte sie. „Dann ist Ella bestimmt schon im Bett. Stimmt’s, Süße?“
Niall nahm seine Tochter in die Arme und kitzelte sie durch, sodass sie vor Vergnügen quiekte.
„Ich lasse schon mal das Wasser für sie einlaufen, ja?“, fügte Robina hinzu.
Im Bad dachte sie wieder an ihre lieblose Ehe. Was Niall betraf, war sie jedenfalls lieblos. Aber was empfand Robina selbst? Sie hatte ihn einmal geliebt. Sehr sogar. Sie war überglücklich gewesen. Niemals hatte sie damit gerechnet, dass alles so schnell vorbei sein könnte.
Durch die Tür hörte sie nun Schritte und die tiefe Stimme von Niall, der mit Ella herumalberte. Schnell blinzelte Robina die Tränen fort, ehe er hereinkam und seine Tochter absetzte.
„Ich ziehe mich schon mal um“, sagte er. „Ich nehme doch an, dass ich mitkommen muss. Oder könntest du vielleicht jemand anderen bitten, dich zu begleiten? Ich würde heute Abend gerne noch was erledigen.“
„Ich kann dich natürlich nicht zwingen“, gab Robina steif zurück. „Aber wenn du nicht dabei bist, ist das für die Presse ein gefundenes Fressen. Nichts wäre den Reportern lieber als Probleme zwischen der Autorin eines Beziehungsratgebers und ihrem Mann.“ Was für eine Ironie des Schicksals!
Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als Niall sie eindringlich musterte. Unwillkürlich glühten ihre Wangen. Ob er sich auch gerade daran erinnerte, wie viel Spaß sie miteinander im Bett gehabt hatten? Jeder Moment mit ihm hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Robina dachte daran zurück, wie er sie geküsst hatte und wie sich seine Hände auf ihrer Haut angefühlt hatten. Sie hatten nicht genug voneinander kriegen können …
Sie bemerkte ein geheimnisvolles Funkeln in seinen Augen. Wenn er ihr bloß sagen würde, dass er sie noch liebte! Wenn er sie doch nur in die Arme nehmen und einfach ins Bett tragen würde! Vielleicht würde dann alles in Ordnung kommen. Sie wusste, dass er sie immer noch ebenso begehrte wie sie ihn. Aber was nützte körperliche Anziehung ohne
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