Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
mit der Hütte kürzlich ist das hier fast so gut wie ein Kreißsaal.“
Levi konnte gerade noch ein völlig unangemessenes Lachen unterdrücken. Aufmerksam betrachtete er Sophie, die es sich neben Odette bequem gemacht hatte und nun gemeinsam mit seiner Schwester auf die nächste Wehe wartete. Sie sah völlig entspannt aus – als wäre dies ein ganz normaler Apriltag in den Kimberleys. Wie sollte er es schaffen, nach Sydney abzureisen und sie hier zurückzulassen? Abgesehen von der unbedeutenden Tatsache, dass sie ihn nicht bei sich haben wollte.
Plötzlich sah Odette sie flehend an. „William hat mir erzählt, du hättest gesagt, dass die Geburt eines Babys ähnlich ist wie die eines Fohlens oder eines Kälbchens.“
Lächelnd strich Sophie Odette eine Haarsträhne aus der schweißbedeckten Stirn und lächelte. Sie hat wirklich ein ganz unglaubliches Lächeln, überlegte Levi, während er so tat, als höre er nicht zu.
„Das hätte er dir nicht weitererzählen dürfen. Ich wollte ihn damit beruhigen, weil er sich so große Sorgen um dich gemacht hat. Aber du machst das hier großartig, bestimmt wird es wirklich ganz unkompliziert.“
Levi bemerkte das feuchte Schimmern in Odettes Augen. „Ich will nach Hause. Ich kann es nicht fassen, dass ich hier mein Baby bekommen soll.“ Es war alles seine Schuld.
„Nachdem ich euch beide kennengelernt habe …“, Sophie blickte zwischen Odette und Levi hin und her und verdrehte in gespielter Verzweiflung die Augen, „… wundert mich überhaupt nichts mehr.“
Odettes Lachen wurde durch die nächste Wehe jäh unterbrochen. Levi zuckte zusammen, als sie ein dunkles, gedehntes Stöhnen ausstieß. Bald würde das Baby da sein.
Nervös ballte er die Fäuste, er fühlte sich so verdammt hilflos und völlig nutzlos.
„Sehr schön“, lobte Sophie. „Langsam atmen. Es ist gleich vorbei.“ Sie streifte Levi mit einem kurzen Blick. „Dir würde regelmäßiges Atmen auch nicht schaden, Levi.“
Diese Frau schaffte es immer wieder, ihn aus der Fassung zu bringen. „Brauchst du etwas, Sophie?“
„Ja, hol doch bitte die Wasserflasche aus dem Auto. Odette muss etwas trinken. Und dann könntest du ja mal nach Smiley sehen.“ Offenbar wollte sie ihn loswerden. Nun gut. Vielleicht sollte er die Frauen wirklich allein lassen, bis es vorbei war.
„Nenn ihn bitte William!“, stieß Odette zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Levi reichte ihr die Flasche und zog sich zurück. Sophie sah ihm nach. Angesichts des aufregenden Tags wirkte er sehr gelassen. Unerschütterlich wie immer, obwohl genau das passiert war, was er am meisten gefürchtet hatte. Hoffentlich ging alles gut mit Odettes Entbindung.
Die Gewissheit, dass Levi im Notfall da war, um ihr beizustehen, beruhigte Sophie. Es war ein gutes Gefühl, ihn in der Nähe zu haben. Daran könnte sie sich gewöhnen.
Odette griff nach ihrer Hand, und Sophie konzentrierte sich wieder auf ihre Patientin.
„Ich glaube, ich möchte jetzt nicht mehr weitermachen“, jammerte Odette.
Beschwichtigend legte Sophie ihr die Hand auf die Schulter. „Ich weiß. Lass es einfach geschehen. Atme tief ein und aus und versuch, dich zu entspannen.“
Odette stöhnte leise.
„Ich kann schon ein kleines dunkles Haarbüschel sehen, Odette!“
Angstvoll blickte Odette Sophie an. „Ich habe gar keine Wehen mehr. Stattdessen spüre ich ein furchtbares Brennen.“
„Genau so soll es sein. Durch den Druck, den sein Kopf ausübt, dehnt sich der Geburtskanal gerade auf seine fünffache Größe – und das tut weh.“
„Also, eins steht fest: Ich werde definitiv nicht noch ein zweites Kind bekommen!“
„Darüber kannst du dir später Gedanken machen. Jetzt versuch, so langsam wie möglich zu pressen. Du willst dein Baby schließlich nicht zu schnell auf die Welt befördern.“
„Will ich nicht?“, stieß Odette hervor. „Du machst wohl Witze!“ Erschöpft schloss sie die Augen und zwang sich, ruhig zu atmen.
Sophie wischte Odette die schweißüberströmte Stirn ab. „Du machst das ganz großartig!“
Die nächste Wehe kam, und plötzlich kam der kleine Kopf des Babys zum Vorschein. Vorsichtig hielt Sophie ihn fest und wartete auf die nächste Kontraktion. Sekunden später war es so weit, und Sophie hielt das Baby in den Händen.
„Ist es wirklich ein Junge? Habe ich einen Sohn?“ Odette schien einen neuen Energieschub bekommen zu haben. „Was ist los? Warum schreit er nicht?“
Sophie legte der
Weitere Kostenlose Bücher