Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
der Welt, aber wie lange litt sie schon und ignorierte die Schmerzen? Warum hatte sie sich nicht von Jim nach Pea Ridge fahren lassen, um sich untersuchen zu lassen? Warum hatte sie nichts von dem Ausschlag erwähnt, als sie mit Darby telefonierte? Selbst wenn ihre Mutter nicht verstand, warum sie Ärztin geworden war, wusste sie doch, dass ihre Tochter eine verdammt gute Ärztin war.
Als sie die letzten Saftreste vom abgenutzten Holzboden gewischt hatten, begegnete Darby dem Blick ihrer Mutter und fühlte sich, als wäre sie wieder fünf Jahre alt.
„Mom“, begann sie, bevor sie die Küche betraten, „du hättest Blake nicht wegen des Ausschlags fragen müssen. Ich hätte ihn mir auch angesehen.“
„Unsinn.“ Ihre Mutter winkte ab. „Er ist ein echter Arzt.“ Sie warf Blake, der sich mit Darbys Vater unterhielt, einen bewundernden Blick zu. „Warum solltest du dir Sorgen über einen kleinen Ausschlag machen?“
Ein echter Arzt. Was war sie dann? Eine Scheinärztin?
Schon möglich, schließlich täuschte sie an diesem Wochenende alles andere vor.
Blake musste kein Raketenwissenschaftler sein, um zu sehen, dass sich Darby über ihre Familie ärgerte.
Als Jüngste von fünf Kindern und einziges Mädchen behandelte ihre Familie sie, als könne sie nichts allein tun. Selbst wenn sich Darby nur Tee nachschenken wollte, erledigte das jemand für sie. Sahen sie denn nicht, was für eine talentierte junge Frau sie war? Wie sehr sie das ärgerte?
Ein Teil von ihm beneidete sie um diese große Familie, den Lärm, den herzlichen Umgang miteinander.
Als kleiner Junge hatte er seinem Großvater begeistert zugehört, wenn er von riesigen Familientreffen auf Malta erzählte, aber nur Vic Di Angelo war in die Staaten gekommen, um sein Glück zu machen. Er hatte eine hübsche junge New Yorkerin kennengelernt, die bei der Geburt ihres einzigen Kindes – Blakes Mutter – gestorben war. Cecelia Di Angelo war als Teenager schwanger geworden, und obwohl sie mehrmals heiratete, blieb Blake ein Einzelkind.
Seit dem Tod seines Großvaters bestanden Familienessen aus Blake und seiner Mutter in einem netten Restaurant in der Stadt, in der sie gerade wohnte, mit Small Talk, während sie an Wein nippten und so taten, als hätten sie etwas anderes gemeinsam als den schroffen alten Mann, den sie beide geliebt hatten.
„Noch etwas Bananenpudding, Dr. Di Angelo?“, fragte eine von Darbys Schwägerinnen. Er konnte sich nicht daran erinnern, welcher ihrer Brüder mit der großen Rothaarigen verheiratet war, aber sie war offensichtlich die Mutter der drei rothaarigen Kinder, die immer wieder ins Esszimmer rannten.
Er war ein wenig eifersüchtig auf die Freiheit, die die Kinder genossen. Verglichen mit den schicken Wohnungen, in denen er immer gewohnt hatte, musste es fantastisch sein, an einem Ort wie diesem aufzuwachsen.
„Nennen Sie mich ruhig Blake, und nein danke, keinen Pudding mehr.“ Er klopfte auf seinen flachen Bauch. „Ich wünschte, ich könnte noch, aber ich bin voll.“
„Hat er gerade gesagt, er ist toll?“ Eine weitere Schwägerin kicherte auf der anderen Tischseite und fächelte sich Luft zu.
Blake grinste. Oh ja, er mochte Darbys Familie. Sehr.
„Da muss ich dir zustimmen“, sagte eine andere, während sie ihre drei Monate alte Tochter im Arm hielt, um sie zu stillen.
Als sie in letzter Minute eine Babydecke über ihre Schulter und die entblößte Brust legte, spürte Blake Darbys Erleichterung deutlich. Um sie zu beruhigen, zwinkerte er ihr zu.
„Es tut mir leid“, flüsterte sie ihm zu.
Ihr warmer Atem kitzelte sein Ohr, schickte Gänsehaut über seinen Körper und ließ sein Herz schneller schlagen.
„Was?“ Entschuldigte sie sich dafür, dass er nur ihren blumigen Duft roch, obwohl auf dem Tisch noch immer köstliches Essen stand? Oder dafür, dass er ihr, immer wenn er sie ansah, ihre Kleidung abstreifen wollte, um zu erforschen, was sie darunter trug?
„Dass ich dich dazu gebracht habe, Hühnchen zu essen, natürlich“, neckte sie ihn, aber er las die Wahrheit in ihren Augen. Sie machte sich Sorgen, weil sie dachte, dass er ihre Familie nur ihretwegen ertrug und es kaum aushielt.
Für Darby würde er jede Unannehmlichkeit auf sich nehmen – schließlich waren sie Geschäftspartner. Aber er genoss ihre Familie.
Allerdings konnte er auf die Art, wie ihre Brüder ihn anstarrten und verfängliche Fragen zu seinen Absichten bei ihrer kleinen Schwester stellten, gut
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