Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
aufgeben.“
Levi räusperte sich. „Harte Spielregeln.“
„Das kann man wohl sagen.“
Dann stellte er die entscheidende Frage. „Hast du ihn geliebt?“
Darauf wusste Sophie keine Antwort. Am Anfang war sie überzeugt davon gewesen, ihn über alles zu lieben, doch rückblickend betrachtet, musste sie zugeben, dass sie sich immer etwas unwohl in seiner Nähe gefühlt hatte.
„Wahrscheinlich schon. Zumindest habe ich seine Merkwürdigkeiten heruntergespielt. Doch dann fing er an, mich ständig auf dem Handy anzurufen. Tag und Nacht. Es war wie ein schlimmer Kontrollzwang. Die Krönung war sein Anspruch, in Gesellschaft nur zu reden, wenn er mich dazu auffordert.“
„Das ist dir bestimmt schwergefallen.“ Levi versuchte angestrengt, ein spöttisches Grinsen zu unterdrücken. Leider ohne Erfolg.
Sophie sah ihn verärgert an, musste dann aber selbst lächeln. „Allerdings.“
Brad war definitiv nicht der richtige Mann für Sophie gewesen. Kein Wunder, dass es nicht geklappt hatte. Levi kannte diesen Typ Mann nur zu genau. Die Außenwirkung war diesen Kerlen das Wichtigste, und die Frauen hatten den Mund zu halten, dekorativ auszusehen und sich an die Regeln zu halten. Regeln, die für Männer selbstverständlich nicht galten.
Zögernd wollte er wissen: „War er denn treu?“
„Das habe ich viel zu lange geglaubt.“ Sie wich seinem Blick aus. „Ich war eine solche Idiotin!“
Levi bemerkte das verdächtige Schimmern in ihren Augen. Die Tatsache, dass sie ihm gegenüber so offen war, sagte eine Menge über ihre Stärke aus. Nur zu gern würde er sich diesen Typen einmal vornehmen. Und Sophie trösten.
„Er hat während unserer Beziehung mit seiner Sekretärin geschlafen, von Anfang an. Alle wussten Bescheid. Sein ganzes Leben bestand nur aus Lügen. Sie hatten schon seit Jahren eine Affäre, aber natürlich dachte er nicht im Traum daran, sie zu heiraten.“ Sophie schüttelte den Kopf. „Am meisten hat mich entsetzt, dass seine Geliebte zwar nicht gut genug zum Heiraten war, er aber kein Problem damit hatte, mit ihr Sex zu haben. So ein widerlicher Mistkerl!“
Zumindest hatte Sophie ihn durchschaut. „Was hast du getan, nachdem du es herausgefunden hattest?“
„Ich habe seinen sündhaft teuren Verlobungsring verkauft und den Erlös einem Obdachlosenheim gespendet. Dann habe ich ihm den Laufpass gegeben und bin hierher zurückgekehrt. Zu Smiley. Um mein Leben an einem Ort fortzuführen, an dem die Menschen meinen, was sie sagen, und sich nicht gegenseitig betrügen. Allerdings habe ich seitdem eine gewisse Abneigung gegenüber reichen Ärzten, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen.“
Levi wich ihrem Blick aus, unterdrückte ein Stöhnen. Dumm gelaufen.
„Es war wundervoll, nach Hause zu kommen. Mein Bruder hat wie immer keine Fragen gestellt. Sein einziger Kommentar war, dass meine Verlobung die kürzeste aller Zeiten gewesen sei. Typisch Smiley. Er teilt seiner Umgebung nur sehr selten mit, was in seinem Kopf vorgeht. Außer bei deiner Schwester. In meiner Gegenwart ist er ein ganz neuer Mensch.“
Levi zuckte die Achseln. „Odette mag ihn anscheinend sehr.“
„Die beiden sind so verschieden, wie man nur sein kann.“
Levi schüttelte den Kopf. „Ich würde dir zustimmen, wenn ich den Vater ihres Babys nicht kennengelernt hätte. Ich mache mir schreckliche Vorwürfe, weil es mir nicht gelungen ist, sie vor Männern wie ihm zu beschützen. Tom war ein gefährlicher und bösartiger Spinner, und es ist kein Verlust für sein ungeborenes Kind, dass es ohne diesen Vater aufwachsen wird. Ich hoffe, dein Bruder gibt Odette den Glauben an anständige und ritterliche Männer zurück.“ Wieder musste er grinsen. „Und schwanger ist sie ja schon. Es kann also nichts passieren.“
Ritterlich. So ein altmodisches Wort, doch in diesem Zusammenhang passte es, denn es beschrieb Smiley perfekt.
„Und du? Bist du ritterlich?“ Ohne nachzudenken, war ihr diese Frage entschlüpft. Urplötzlich veränderte die Stimmung im Pool sich.
„Früher war ich es. Bevor ich müde wurde und abstumpfte.“
Sophie ließ seine Worte auf sich wirken, nahm sich vor, später genauer darüber nachzudenken. Im Augenblick war sie damit beschäftigt, seinen Mund zu betrachten, der sich gelegentlich zu einem leichten, manchmal spöttischen Grinsen verzog.
Zuerst hatte sie ihn für mürrisch oder arrogant gehalten, doch erschöpft und besorgt traf es offenbar besser. Im Moment schien es ihm jedoch ganz
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