Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
immer noch sauer aufeinander?“, fragte Tom schließlich.
„Natürlich nicht. Sie war krank. Ich hoffe, sie bleibt heute im Bett.“
„Was machst du dann noch hier? Wenn so eine Frau in deinem Bett liegt?“
„In meinem Gästebett“, betonte Luke.
„Selbst schuld. Sie ist klasse.“
„Sagt ein bärbeißiger alter Junggeselle“, konterte Luke. „Seit wann bist du zum Frauenkenner mutiert?“
„Ich hatte da mal eine“, gestand Tom nachdenklich. „Liseth.“ Er seufzte. „Eine Zeit lang dachte ich, ich hätte vielleicht eine Chance. Dass unsere Familie mich nicht komplett für eine ernsthafte Beziehung verdorben hätte. Aber mit Eltern wie meinen oder deinen stürzt man sich nicht Hals über Kopf in die Ehe. Dann wurde ich zum Militär eingezogen, Vietnamkrieg. Ich war blöd genug, ihr zu sagen, sie sollte ruhig mit anderen ausgehen.“
Er seufzte. „Zwanzig Jahre später habe ich sie wiedergetroffen, verheiratet mit einem Autoverkäufer. Ich war in den Laden marschiert, und da war sie. Sie stellte mir ihren Mann vor, erzählte von ihren Kindern. Zivilisiert und höflich. Doch zum Schluss, als ihr Mann rausging, um den Wagen umzusetzen, ging sie mir fast an die Gurgel. ‚Ich hätte dich geheiratet‘, explodierte sie. ‚Ohne zu zögern. Selbst wenn wir nur diese zwei Monate gehabt hätten, bevor du weg musstest, ich wäre glücklich gewesen!‘“
„Tom …“ Erschüttert hatte Luke zugehört. So gefühlvoll hatte er seinen Onkel noch nie erlebt.
„Siehst du?“, fuhr der fort. „Ich Volltrottel hatte einen Riesenfehler gemacht. Jeder Mensch macht Fehler, aber das heißt nicht, dass man nicht aus den Fehlern anderer lernen kann. Ich will dir keinen Vortrag halten, aber eins ist sicher: Das Leben ist kurz, und diese Lily ist klasse. So und jetzt weiter mit dem Draht. Und ich muss mit dir über meinen Arm reden. Freitag hätte ich fast die verdammte Kettensäge fallen lassen. Wahrscheinlich habe ich mir einen Tennisarm geholt.“
„Kettensägenarm“, meinte Luke, und der alte Mann grinste.
„Ihr Ärzte habt aber auch für alles einen witzigen Namen.“
„Hi.“
Die Männer drehten sich um, und da stand Lily am Rand der Lichtung.
Oh, oh. Wie viel hatte sie wohl mit angehört? Hoffentlich nur die letzten Sätze, dachte Luke.
„Mir geht es besser“, sagte sie. „Ich wollte mir die Beine vertreten. Aber ich störe euch nicht, ich gehe gleich weiter.“
„Nehmen Sie Luke mit“, brummte Tom. „Der hat für heute genug getan.“
„Sie auch, wenn Sie einen Kettensägenarm haben.“
Damit entlockte sie dem Alten ein seltenes Lächeln. „Quatsch, ich bin fitter als ihr zwei. Geht nur und macht mal, was ein junger Bursche und sein Schatz so machen.“
Luke sah Lily an, und Lily sah Luke an. Luke legte sein Werkzeug hin.
Was machten ein junger Bursche und sein Schatz, wenn sie allein waren?
Langsam gingen sie zum Haus zurück. Luke fand, dass Lily noch etwas wacklig auf den Beinen war.
„Wie geht es deinem Magen?“, erkundigte er sich.
„Erholt sich allmählich.“
„Leg dich heute Nachmittag lieber hin.“
„Das solltest du deinem Onkel sagen. Aber er wird es nicht tun, solange du hier bist. Er ist einsam.“
„Tom und einsam?“
„Ja, genau wie du“, antwortete sie sanft. „Er hat so eine Art, die Leute von sich zu stoßen. Ich habe Patty Haigh kennengelernt, als ich an eurem nördlichen Grenzzaun entlangspazierte.“
„Ach, Patty!“ Die direkte Nachbarin, eine fröhliche, tüchtige Mutter von sieben Söhnen, die für Tom kochte und ihm das Haus sauber hielt. Sie hätte gut ins Harbour gepasst, Tratsch war ihre Leibspeise. Und bei ihm und Tom kam sie nie auf ihre Kosten.
„Sie macht sich Sorgen um ihn.“
„Tom geht’s gut.“
„Es gefällt ihr nicht, dass er allein ist.“
„Mir auch nicht“, sagte Luke. „Deshalb habe ich ja das angrenzende Land gekauft.“
„Warum pendelst du nicht? Patty sagt, von hier bis zum Hafen von Sydney braucht man höchstens vierzig Minuten.“
„Zur Rushhour anderthalb Stunden.“
„Seit wann fahren Ärzte zu Spitzenzeiten? Du kannst deine Dienste doch so legen, dass du das vermeidest.“
„Tom will mich hier nicht haben.“
„Patty sagt etwas anderes. Er braucht Familie, meint sie.“
„Nein. Tom liebt seine Freiheit.“
Die Kettensäge heulte auf. Plötzlich hatte Luke ein mulmiges Gefühl.
„Willst du nicht zurückgehen und ihm helfen?“ Auch Lily schien besorgt.
„Tom würde mich zum Teufel
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