Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
sie heute nicht aus dem Haus lassen sollen, dachte er, ich hätte hier bei ihr bleiben und darauf achten müssen, dass sie sich ausruht.
Ich will nicht beschützt werden … Doch war ein Mann nicht genau dazu da?
„Geh schlafen“, sagte er sanft.
„Ich sitze gern hier am Feuer.“
„Schläfst du schlecht? Übernimmst du deshalb die Nachtdienste?“, fragte er. „Um die Dämonen im Zaum zu halten?“
„Da sind keine Dämonen.“
„Die Sache mit deiner Mutter … ich kann mir vorstellen, dass es fast unmöglich ist, mit ihr zusammenzuleben.“
„Und deine Dämonen? Dass deine Frau gestorben ist? Deine Angst, dass dir so eine Tragödie wieder passieren könnte?“
„Ich habe keine Angst.“
„Oh doch, Luke. Was war denn der Grund für das ganze Theater mit Glenfiddich?“ Sie erhob sich, ein bisschen unsicher auf den Beinen, und Luke sprang sofort auf. Behutsam umfasste er ihre Schultern, um ihr Halt zu geben.
Einige Sekunden lang war er versucht, Lily näher an sich zu ziehen.
Im Kamin knackte ein Holzscheit. Luke kam es vor wie eine Warnung. Ich sollte sie loslassen, dachte er.
„Möchtest du dich hier aufs Sofa legen und in die Flammen schauen, bis du einschläfst?“, schlug er vor.
Die Luft knisterte wie von unsichtbaren Funken, die zwischen ihm und Lily hin und her sprangen. Vielleicht kann ich auch bleiben, fuhr es ihm durch den Kopf. Die Flammen … die Wärme … diese Frau …
„Ich gehe ins Bett“, sagte sie da und trat einen Schritt zurück. „Gute Nacht.“
Luke konnte nicht anders. Er berührte ihre Hand, federleicht nur, aber ihre warme Haut unter seinen Fingern zu spüren, schürte das Feuer noch.
Sie musste es auch gefühlt haben. Als hätte sie sich verbrannt, zuckte sie zurück und verbarg die Hand hinter dem Rücken. „Luke … nein.“
Er nickte, ließ die Hand sinken. Sie waren kein echtes Liebespaar.
„Gute Nacht“, wiederholte sie, sanfter diesmal, und ging zur Tür, die sie dann lautlos hinter sich schloss.
Luke starrte auf die Tür, fragte sich, wie viel Mut er aufbringen müsste, um Lily zu folgen.
Zu viel.
6. KAPITEL
Am Morgen erwachte Lily wie gerädert. Das wohlige Gefühl von gestern Morgen stellte sich nicht wieder ein.
Sie hörte Luke die Treppe hinuntergehen. Hörte Tom rufen und Hundegebell, das sich in das keckernde Gelächter der Kookaburras mischte.
Ihr Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Sie hatte schon mit ihrem Hausarzt über diese Magenkrämpfe gesprochen. Das ist die Anspannung, sagte er. Vermeiden Sie Stress.
Wie denn, bitte schön? Mit einem umwerfend attraktiven Mann unter einem Dach zu leben, war purer Stress. Purer Stress kam auch dabei heraus, wenn sie vorspielen musste, dass dieser tolle Mann ihr Geliebter war.
Ich hätte nicht herkommen sollen, dachte sie matt. Diese Farm … die Pferde …
Luke …
Okay, das war das Problem. Sie hatte plötzlich Gefühle, die nicht sein durften. Verliebte sie sich etwa in Luke? Der Gedanke jagte ihr Angst ein.
Lily war im Schatten der Dramen aufgewachsen, die ihre Mutter inszeniert hatte. Nie hatte sie sich romantische Träumereien erlaubt. Ihrer Erfahrung nach endeten Liebe und Gefühle in Verzweiflung und Tränen, und das wollte sie für sich auf keinen Fall.
Ihre erste und einzige Beziehung zu einem Mann war bequem gewesen wie ein Paar alter Socken. Charlie und sie waren Schulfreunde gewesen, hatten irgendwann angefangen, miteinander auszugehen, und waren dann zusammen. Bis Charlie eines Tages klar geworden war, dass er auf eine Ehe mit der Tochter der Stadtschlampe zusteuerte. Als er die Notbremse zog, war Lily verletzt und wütend gewesen, aber er hatte ihr nicht das Herz gebrochen. Manchmal, wenn sie sich einen Liebesfilm ansah oder wenn sie bei Freunden zur Hochzeit eingeladen war, fühlte sie sich, als wäre dieser Teil von ihr nicht vorhanden. So als wäre sie ohne ihn zur Welt gekommen.
Aber jetzt … Was sie für Luke empfand …
Bei ihm fühlte sie … fühlte sie sich …
Als hätte ich Magenverspannungen! Lily wollte sich im Bett zusammenrollen und die Decke über den Kopf ziehen. Was sie dann auch tat.
Vermeiden Sie Stress. Ha!
Luke arbeitete wieder mit Tom an den Weidezäunen. Heute spannten sie Draht zwischen den Pfosten, die sie gestern eingeschlagen hatten. Als sie damit fertig waren, mussten die Zäune weiter unten am Bach neu verdrahtet werden.
Und die ganze Zeit rechnete er damit, dass Lily bei ihnen auftauchen würde.
Sie ließ sich nicht blicken.
„Seid ihr
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