Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
oder nicht, aber es ist so groß und so mächtig, dass ich glaube, ein Leben reicht nicht aus, um ihm diese Liebe zu zeigen.“ Evie sollte wissen, dass sie an seiner Liebe zu Isaac nie wieder zweifeln musste. „Ich hatte solche Angst, dass ich ihn nicht lieben kann, Evie. Und jetzt ist es … einfach da.“
Sie spürte, wie erleichtert er war. Doch obwohl sie sich freute, regte sich bei ihr ein erstes schwaches Unbehagen. Aber sie lächelte ihn an und sagte: „Ich weiß.“
„Es ist wie ein Wunder!“ Finn lachte leise. „Dies ist so anders als alles, was ich jemals empfunden habe.“
Wieder lächelte sie, aber es fühlte sich gezwungen an. Tief in ihrem Herzen wünschte sie sich sehnsüchtig, dass dieses Wunder, wenigstens ein bisschen, auch sie betraf.
Dass er sie anblicken und ihr sagen würde, wie sehr er sie liebte.
Sie brauchte Finns Liebe genauso, wie Isaac die Liebe seines Vaters brauchte.
„Und du … du warst großartig“, fuhr er fort. „Was dein Körper geleistet hat, bewundernswert. Isaac und ich können von Glück sagen, dass wir dich haben, und ich werde für den Rest meines Lebens für dich sorgen. Für die Mutter meines Kindes will ich nur das Beste. Ich liebe dich, Evie.“ Er betrachtete seinen Sohn. „Ich hätte keine bessere Mutter für mein Kind finden können.“
Unwillkürlich hielt sie den Atem an, als sie die Worte hörte, nach denen sie sich seit ihrer ersten Begegnung bei jenem Galadinner vor fünf Jahren gesehnt hatte. Aber sie klangen hohl und leer.
Finn schwebte auf Daddywolke sieben, und sie war die Mutter seines Kindes, auf die auch ein bisschen von dem Glanz des Neuen fiel.
Evie war plötzlich unendlich müde.
10. KAPITEL
Eine Stunde später hatte Evie zum ersten Mal Milch abgepumpt, und sie sah zu, wie ein Milliliter über die Magensonde in Isaacs schmalen Körper floss.
Finn bestand darauf, dass sie sich endlich wieder hinlegte. Die Schatten unter ihren Augen waren noch dunkler geworden, und sie hing mehr in ihrem Rollstuhl, als dass sie saß.
„Und du? Du hast noch gar nicht geschlafen.“
„Ich habe kein Kind zur Welt gebracht und keine Notoperation hinter mir. Schlaf kann ich heute Abend in meinem Büro nachholen.“ Auf der erstaunlich bequemen Couch hatte er schon manche Nacht verbracht.
Obwohl er Isaac nicht allein lassen wollte, musste er zugeben, dass es guttat, sich die Beine zu vertreten. Bella und Lexi blieben solange bei dem Kleinen.
Evie schwieg, während er sie zu ihrem Zimmer schob. Seine Besorgnis wuchs. „Alles okay?“, fragte er, als er den Rollstuhl neben ihr Bett fuhr. „Hast du Schmerzen? Fühlst du dich nicht wohl?“ Finn legte die Hand an ihre Stirn. Fieber schien sie zum Glück nicht zu haben.
Sie schloss die Augen, genoss den flüchtigen Moment, seine Finger auf der Haut zu spüren. „Mir geht’s gut. Bin nur müde.“
Verwundert merkte er, dass sie seinem Blick auswich. „Du musst ausgeruht sein, wegen der Milchproduktion.“
Als Ärztin stimmte sie ihm zu. Oft genug hatte sie ihren Patientinnen das Gleiche erzählt und ihnen noch ein Merkblatt in die Hand gedrückt. Aber von Finn wollte sie so etwas nicht hören. Sie sehnte sich danach, dass er sie in die Arme nahm, sie streichelte und ihr sagte, wie schön und wundervoll sie sei.
Natürlich würde er das nicht tun. Erstens, weil Finn nicht der Typ dafür war, zweitens, weil sie keine Schönheit war – eher im klassischen Sinn interessant –, und drittens hatte sie vermutlich noch nie unattraktiver ausgesehen als jetzt. Allerdings spielte es wahrscheinlich keine Rolle, wie man aussah, wenn man nicht mehr Frau, sondern nur noch Milchquelle für ein Frühchen war.
„Bist du jetzt die Milchpolizei?“ Es klang nicht ganz so scherzhaft, wie sie es vorgehabt hatte.
Irgendetwas hat sie, dachte Finn und überlegte genau, was er sagte. „Kolostrum ist sehr wichtig für Isaacs Immunsystem.“
Typisch Finn mit seinem medizinischen Tunnelblick! Für ihn zählten nur Fakten. Evie atmete tief durch, um sich nichts anmerken zu lassen. „Ja, ich weiß.“ Sie schob ihn beiseite und kroch in ihr frisch gemachtes Bett.
Fast hätte sie laut aufgestöhnt, als die kühle Decke sich an ihre Haut schmiegte. Was für eine Wohltat!
Finn betrachtete sie. Blass, mit geschlossenen Augen lag sie da, und das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, verstärkte sich. „Evie …?“
Er zögerte, weil er nicht wusste, wie er seine Befürchtungen formulieren sollte. Ihr Hormonhaushalt musste
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