Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
… das Verlangen war zu stark, als dass er es unterdrücken konnte.
„Sie muss die Pferde füttern“, mischte sich Tom ein.
„Dann essen wir auf der Farm.“ Luke fühlte sich wie ein Boxer, der in die Seile gedrängt wurde. „Ich bleibe über Nacht und fahre frühmorgens zurück.“
Lily sah ihn an, als hätte er ihr ein Geschenk überreicht, das im nächsten Moment explodieren könnte. „Aber du fährst nicht gern hin und her“, sagte sie schließlich.
„Dann mache ich eben eine Ausnahme.“
„Wie großzügig von dir.“
Er ignorierte den spöttischen Unterton. „Ich bringe zwei von Petes Pasteten mit.“
„Die sind lecker.“ Sie wurde schwach. „Also gut.“
Sie ist einverstanden. Ein fast euphorisches Glücksgefühl durchzuckte ihn. Dinner auf der Farm. Mit Lily.
Er dachte an die feinen Restaurants, die Hannah ausgesucht hatte. Immer in der Nähe des Krankenhauses, wo sie gesehen wurden. Hannah hatte es geliebt, im Mittelpunkt zu stehen.
Lily war anders. Mit einem eleganten Restaurant konnte er sie nicht locken, mit Petes Pasteten im Farmhaus seines Onkels schon.
„Wie übernachten in getrennten Häusern“, sagte sie da.
„Der Mann wäre schön blöd …“, meldete sich Tom zu Wort.
„Halt du dich da raus.“ Lily lächelte. „Ist die ältere Generation nicht dazu da, auf Moral und Anstand zu achten?“
„Anstandsregeln können einem den Spaß verderben. Außerdem denkt doch sowieso das ganze Krankenhaus, das ihr miteinander ins Bett geht.“
Also auch die Patienten. Luke verdrehte die Augen, im selben Moment wie Lily. Beide mussten lachten, und die Anspannung ließ spürbar nach.
„Okay“, sagte Lily. „Wenn du das Essen mitbringst, sorge ich für Wein. Um acht auf Toms Veranda?“
„Ich freue mich.“
„Ausgezeichnet. Petes Pasteten sind himmlisch.“
Luke sah zu, wie Lily die restlichen Kartoffelstückchen an die Möwen verfütterte. Sie achtete besonders darauf, dass der einbeinige Vogel auch genug zu fressen bekam.
Ja, so ist sie, dachte er, und plötzlich verspürte er ein erwartungsvolles, aufregendes Gefühl.
Hoffnung.
„Wie lange genau kennst du diese Frau schon?“
Finn, natürlich. Der Mann tauchte immer da auf, wo man ihn am wenigsten erwartete. Luke hatte nur noch eine knappe Stunde, bis er auf der Farm sein musste. Er hatte gerade eine komplizierte Operation hinter sich, die unerwartet länger gedauert hatte. Für Plaudereien hatte er weder die Lust noch die Zeit, auch nicht mit seinem Chef.
„Weiß ich nicht“, log er. „Ich muss los.“
„So wie du sie ansiehst … Hast du vor, die Sache legal zu machen?“
„Was, heiraten?“ Jetzt blieb er doch stehen.
„Man hört so einiges. Die Mädchen in der Verwaltung schließen schon Wetten ab, ob die Hochzeitsfeier genauso bombastisch ausfällt wie die erste. Kommen deine Eltern?“
Träum weiter, dachte Luke. Eine Hochzeit wie die letzte … Hannahs Eltern waren steinreich und hatten keine Kosten und Mühen gescheut, um ihrer Tochter eine Märchenhochzeit zu bieten. Seine Eltern waren aus Singapur eingeflogen worden. Luke brach heute noch der kalte Schweiß aus, wenn er an seine Hochzeit dachte.
„Falls jemand heiraten sollte, dann du“, sagte er zu Finn. „Ich habe mein Soll erfüllt.“
„Ohne Trauschein kann man viel mehr Spaß haben.“
„Ich sehe nicht, dass du Spaß hast.“ Er musterte seinen Freund und beschloss, direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. „Du benutzt Frauen, um dich abzulenken. Wovon, frage ich mich? Schmerzen?“
„Das geht dich nichts an.“
„Ach, du darfst mir gute Ratschläge geben, aber ich darf nicht über die Schmerzen in deinem rechten Arm reden?“
„Wer hat gesagt, dass mir der Arm wehtut?“
Luke hatte nicht vor, Evie ans Messer zu liefern. „Wir sind im Harbour. Hier haben die Wände Augen und Ohren.“
„Die Wände können mich mal.“
„Das sehen die Wände anders. Wo tut’s denn weh?“
„Ich habe mir einen Muskel gezerrt“, antwortete Finn knapp. „Ist schon besser geworden.“
„Hat sich das jemand angesehen?“
„Nein, wozu?“
„Darf ich mal einen Blick darauf werfen?“
„Nein.“
„Finn …“
„Verschwinde. Ab zu deiner Frau“, fuhr Finn ihn an. „Das hilft.“
Luke stutzte. Das hilft. Also hatte er recht gehabt, Finn benutzte Frauen, um zu vergessen. Fragte sich nur, was? Körperliche Schmerzen oder seelische?
„Vielleicht solltest du mit einem Seelenklempner reden“, sagte er freundlich. „Mensch, Finn,
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