Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
Erbrechen, Gelbsucht und plötzlichem Gewichtsverlust. Sie ist zweiundfünfzig, war vorher nie krank.“
Gabe wurde hellhörig. Bei seinem letzten Besuch in Ciuflores hatte es einen ähnlichen Fall gegeben. Auch eine Frau. Wegen mangelnder Diagnosemöglichkeiten hatte er Hector empfohlen, sie ins Krankenhaus zu überweisen. „War irgendetwas zu ertasten?“ Bei dem letzten Fall hatte er nichts finden können.
„Ja, im Bauchraum.“
Gabe hoffte, dass es nicht die Patientin von damals war. „Laborwerte?“
„Sieht nicht gut aus.“ Taylor reichte ihm einen Ausdruck. „Der Serumbilirubinspiegel ist erhöht, auch die Leberenzyme, einschließlich alkalischer Phosphatase, sind zu hoch.“
Dem Bericht zufolge lag hier eine Cholestase vor, ein Stau der Gallenflüssigkeit, und außerdem massive Leberprobleme. Die Amylase war besorgniserregend, und der Glucosespiegel deutete auf eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse hin. Kaum ein Wert bewegte sich im Normalbereich.
„Hier sind die Ultraschallbilder.“ Ein paar Mausklicks, und die Aufnahmen erschienen auf dem Bildschirm.
Trotz der schlechten Bildqualität waren die massiven Wucherungen im Bereich des Pankreas eindeutig. Es sah nicht gut aus für die Patientin.
„Ich stelle ungern eine Diagnose mit so wenig Material“, sagte Taylor. „Dr. Aznar schreibt, dass CT und MRT leider nicht möglich sind.“
„Sie hatten nicht einmal ein Ultraschallgerät, bevor ich ihnen vor zwei Monaten eins mitbrachte“, erklärte Gabe.
„Wie gut kennst du diesen Aznar?“
„Er ist ein kluger und fähiger Arzt, dem seine Patienten am Herzen liegen. Er stammt aus der Gegend.“
„Kann er eine Biopsie vornehmen?“
„Ja, aber er hat keine Möglichkeit, die Gewebeproben zu untersuchen. Er müsste sie an ein Krankenhaus schicken, und das dauert.“ Gabe überlegte, wo, außer in Mexiko City, das nächste Labor zu finden wäre, aber ihm fiel nichts ein.
„Könnte er die Patientin nicht in ein größeres Krankenhaus schicken?“
„Doch, aber es liegt mindestens eine halbe Tagesreise entfernt und ist auch nur geringfügig besser ausgestattet. Das Problem ist, dass die meisten Einheimischen sich die Reise entweder nicht leisten können oder sie ablehnen. Deswegen ist der Internetzugang für die Spezialisten so notwendig.“ Gabe lehnte sich zurück. „Meinst du, der Tumor ist operabel?“
„Schwer zu sagen.“ Taylor sah ihn ernst an. „Bei der Größe hat er vermutlich bereits gestreut. Und die Laborwerte scheinen das zu bestätigen. In dem Fall hilft keine Operation mehr.“ Er machte eine Pause. „Für eine Chemotherapie haben sie wahrscheinlich auch nicht die Mittel, oder?“
„Nein.“ Gabes Blick fiel auf den Patientennamen. Carlotta J. Salazar. Gabe verspürte einen dumpfen Druck im Magen. Es war tatsächlich dieselbe Patientin, die er aus der Sprechstunde dort kannte. Sie lebte mit ihren drei kleinen Enkelkindern im Waisenhaus und arbeitete dort als Köchin. Nach allem, was David ihm erzählt hatte, hatte sie es im Leben nie leicht gehabt. Und nun noch diese schwere Krankheit! Gut, dass er in einigen Tagen nach Ciuflores fliegen würde. Vielleicht konnte er etwas für diese Frau tun, die auch sein Team unermüdlich und immer freundlich umsorgt hatte.
Nachdenklich betrachtete Taylor die Bilder. „Solange wir keinen Biopsiebericht haben, denke ich positiv. Der Tumor könnte doch gutartig sein. Ich maile Aznar, was wir besprochen haben, und führe ihn notfalls durch die Biopsie. Aber zuerst schicke ich die Unterlagen an einen Pankreas-Spezialisten, den ich kenne – es sei denn, ihr habt bereits einen in eurem Netzwerk.“
Gabe überlegte kurz. „Haben wir. Lass mich kurz Sheldon anrufen.“
Ein Telefonanruf, ein paar Mausklicks, und Taylor hatte die Kontaktdaten. Gabe sah zu, wie er eine kurze Mail an Hector verfasste, eine weitere an Dr. Stephen Wilkinson und die entsprechenden Dateien anhängte.
„Geschafft!“ Taylor lehnte sich zurück und grinste. „Meine Güte, was hat sich die Medizin seit meinem Studium geändert. Wer hätte damals gedacht, dass wir eines Tages Bilder und Berichte sekundenschnell um den Globus schicken könnten.“
„Das stimmt …“, gab Gabe ihm recht.
„Tock, tock“, erklang Leahs Stimme von der Tür her. „Ich habe gehört, dass Sie mir meinen Patienten gestohlen haben, Dr. Ewing.“
Taylor erhob sich und lächelte sie warm an. „Sie haben richtig gehört, meine Liebe. Kommen Sie doch herein. Wie geht es
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