Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
die Sie mir gern zeigen würden?“
Darby versuchte zu ignorieren, dass Blake seine Hand besitzergreifend auf ihren Rücken gelegt hatte. Oder dass sich ihre Schwägerinnen verschwörerisch zulächelten und ihre Brüder Blake misstrauisch musterten, weil sie nicht genau wussten, was sie von ihm halten sollten. Und dass sich ihre Eltern überschlugen in der Hoffnung, dass er ihr Baby vor ihrem jugendlichen Leichtsinn rettete, in dem sie die Medizin einer Ehe und Kindern vorgezogen hatte.
Sie scheiterte kläglich.
Kein Wunder. Sie und Blake saßen zusammengepresst nebeneinander auf demselben Sofa, auf dem sie schon gesessen hatte, als sie noch Windeln trug. Ihre Mutter saß Blake gegenüber, blätterte durch ein Familienfotoalbum und zeigte ihm begeistert verschiedene peinliche Fotos von ihrer Tochter.
Darby schüttelte den Kopf, als Blake interessiert alle Fotos ansah – besonders ihre „Dilly“-Fotos.
„Die Jungs haben sie einfach überall mit hingeschleppt. Sie ist Traktor gefahren, hat geholfen, Heu zu schleppen – was ihre Brüder auch gemacht haben, Darby war immer dabei. Kein Wunder, dass sie so ein Wildfang war.“
Grübchen bildeten sich in Blakes Wangen, und seine Augen funkelten frech. „Du warst ein Wildfang?“
Sie zuckte die Schultern. „Für eine Weile.“
„Dann hat sie die Bücher entdeckt und sich in ihrem Zimmer versteckt und gelesen, anstatt ihre Aufgaben zu erledigen“, erzählte Jim.
„Ich glaube, sie hat jedes Buch unserer Stadtbibliothek gelesen. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so gern liest.“ Darbys Mutter schüttelte verwirrt den Kopf. „Immer wieder habe ich ihr gesagt, dass davon kein Essen auf den Tisch kommt.“
„Aber es hat sich ausgezahlt. Schau sie dir jetzt an – eine Ärztin“, sagte Rosy und lächelte Darby an. „Wir sind alle so stolz darauf, was sie erreicht hat. Stimmt’s?“
„Sicher“, ächzte Jim, als ihm seine Frau ihren Ellbogen in die Rippen stieß.
Darby lächelte Rosy dankbar an. Auch wenn sie ihr nicht glaubte. Ihre Eltern wären stolz gewesen, wenn sie gleich nach der Schule geheiratet, jetzt ein halbes Dutzend Kinder hätte und in der Landwirtschaft arbeiten würde. Ärztin zu werden und sechs Stunden entfernt zu leben machte sie nicht stolz.
Sie waren nicht einmal zu ihrer Abschlussfeier gekommen.
Oder zur Eröffnung von Blakes und ihrer Praxis.
Allerdings hatte Rosy an diesem Wochenende auch ihr Baby bekommen – wofür sie sich immer wieder entschuldigt hatte. Als hätte sie Einfluss darauf gehabt, wann ihr Sohn auf die Welt kam. Aber wahrscheinlich wären ihre Eltern auch sonst nicht gekommen. Soweit sie wusste, hatten sie Alabama noch nie verlassen.
„Sie ist eine erstaunliche Frau, oder?“ Blake drehte sich zu ihr, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und schenkte ihr einen Blick, der sie beinahe hier auf dem Sofa ihrer Mutter dahinschmelzen ließ.
„Ich kann mir mein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen“, sprach er mit leiser, verführerischer Stimme weiter. Er zog ihre Hand an seinen Mund und presste einen sanften Kuss auf ihre Finger.
Ihr Atem stockte. Sie konnte den Blick nicht von ihm wenden.
Den ganzen Abend schon übertrieb er. Ständig berührte er sie, lächelte und sah sie an, als würde er sie mit Blicken ausziehen und ihm gefallen, was er dabei entdeckte.
Obwohl sie wusste, dass er nur schauspielerte, prickelte ihr Körper an Stellen, die auf dem Sofa ihrer Mutter nicht zu prickeln hatten.
Sie wollte, dass er sie bemerkte, als Frau wahrnahm, aber war sie wirklich bereit, die Konsequenzen zu tragen für das, was sie in Gang setzte? War sie bereit, das zu verlieren, was sie hatten – in der Hoffnung, in der Liebe den Jackpot zu knacken?
4. KAPITEL
„Hey, Schwesterherz! Kann ich dich kurz sprechen?“
Alarmiert drehte sich Darby zu ihrem Bruder um. Er wusste es, oder?
„Was ist denn, Jim?“
Wenn einer ihrer Brüder merkte, dass ihre Beziehung zu Blake nur vorgetäuscht war, dann Jim. Er durchschaute sie immer.
„Ich mache mir Sorgen um Mom.“
Erleichterung und Besorgnis machte sich in Darby breit. „Was ist mit ihr?“
„Die letzten Tage war sie nicht sie selbst.“
„Wegen ihrer Gürtelrose, meinst du?“
Jim kratzte sich an seinem blonden Kopf. „Vielleicht. Ich bin kein Arzt, aber ich glaube, da ist noch etwas anderes als ihr Ausschlag.“
„Wie kommst du darauf?“
„Sie verhält sich seltsam.“
„Inwiefern?“
„Ich habe gesehen, wie sie ihre Hand auf die Brust
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