Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
glitt zum Beckenrand und lehnte sich an einen flachen Felsen, wobei er sie nicht aus den Augen ließ. „Wer hat dich so maßlos enttäuscht und dir das Herz gebrochen?“
Wie hatte sie ihn nur eine Sekunde lang für vertrauenswürdig halten können? „Was soll denn diese Frage?“, zischte sie. „Ziemlich melodramatisch, findest du nicht?“
Er zuckte die Achseln. „Okay. Also, wer hat dich enttäuscht?“
Sie sprach niemals darüber. Smiley hatte nicht danach gefragt, ihre beste Freundin Kate war gerade mit ihrem neu geborenen Baby beschäftigt gewesen, und in der Nachbarschaft waren derartige Vertraulichkeiten unüblich. Sophie war ganz einfach aus Perth zurückgekehrt und hatte die Erinnerungen an ihre gescheiterte Beziehung tief in sich vergraben.
Plötzlich war es einfach, darüber zu sprechen. „Es war ein Kollege.“ Interessierte Levi sich wirklich dafür? Zögernd sah sie ihn an, bemerkte, dass er ihrem Blick nicht auswich. Er schien es ehrlich wissen zu wollen.
Brads Bild vor ihrem geistigen Auge war schon nicht mehr so scharf wie noch vor ein paar Monaten. Sie war also auf einem guten Weg. „Er war Chefarzt der Geburtshilfe in der Klinik, in der ich meine Ausbildung gemacht habe. Ein gebürtiger Australier aus einer sehr, sehr wohlhabenden Familie, die noch bis kurz vor seiner Geburt in England gelebt hatte. Anscheinend wuchs er mit einem völlig anderen Wertesystem auf als ich.“
„Inwiefern?“ Levis Frage war unaufdringlich, doch sie entschied sich, offen zu sein.
„Es war die Art, wie er andere Menschen behandelte.“ Genau. Das hatte sie am meisten missbilligt. „Als wären sie seine Untergebenen. Trotz seines Reichtums meinte er nicht richtig zur guten Gesellschaft von Perth zu gehören, weil seine Familie erst vor einer Generation eingewandert war. Deshalb wollte er unbedingt in eine ‚alte‘ Familie einheiraten. Er war sehr beeindruckt davon, dass mein Ururgroßvater einer der ersten Siedler in Westaustralien gewesen war. Das hat er immer erwähnt, wenn er mich seinen Freunden vorgestellt hat. Er beneidete mich um die Wurzeln, die er nicht hatte. Weil einer meiner Vorfahren maßgeblich an der Besiedlung der Kimberleys beteiligt war, hielt er uns für eine Art Adelsfamilie.“
„Prinzessin Sophie“, neckte Levi sie.
„Ganz genau.“
Levi zupfte nachdenklich an einem Farnblatt. „Und was hat dich zu ihm hingezogen?“
Sophie überlegte. „Das Übliche, nehme ich an. Ich war vorher noch nie richtig verliebt gewesen. Er sah gut aus, war eine wichtige Persönlichkeit in der Klinik, besaß Charme und Witz. Am Anfang hat er sich große Mühe gegeben. Er hat mir ganz altmodisch den Hof gemacht, und das gefiel mir.“ Verlegen wich sie seinem Blick aus. „Ich bin nicht gerade der Typ, der auf unverbindlichen Sex steht.“
Levi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Wirklich? Darauf wäre ich nie im Leben gekommen.“
Machte er sich über sie lustig? Egal. Es war erstaunlich befreiend, über alles zu sprechen. „Du bist ja ein richtiger Blitzmerker.“
Abwehrend hob er beide Hände. „Tut mir leid. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Also – was ist passiert?“
Sophie konnte es kaum glauben, dass sie wirklich mit Levi darüber sprach. „Er hat sich immer mehr verändert. Am Anfang war alles wunderbar. Wir machten andauernd Sachen, die mir gefielen. Spazierengehen, segeln, Museen besuchen. Doch Brad war im Grunde nur an anderen Dingen interessiert. Ihn zog es in angesagte Restaurants und zu Empfängen und Shows. Es war ihm unheimlich wichtig, von den richtigen Leuten gesehen zu werden, dazuzugehören. Ich hatte immer das Gefühl, er wollte mit mir angeben. Versteh mich nicht falsch, diese Abende haben oft großen Spaß gemacht. Doch nachdem ich zugestimmt hatte, ihn zu heiraten, schien er jeden Respekt vor mir verloren zu haben. Irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, er würde mich als sein Eigentum betrachten.“
Und er verlangte, dass sie mit ihm schlief, obwohl sie dazu noch gar nicht bereit gewesen war. Doch dieses Detail verschwieg sie Levi. „Ich musste die Kleider tragen, die er für mich ausgesucht hatte. Außerdem hat er immer peinlich darauf geachtet, dass mein Outfit, meine Schuhe und mein Schmuck perfekt zusammenpassten. Einmal pro Woche musste ich zur Kosmetikerin und zum Friseur. Er ließ mich einen Ehevertrag unterschreiben und verkündete mir danach, dass er selbstverständlich erwartete, ich würde nach der Hochzeit meinen Job
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