Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
Glückwünsche auszusprechen.
„Ich habe mir gedacht …“, begann Finn, als er für sie ein Mineralwasser und für sich eine Cola auf den Tisch stellte, „… dass du bei mir einziehst, bis das Haus in der Lavender Bay bezugsfertig ist.“
Evie verschluckte sich an ihrem Mineralwasser. Sie hustete, um die feinen Tröpfchen loszuwerden, die ihre Luftröhre belagerten, und brachte kein Wort hervor.
„Habe ich dich schockiert?“, scherzte Finn.
„Ja“, krächzte sie, räusperte sich und trank einen Schluck.
Finn griff über den Tisch nach ihrer Hand. „Für mich macht es Sinn. Wir werden heiraten, sobald Isaac zu Hause ist, und da wir sowieso im selben Gebäude wohnen, wäre es albern, zwei Wohnungen zu halten.“
„Stimmt“, murmelte sie. Unter praktischen Gesichtspunkten hatte er absolut recht. Evie betrachtete seine Hand, die auf ihrer lag. Aber … wo blieben die Gefühle?
So etwas wie: Ich kann keinen Tag länger ohne dich leben oder Ich liebe dich, bleib für immer bei mir.
Sie zog ihre Hand weg. „Finn, ich finde, darüber sollten wir uns im Moment keine Gedanken machen. Ich möchte mich nur um Isaac kümmern, alles andere ist nebensächlich.“
Seine Hand fühlte sich leer an. Finn konzentrierte sich auf das, was sie gesagt hatte. Natürlich kam Isaac an erster Stelle. Das musste jedoch nicht heißen, dass sie völlig erschöpft und kaputt war, wenn der Kleine nach Hause kam.
Nach Hause.
Zum ersten Mal in seinem Leben wärmten ihn diese Worte, anstatt ihn daran zu erinnern, was er immer vermisst und nie gehabt hatte.
Er hatte ein Zuhause. Und eine Familie, die es mit ihm teilte.
„Trotzdem brauchst du einen Platz, wo du duschen und dich umziehen, ein paar Stunden schlafen oder auch deine Mails checken kannst.“
„Das schon, aber ich werde mich dort nicht lange aufhalten. Ich will so oft wie möglich bei Isaac sein, Finn.“ Ihr wurde der Hals eng, wenn sie daran dachte, wie ihr kleiner Junge allein in dem sterilen Krankenhauszimmer lag. „Für einen Umzug wird gar keine Zeit sein.“
Er verstand, was sie meinte. Auch wenn Isaac von Tag zu Tag kräftiger wurde, so ertrug auch Finn kaum den Gedanken, ihn in der Obhut von Fremden zu lassen. „Okay, gut, aber …“ Er griff in seine Jackentasche und holte ein weinrotes Samtkästchen heraus. „Das ist für dich.“
Finn öffnete es, und drinnen auf schwarzem Samt thronte ein Einkaräter im Princess-Schliff – eine Prinzessin für seine Prinzessin. Der Diamant funkelte im gedämpften Licht der Tischlampe, als Finn das Kästchen zu Evie hinschob. „Mir ist eingefallen, dass ich dir noch keinen gegeben hatte. Das hatte ich versäumt. Ich möchte, dass du ihn trägst, damit alle wissen, dass wir eine Familie sind.“
Evie war froh, dass sie gerade nichts trank. Sonst wäre sie diesmal bestimmt daran erstickt. Ihr Puls raste, als sie die Schachtel nahm und den Ring betrachtete – ein viereckiger Diamant in einer antiken Platinfassung.
„Er ist schön“, flüsterte sie. Einen solchen Ring hätte sie sich auch ausgesucht, und für einen winzigen Augenblick lang wollte sie ihn aus seinem Samtbett holen und aus der Nähe bewundern. „Er muss dich ein Vermögen gekostet haben.“
„Für die Mutter meines Sohnes ist mir kein Preis zu hoch.“
Ein hysterisches Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, und Evie unterdrückte es nur mit Mühe. Wie sehr sehnte sie sich danach, sich diesen Ring auf den Finger zu schieben und ihn nie mehr abzunehmen.
Finns Frau zu werden.
Doch wenn sie das tat, würde sie ihre Träume und Sehnsüchte verleugnen. Sich für immer aufgeben, weil sie auf das verzichtete, was sie sich von Finn am meisten wünschte … seine aufrichtige Liebe.
Entschlossen ließ sie den Deckel zuschnappen und schob das Kästchen zurück, den Blick fest auf die feuchten Rinnsale an ihrem Glas gerichtet. „Ich werde dich nicht heiraten, Finn.“
„Was?“ Seine Hoffnungen zitterten wie Seifenblasen im Wind, und Finn erinnerte sich wieder daran, dass Evie ihm gestern nicht in die Augen hatte sehen können. Wie jetzt auch.
Sie rührte mit ihrem Strohhalm im Glas. „Ich weiß, dass ich etwas anderes gesagt habe, aber … das war vor alldem hier.“
Finn legte eine Hand auf ihre, stoppte damit das nervöse Rühren. „Sieh mich an, Evie.“
Bemüht, ihm nicht zu zeigen, wie verletzt sie war, blickte sie ihn ausdruckslos an.
„Was ist los?“, fragte er.
Evie seufzte. Dieser tolle, umwerfende Mann hatte wirklich keine
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