Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
männliche Wärme. Doch so ganz konnte sie die erotische Spannung nicht abschütteln. Außer ihnen war kein Mensch auf der Straße, und immer wieder kamen sie an dunklen Ecken und Gassen vorbei, wie geschaffen dafür, dass ein Mann und eine Frau sich dort in leidenschaftlicher Umarmung aufwärmten.
Mia erstickte die gefährlichen Gedanken, aber das heftige Sehnen tief in ihrem Bauch blieb.
„Frierst du nicht?“, fragte sie.
„Ich hatte zwei Bier“, meinte er achselzuckend.
Mia nickte. „Ich trinke selten.“
„Magst du keinen Alkohol?“
„Das ist es nicht. Aber es gab eine Zeit, da hatte ich zu viel davon.“
„Aha“, antwortete er, erstaunt darüber, dass sie ihm etwas Persönliches anvertraute. „Möchtest du darüber reden?“
Ganz sicher nicht! Warum hatte sie das gesagt? Verdammt, der Mann hatte etwas an sich, dass sie unvorsichtig werden ließ. Sie würde einen Teufel tun und ihm von den zwei Jahren in ihrer Vergangenheit erzählen, als sie zu viel getrunken und sich mit unangenehmen Typen eingelassen hatte.
Das war vorbei.
„Nein.“ Als er fragend die Brauen hob, fügte sie hinzu: „Es ist kompliziert.“
Ein paar Momente lang herrschte Schweigen.
„Vermutlich kann ein Mann aus Marsala das nicht nachvollziehen“, sagte sie dann.
Luca erstarrte innerlich. Er hatte die knisternde Spannung zwischen ihnen genossen. Sie wuchs mit jedem Schritt, der sie ihren Wohnungen näher brachte. Ihren Betten … Auf dem schmalen Bürgersteig berührten sich ihre Arme, Mias warmer Körper schien mit seinem zu flirten.
Mit ihrer Frage war all das schlagartig vergessen.
Mia sah ihn an. „Wann bist du von zu Hause weggegangen?“
Fast hätte er gelacht. Das hörte sich an, als wäre es ein freiwilliger Entschluss gewesen. Weit gefehlt, ihm war kaum eine andere Wahl geblieben. „Mit sechzehn.“
Sie pfiff leise durch die Zähne. „Das ist lange her.“
Luca lachte leise, versuchte, vom Thema abzulenken. „Willst du damit sagen, ich bin alt?“
Mia lachte auch. „Du bist weitab vom Schuss, Luca.“
Allerdings wusste sie am besten, dass ein Haus nicht dadurch zu einem Zuhause wurde, weil es in der Nähe war. Sie war zwanzig Autominuten von hier entfernt aufgewachsen, aber ihr Elternhaus hätte auch in Italien liegen können. Mia verband nichts mit dem Backsteinhaus, in dem ihre Mutter immer noch residierte … vorzugsweise auf der Couch.
Luca richtete den Blick auf den erleuchteten Bogen der Sydney Harbour Bridge, die über den Baumwipfeln zu sehen war. „Ja, das bin ich.“
Mia lächelte. „Möchtest du darüber reden?“
„Nein.“
„Man erzählt sich, dass du in London Medizin studiert hast. Ich dachte, italienische Mamas behalten ihre Söhne gern im Auge. Gibt es keine anständigen Universitäten in Italien?“
Luca sah wieder das eingefallene Gesicht seiner Mutter vor sich, an jenem schrecklichen Tag, der alles veränderte. Kummer und Enttäuschung gruben tiefe Falten in ihre geliebten Züge.
Mit ausdrucksloser Miene sah er Mia an und wiederholte ihre Worte: „Es ist kompliziert.“
Sie nickte. Ja, das verstand sie. Und auch die unterschwellige Botschaft, die mit seiner knappen Antwort verbunden war – Keine Fragen mehr.
Mia akzeptierte es. Während sie stumm nebeneinanderher gingen, spürte sie seine Anspannung. Aber sie war sich auch seines großen, schlanken Körpers bewusst, der kraftvollen dunklen Männlichkeit.
„Da wären wir“, sagte sie unnötigerweise, als sie den zehnstöckigen Apartmentkomplex erreicht hatten.
Luca schüttelte die düsteren Gedanken an die Vergangenheit ab. „Ja“, murmelte er und sah auf Mia hinunter. „Zu mir oder zu dir?“
Ihr stockte der Atem. Sie hätte empört sein müssen, dass er wie selbstverständlich annahm, dass sie mit ihm ins Bett gehen würde. Aber er blickte sie so intensiv an, und sie brauchte nur auf seinen sinnlichen Mund zu sehen, und schon waren alle Bedenken wie weggeblasen.
Nie zwei Mal mit demselben Mann, das war ihre goldene Regel. Jetzt war Mia drauf und dran, sie zu brechen. Sie wollte Luca so sehr, dass ihr schwindlig war vor Lust.
„Zu dir“, antwortete sie leise. „Ich wohne mit Evie zusammen.“
Einen köstlich erregenden Moment lang hielt er ihren Blick fest, dann öffnete er die Tür und ließ Mia vorangehen.
Schweigend fuhren sie mit dem Fahrstuhl in den neunten Stock. Luca lehnte an einer Wand der Kabine, Mia an der gegenüber. Sie bekam weiche Knie, als er sie, die Arme lässig vor der breiten
Weitere Kostenlose Bücher