Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
nicht so liefen, wie sie es sich vorstellte, hat sie das sinkende Schiff lieber verlassen, als zu mir zu halten.“
„Oh Joss!“ Melissa konnte spüren, wie schmerzhaft die Erinnerung für ihn war. „Was ist passiert?“
„Man hat mich der fahrlässigen Tötung bezichtigt.“
Melissa stieß einen entsetzten Laut aus. „Was?“
„Ich musste vor Gericht.“
„Oh nein!“ Sie war voller Mitgefühl.
„Der Patient, der starb, war ein ziemlich hochrangiger Politiker. Du kannst dir sicher gut vorstellen, dass die Sache in allen Medien für viel Wirbel sorgte. Die Krankenhausleitung hat mich als Sündenbock benutzt.“
„Wie gemein, jemandem so etwas anzutun! Aber ich habe selbst schon in Krankenhäusern mit einem korrupten Management gearbeitet. So etwas gibt es überall.“
Joss nickte. „Ich verlor jegliches Vertrauen und wollte den Arztberuf an den Nagel hängen.“
„Warum hast du es doch nicht getan?“
„Meine Familie hat mich daran gehindert. Und Dex. Sie standen hinter mir und gaben mir jede erdenkliche Stütze.“
„Und Christina?“
Er schüttelte bitter den Kopf. „Sie mischte bei der Verleumdungskampagne gegen mich kräftig mit und stellte mich vor der Presse als reinstes Monster hin. Die eigene Verlobte, von der ich mich geliebt glaubte. Reizend, was?“
Melissa blutete das Herz. Sie wollte, er würde die Vergangenheit vergessen und aufhören, sich zu quälen.
Joss konnte ihr ansehen, wie sie mit ihm fühlte. Sie hatte seinen kleinen Test mit Bravour bestanden. Im Mondlicht konnte er die feuchte Spur auf ihrer Wange erkennen.
„Tränen?“
„Ich kann einfach nicht glauben, was man dir angetan hat“, hauchte sie.
Er beugte sich vor und wischte ihr die Tränen zärtlich mit dem Daumen weg.
„Du bist eine bemerkenswerte Frau, Lis“, flüsterte er heiser. „Danke.“
„Wofür?“
„Fürs Zuhören. Dafür, dass du mir glaubst. Für deine Anteilnahme. Du bist so schön, weißt du das? Hast du eine Ahnung, welche Wirkung du auf mich hast?“ Er kam um den Tisch herum und setzte sich neben sie. „Meine Blicke folgen dir jedes Mal, wenn du in der Klinik an mir vorbeigehst. Es fällt mir schwer, mich bei ärztlichen Besprechungen zu konzentrieren, weil der Duft deines Parfüms mich verrückt macht. Nachts kann ich nicht schlafen, weil ich mir ständig vorstelle, wie du auf der anderen Seite der Wand im Bett liegst.“
Melissa schaute ihn atemlos an. Dieselben Vorstellungen plagten auch sie. „Joss“, flüsterte sie.
Er schluckte. „Ich liebe so vieles an dir, Melissa. Zum Beispiel wenn du dein Haar offen trägst. Oder wie du dich für deine Patienten einsetzt. Und auch wie aufmerksam du zuhörst, wenn jemand dir etwas erzählt … wie jetzt bei mir.“
Melissas Atem ging heftiger, das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie spürte, wie ihr Körper mit neuem Leben erfüllt wurde. Seine Worte wirkten wie ein Aphrodisiakum auf sie.
„Ich habe dich vermisst“, gestand er. „Nicht nur in den letzten beiden Wochen, auch schon, als ich dich noch gar nicht kannte. Ich hatte nur keine Ahnung, dass ich etwas vermisst habe. Bis du in mein Leben gekommen bist. Du hast keine Vorstellung, wie oft ich schon den Wunsch hatte, dich in meinen Armen zu halten, deine Lippen zu küssen und dein Verlangen nach mir in deinen Augen zu lesen.“
Melissa atmete schwer, als ihr Blick seinem begegnete. „Küss mich, Joss“, flüsterte sie, und nur zu gern kam er ihrer Aufforderung nach.
Sie seufzte sehnsuchtsvoll, als sie seinen warmen Mund auf ihren Lippen spürte. Ein wundervolles Gefühl der Zusammengehörigkeit erfasste sie, wie jedes Mal, wenn Joss sie küsste. „Ich fühle mich so … so lebendig“, gestand sie.
Die Hitze zwischen ihnen schien sich zu intensivieren. Erst hatte er befürchtet, sie erschreckt zu haben, doch sie erwiderte seinen Kuss mit der gleichen Leidenschaft. Ihr entzücktes Aufstöhnen zeigte ihm, dass sie auf ihn ebenso ansprach wie er auf sie.
„Was sollen wir nun tun?“, murmelte er rau, während er ihr die Hände auf die Schultern legte und sie ein Stück von sich schob. Lange schauten sie sich in die Augen, bis ihre Leidenschaft abebbte und sie wieder fähig waren, klare Gedanken zu fassen.
„Du meinst … unsere gegenseitige Anziehungskraft?“
„Ja. Sollen wir sie weiterhin ignorieren oder den Dingen ihren Lauf lassen?“ Jetzt, wo er ihr von Christina erzählt und gesehen hatte, wie mitfühlend und verständnisvoll sie war, wollte er mehr Zeit mit ihr
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