Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
sie nur die Tochter eines Mannes gewesen, der nach seinem Tod der halben Stadt Geld schuldete, und einer Frau mit fragwürdiger Moral. Schon als Teenager hatte sie gespürt, dass die Leute einen Bogen um sie machten. Notgedrungen fand sie sich irgendwann damit ab, eine Außenseiterin zu sein, mit der niemand etwas zu tun haben wollte.
Aber nun hatte sie erfahren, wie wundervoll es war, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Sie sehnte sich nach mehr, obwohl sie wusste, dass ihre Zeit hier bald ablief.
Lily öffnete die Tür zu Toms Zimmer … und Luke war schon da.
Beide Männer waren leger gekleidet, Tom saß bereits im Rollstuhl, und Luke trug eine Tasche voll bunter Strandlaken lässig auf der Schulter.
„Sie sind zu spät, Schwester“, hielt Luke ihr vor, aber sie sah das neckende Funkeln in seinen Augen. „Tom und ich warten schon seit einer Ewigkeit.“
Er sah atemberaubend aus in der eng anliegenden Jeans, die seine langen Beine betonte, und dem kurzärmeligen, am Kragen offen stehenden Hemd. Sein dunkles Haar war leicht zerzaust. Ich liebe seine Haare, fuhr es ihr durch den Sinn. Und sein Lächeln …
„Ich habe mir von John den SUV ausgeliehen“, verkündete er, während sie versuchte, ihn nicht verträumt anzustarren. „Da lässt sich der Rollstuhl besser verstauen.“
„Du kommst mit?“
„Das habe ich doch gesagt.“
„Aber ich dachte …“ Bebend holte sie Luft. „Ich meine, musst du nicht operieren?“
„Die Liste ist nicht lang, und auf meinen Oberarzt ist Verlass. Zwar muss ich um drei zurück sein, weil eine komplizierte OP ansteht, aber dann muss Tom sowieso ein Schläfchen machen.“
„Muss ich nicht“, konterte Tom mürrisch. „Wenn du um drei wieder hier sein willst, warum hängen wir dann noch hier rum? Schieb los!“
Luke lachte und schob den Rollstuhl aus dem Zimmer. Lily folgte den beiden.
Als sie am Empfang vorbeikamen, stand Evie dort. „Oh, Familie Williams!“ Sie lächelte breit. „Habt einen schönen Tag, ihr drei.“
„Danke.“ Lily warf einen Blick auf Tom und Luke. Beide hatten einen ähnlichen Ausdruck auf dem Gesicht.
Familie Williams … Die existierte gar nicht.
Also auch eine Täuschung.
Lily hatte nicht zu viel versprochen. Der Strand war paradiesisch schön. Über ihnen blauer Himmel und Sonne, vor ihnen weißer Sand und türkisblaues Wasser.
Luke rollte Tom die Rampe hinunter und half ihm ins Wasser. Er erwartete, dass sein Onkel sich ins seichte Wasser setzen und dort seine Übungen machen würde, aber stattdessen fing er an zu schwimmen. Lily leistete ihm Gesellschaft, und Luke sah ihnen zu. Erst beim Schwimmen, dann bei der Gymnastik und als sie anschließend nach Steinen tauchten.
„Ich behalte euch im Auge, falls ihr einen Lebensretter braucht“, antwortete er, als Tom ihm vorwarf, er solle nicht so faul herumsitzen.
In Wirklichkeit beobachtete er fasziniert, wie Tom aus seinem Schneckenhaus kam. Und er beobachtete Lily in ihrem schlichten grünen Badeanzug. Die nassen Locken fielen ihr auf den Rücken, und ihre Augen blitzten vergnügt.
Sie ist bezaubernd, dachte er.
Vielleicht sollte er doch mitmachen beim Wetttauchen, aber dabei würde er ihren Körper streifen und … Die Verlockung war groß. Verlangen und Lust hatte er seit Jahren nicht gespürt, aber jetzt waren die Gefühle da, stark und kaum zu beherrschen.
„Was ist?“ Lily kam an die Oberfläche und ertappte ihn dabei, dass er sie anstarrte. „Du machst ein Gesicht, als hätte ich plötzlich zwei Köpfe.“
„Ich sehe nur einen.“
Sie warf ihm einen verwunderten Blick zu. „Sieh dir lieber Tom an, der ist jedes Mal schneller als ich, trotz seines Beins. Willst du dich nicht mitmachen?“
„Nein.“
„Pech für dich.“ Leise lachend warf Tom den nächsten Stein und tauchte hinterher.
Luke verließ den Lebensretterposten. Er hechtete ins Wasser und schwamm weit hinaus, mit langen, kräftigen Zügen.
Allein.
Sie saßen am Ufer und aßen Fish and Chips, Tom wurde langsam schläfrig. Schließlich streifte sich Lily den Sand von den Füßen und schlüpfte in ihre Flipflops.
„Zurück ins Harbour“, befahl sie munter. „Tom, du musst schlafen, und Sie, Dr. Williams, werden im OP erwartet.“
„Luke!“
„Luke“, wiederholte sie lächelnd.
Dieses Lächeln … „Wolltest du nachher wieder zur Farm fahren?“ Seine Stimme klang rau.
„Natürlich.“
„Geh mit mir essen.“ Er wollte Zeit mit Lily verbringen, sie lachen sehen, ihre weiche Stimme hören
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