Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
wenn sie plötzlich im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses standen. Doch Melissa hatte die Situation mit Nonchalance gemeistert, statt zu verlangen, dass er sie wieder nach Hause brachte, wie er schon halb befürchtet hatte. Aber sie war auch nicht wie andere Frauen – schon gar nicht wie Christina. Das musste er sich immer wieder vor Augen halten.
Er schaute sie an, und als er ihr Lächeln sah, konnte er ihrem verlockenden Mund nicht länger widerstehen. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Lippen. „Danke“, sagte er rau.
„Wofür?“
„Dafür, dass es dich gibt. Du ahnst nicht, wie sehr du mir geholfen hast.“ Joss schüttelte den Kopf. „Ich hätte nie gedacht, dass ich wieder mit einer Frau ausgehen würde, dass ich in der Lage sein würde, die Vergangenheit ziehen zu lassen und in die Zukunft zu blicken.“ Er blieb stehen und zog sie in seine Arme. „Dass du bei mir bist, mir zuhörst, ehrlich an mir interessiert bist – das alles hilft mir wirklich sehr.“
„Das freut mich.“ Seine Worte waren von Herzen gekommen, und Melissa wusste, dass sie ihm nicht leichtgefallen waren. Doch sie fragte sich auch, ob sie nicht erneut ihre eigenen Interessen zurückstellte, um anderen zu helfen, so wie sie es auch bei Renulf getan hatte. In einer neuen Beziehung wollte sie nicht wieder diejenige sein, die Kompromisse einging, sondern auch einmal an sich selbst denken.
Als sie Joss jetzt im abendlichen Dämmerlicht in die Augen sah, wurde ihr bewusst, dass sie ihn liebte. Es war eine tiefere Liebe, als sie sie jemals zuvor für einen Mann empfunden hatte. Aber das bedeutete auch, dass der Schmerz umso größer sein würde, wenn Joss ihr das Herz brach. Sollte sie es trotzdem riskieren? Und welche Gefühle hatte er für sie? Empfand er mehr als nur Dankbarkeit, weil sie ihm bei seinen Problemen geholfen hatte?
Joss legte seinen Arm fester um sie. „Ich bin froh, dass du nach Didja gekommen bist“, sagte er und neigte den Kopf.
Melissa vergaß ihre Zweifel, als seine Lippen näher kamen und ihren Mund suchten. Es war kein leidenschaftlicher Kuss wie jener, den sie im Pick-up getauscht hatten, und sie hatte unwillkürlich den Eindruck, dass er eine Menge seiner Gefühle absichtlich zurückhielt.
Als sie am Pub vorbeigingen, sahen sie durchs Fenster, wie Dex mit einer attraktiven Blondine an der Bar stand.
„Ah, er ist mal wieder ganz in seinem Element“, bemerkte Joss.
„Ich habe schon von so einigen gehört, dass er ein richtiger Herzensbrecher sein soll.“
„Ich warte nur auf den Tag, an dem die Richtige auftaucht und ihn in ihre Netze lockt.“
Melissa lachte. „Das Schauspiel möchte ich mir nicht entgehen lassen.“ Sie gingen weiter die Straße hinunter, und Joss legte wieder seinen Arm um sie.
„Armer Dex. Er lief wie ein waidwundes Tier umher, als er zum ersten Mal erfuhr, dass er adoptiert war.“
„Zum ersten Mal?“ Melissa ahnte plötzlich Schreckliches. „Willst du damit sagen, dass er erst durch mich davon erfahren hat?“
„Ja. Bis dahin hatte Dex keine Ahnung, dass er adoptiert war. Er hat noch einen jüngeren Bruder und eine Schwester, von denen er natürlich glaubte, sie wären seine leiblichen Geschwister.“
„Oh Gott!“ Melissa schaute ihn fassungslos an. „Seine Eltern haben es ihm nie gesagt?“
„Nein. Es war ein ziemlich harter Schlag für ihn. Aber er wird darüber hinwegkommen.“
„Kein Wunder, dass er mir gegenüber so abweisend ist.“ Sie schüttelte den Kopf. „Und ich bin davon ausgegangen, dass er es wusste.“
„Er braucht Zeit, um es zu verarbeiten, das ist alles. Das ist bei uns Männern so.“
„Dass ihr euch in eure Höhle verkriecht?“
„So ungefähr.“
„In der Hoffnung, dass das Problem irgendwann von selbst verschwindet? Oder um eine Lösung dafür zu finden?“
„Beides. Aber meistens ist Letzteres der Fall.“
„Und wie lange kann so eine Höhlensession dauern?“
Joss hob die Schultern. „Das ist schwer zu sagen. Es hängt vom Problem ab, von der Person, und ob er in seiner Höhle Kabelfernsehen hat.“
Melissa schüttelte lachend den Kopf. „Männer!“ Inzwischen waren sie vor ihrem Apartment angelangt. Joss zog sie an sich, und Melissa legte die Arme um seinen Nacken.
„Wir Männer sind eine interessante Gattung“, meinte er.
„Oh, ich könnte noch einige andere Adjektive hinzufügen“, erwiderte sie, und er lachte.
„Davon bin ich überzeugt. Aber zerbrich dir darüber jetzt nicht den
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