Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
wagen? Oder war es besser, einen Rückzieher zu machen? War sie mutig genug, das Risiko einzugehen? Das Risiko, tiefer als jemals zuvor verletzt zu werden? Ja, sie musste es riskieren. Der heutige Tag hatte ihr überdeutlich gezeigt, worauf es im Leben ankam.
„Ich werde einsam sein, weil du nicht mehr da bist.“ Sie sah ihn an, betrachtete sein entschlossenes Kinn, den sinnlichen Mund, die unglaublich blauen Augen. Irgendwie hatte dieser Mann ihr Herz im Sturm erobert, obwohl sie sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte. „Ich weiß nicht genau, wie es passiert ist, aber ich habe mich an deine Anwesenheit gewöhnt. In nur einer Woche“, gestand sie betrübt.
Es war zu spät, um seine ganz besondere Wirkung auf sie zu leugnen. Okay, da waren sein offensichtlicher Reichtum und die Tatsache, dass er nicht aufrichtig gewesen war – beides eigentlich K.O.-Kriterien. Gleichzeitig erkannte sie, dass er perfekt zu ihr passte. Er hatte immer sofort intuitiv gewusst, wann sie seine Unterstützung brauchte, und war immer für sie da gewesen.
Nie zuvor hatte ein Mann sie so verstanden. Das war der entscheidende Punkt. Levi schien sie besser zu kennen als sie sich selbst. „Aber wie kann das nur sein?“
„Wie kann was sein?“
Erschrocken bemerkte Sophie, dass sie laut gedacht hatte. „Wieso bist du der einzige Mann, der mich wirklich versteht?“
Seine Stimme wurde weich. „Wenn du es versuchen würdest, kannst du auch mich verstehen.“ Ein Blick in seine Augen genügte, und es kam ihr so vor, als sei die Vergangenheit wie ausgelöscht.
Sophie sah in ihm nur noch den Mann, der voller Fürsorge für andere war. Der gern Neues lernte und sich immer geduldig ihren Standpunkt anhörte. Sah seine Bereitschaft, ihr jede Last abzunehmen, wenn sie erschöpft war. Und seine Arme, in denen sie sich so sicher und geborgen gefühlt hatte. Vielleicht verstand sie ihn doch. Zaghaft erlaubte Sophie sich die Vorstellung eines Lebens mit Levi. Falls sie sich dazu durchringen konnte, ihm zu vertrauen.
War es wirklich so einfach? „Ich glaube, ich habe es schon versucht. Mit Erfolg.“
Tief bewegt legte er seinen gesunden Arm um sie und zog sie an sich. „Zwei Menschen, die an entgegengesetzten Enden eines riesigen Landes leben, treffen sich zufällig und erleben die unglaublichsten Dinge. Wir haben uns in dieser einen Woche beide verändert, haben so vieles miteinander geteilt – vielleicht ist es Schicksal.“
Sophie schüttelte traurig den Kopf. „Wie kann es Schicksal sein, wenn du in einer Stadt wohnst, in der ich niemals leben könnte?“
Er lächelte. „Umgekehrt ist es genauso.“
Es war hoffnungslos. Sie hatte es ja gewusst. „Siehst du?“
„Glaub mir, es wird funktionieren. Mit der Zeit.“ Er stand auf und zog sie hoch. „Komm mit. Nach all der Aufregung musst du dich etwas ausruhen. Es war ein langer Tag.“ Zärtlich streichelte er ihre Wange. „Aber dieses Thema ist noch nicht ausdiskutiert.“
Plötzlich fiel es ihr ein. Sie musste ihm ja noch etwas beichten. „Es gibt da noch etwas, das ich dir sagen muss.“
Er blieb stehen. „Wirklich?“ Fragend sah er sie an. „Entdecke ich da etwa eine Spur von Schuldbewusstsein?“, neckte er sie liebevoll.
Sophie wurde rot, was ihn noch mehr zu amüsieren schien. „Das wäre ja zu schön. Hat unsere tugendhafte Sophie womöglich etwas falsch gemacht? Dass ich das noch erleben darf!“
Niedergeschlagen senkte sie den Blick. Doch es musste sein. Also straffte sie entschlossen die Schultern. „Erinnerst du dich noch, wie du mich gefragt hast, ob ich den früheren Eigentümer von Xanadu kenne?“
„Hm.“
„Ich habe gesagt, ich wüsste es nicht …“ Sie zögerte, bevor sie bekannte: „Das war gelogen. Es war unser Großvater.“
Levi brach in schallendes Gelächter aus. „Du hast mich angeschwindelt?“
Verlegen wich sie seinem Blick aus. „Es ist so eine lange Geschichte – ich hatte einfach keine Lust, sie dir zu erzählen.“ Wie konnte er es wagen, sie auszulachen?
„Du hast gelogen!“
Allmählich wurde Sophie ungeduldig. „Ja. Aber nicht so oft wie du! Auch wenn ich natürlich eine gewisse Ironie darin sehe.“
„Das ist großartig!“ Levis Miene wurde ernst. „Unter diesen Umständen kann ich leider nicht mehr mit dir sprechen. Du hast mich mit deiner Lüge zu sehr verletzt.“
Sophie erstarrte, erkannte jedoch sofort, dass er sie nur geneckt hatte. „Sehr witzig. He, du bist ja ein richtiger
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