Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
Gesicht, bevor er sich umdrehte und in die Mitte des Pools treiben ließ. Unfähig, etwas zu sagen oder sich zu bewegen, sah sie ihm nach.
Ihr Puls pochte in ihren Ohren, als sie Levi wie gebannt dabei beobachtete, wie er sich immer weiter von ihr entfernte. Ganz allmählich nahm sie ihre Umgebung wieder wahr, hörte das Zwitschern der Vögel, spürte den leisen Wind und ihr eigenes, heftig klopfendes Herz.
Levi zwang sich, von ihr fortzutreiben. Sie war so unglaublich hinreißend, sinnlich und … mehr als bereit. Er wollte sie. Mehr als alles andere. Doch was zum Teufel dachte er sich dabei? Diese Sache hatte keine Zukunft. Er würde Sophie nur das Herz brechen. Und seins womöglich auch.
Zum Glück war das Wasser in diesem Pool hier kalt. Kalt genug, um ihn abzukühlen. Dennoch würde es noch eine Weile dauern, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte und aus dem Wasser steigen konnte. Fast hätte er vorhin etwas Unvernünftiges getan. Noch ein, zwei Minuten, und sie wären beide an einem Punkt angelangt, wo sie nicht mehr hätten zurückkönnen. Sophie schien diese Gefahr gar nicht bewusst gewesen zu sein, so vertrauensvoll war sie.
Beschämt gestand er sich ein, dass sein Verhalten alles andere als ritterlich gewesen war.
Wütend ballte er die Hand zur Faust. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Doch natürlich hatte er gar nichts gedacht – nur gefühlt. Einen wundervollen Augenblick lang hatte er in einem Tagtraum geschwelgt. Oder war es nicht vielmehr eine erotische Fantasie gewesen? Auf jeden Fall war es eine vollkommen unangemessene Art, mit dieser bemerkenswerten Frau umzugehen. Aber ihre Lippen hatten so einladend ausgesehen, ihre zarte Haut und die zierlichen Schultern hatten in ihm eine Sehnsucht ausgelöst, die er schon seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er sie wollte, seitdem sie nach Xanadu gekommen war. Und in seiner Vorstellung hatte er sie nicht nur geküsst …
Fast hätte er jetzt seinem Verlangen nachgegeben, doch glücklicherweise war er im letzten Moment zur Vernunft gekommen. Hätte er die Kontrolle verloren, hätte sie ihn dafür gehasst, und er selbst sich auch.
Die angespannte Stille zwischen ihnen wurde nur durch das Zwitschern der Wellensittiche unterbrochen. Levi ließ sich noch immer mit dem Rücken zu ihr auf dem Wasser treiben, als Sophie vorsichtig aus dem Pool stieg.
Mit zitternden Händen – bestimmt lag es nur an der Kälte – zog sie sich schnell an. Ihre Beine fühlten sich wacklig an. Konnte ein einziger Kuss eine solche Wirkung haben? Nun ja, wenn man so etwas noch nie erlebt hatte, dann vielleicht schon.
Der Mistkerl Brad war im Vergleich zu Levi ein Stümper gewesen, dem es nur um das eigene Vergnügen gegangen war. Levi hingegen war ein Profi. Ein mit allen Wassern gewaschener Frauenversteher, der seine Künste perfekt einzusetzen wusste.
Wieder überlief sie eine Gänsehaut – diesmal jedoch nicht wegen der Kälte, sondern weil ihr klar wurde, wie gefährlich Levi ihr werden konnte. Wo lag die Grenze zwischen körperlicher Anziehungskraft und dem realen Risiko, sich zu verlieben?
Sie setzte sich auf einen Felsen und atmete bewusst ein und aus, um sich zu beruhigen. Irgendwie würde sie es schon schaffen.
Hinter sich hörte sie Levi, der leise fluchte, weil er sich beim Herausklettern aus dem Felsbassin den Zeh gestoßen hatte. Prima. Das würde ihn von erotischen Fantasien ablenken.
Betont eifrig kramte sie in ihrer Tasche, um die Schokoladentafel herauszuholen. Leider war sie geschmolzen und bog sich nun in ihrer Hand. Sophie seufzte. Heiße Schokolade war im Winter eine schöne Sache, doch jetzt hätte sie lieber etwas anderes gehabt. Nun ja, irgendetwas mussten sie schließlich essen. Und es würde helfen, wieder zur Normalität zurückzukehren.
Während sie die Verpackung aufriss und den warmen Schokobrei probierte, dachte sie über die kommenden Stunden nach. Alles, was sie von diesem verflixten Pool und dem, was darin geschehen war, ablenkte, war ihr willkommen. Sie würden in der sengenden Nachmittagssonne die große Ebene durchqueren und hoffentlich vor Einbruch der Dunkelheit das Lager erreichen. Doch was sollten sie tun, wenn sie es nicht fanden?
8. KAPITEL
Gegen zwei Uhr nachmittags machten sie sich wieder auf den Weg, ohne den Kuss im Pool noch einmal erwähnt zu haben. Die Hitze brannte trotz des T-Shirts auf Levis Schultern, und das knochentrockene Gras knirschte unter ihren Schuhen.
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