Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Bett gelehnt, die Beine lang ausgestreckt, und Julian lag an ihn gekuschelt.
Nat hatte recht, es war eine besonders schöne Tageszeit. Doch so sehr Alessandro sich darüber freute, bedauerte er es doch zutiefst, zugelassen zu haben, dass Camilla einen Keil zwischen ihn und Julian getrieben hatte. Da er aus völlig falschen Gründen geheiratet hatte, glaubte er, das gespannte Verhältnis zu Julian wäre eben die logische Folge davon. Aber er hatte niemals damit gerechnet, dass er einmal allein für seinen Sohn sorgen würde, weil dieser seine Mutter verloren hatte. Sie waren einander so fremd.
„Gestern hat Nat mir einen Lamington-Kuchen gekauft.“
Abwesend rieb Alessandro sein Kinn an Julians weichem Lockenschopf. Er genoss diese Zeit mit ihm. Vor drei Tagen hatte Nat darauf bestanden, dass Gutenachtgeschichten Sache eines Vaters waren, und hatte ihm das Buch vor die Brust gedrückt.
Julian hatte geschmollt und gebettelt, dass sie ihm vorlas. Aber sie hatte ihnen nur zugelächelt, Julian einen Gutenachtkuss gegeben und war gegangen. Und jetzt fühlten sich beide wohl mit ihrem abendlichen Ritual.
„Tatsächlich?“, meinte Alessandro. „Bist du dadurch unsichtbar geworden?“
Julian kicherte. „Nee. Aber er hat lecker geschmeckt.“
Alessandro lächelte in sich hinein, da er an die leckere Nat mit ihrer Napolitano-Sauce denken musste. Keine Frau hatte je so süß geschmeckt.
Aber egal, ob sie nach Zuckerwatte, Zimt-Doughnuts oder dunklem Schokoladeneis schmeckte, sie war auf jeden Fall tabu.
Nat hörte die Stimmen der beiden, als sie ihren Schlafanzug unter dem Kopfkissen hervorholte. Sie freute sich über diese kleinen Fortschritte. Leise schlich sie den Flur entlang und riskierte einen schnellen Blick in Julians Zimmer. Der Anblick war wirklich rührend. Vater und Sohn nebeneinander auf dem Bett, so wie überall auf der Welt.
Alessandro trug noch seine Arbeitskleidung, hatte jedoch seine Krawatte abgenommen und die zwei obersten Hemdknöpfe aufgemacht. Und er hatte noch Socken an. Zur Abwechslung sah er mal entspannt aus. Jungenhaft und liebevoll. Aber auch attraktiv, sexy und männlich. Einfach fantastisch.
Auf Zehenspitzen ging Nat davon. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Allmählich entwickelten sich die Dinge zum Guten, und sie hatte ihren Teil dazu beigetragen.
Eine Stunde später klopfte Nat an die Tür des Arbeitszimmers. Diese war zwar nur angelehnt, aber sie wollte nicht unaufgefordert hereinplatzen. Jeden Abend, nachdem Julian zu Bett gegangen war, zog Alessandro sich hierher zurück.
Sie hörte ein leises „Avanti!“ und zögerte kurz. Eins hatte sie schnell gelernt. Nämlich dass er sein Privatleben möglichst für sich behielt. Er sprach nie von seiner Frau, er hatte noch nicht einmal ihren Namen erwähnt. Aber um Julians willen musste Nat das Thema anschneiden. Entschlossen trat sie ein.
Alessandro saß in seinem schwarzen, italienischen Designer-Chefsessel vor seinem Computer. Aufgeschlagene Bücher und medizinische Fachzeitschriften lagen auf dem Schreibtisch und um ihn herum auf dem Boden.
Der Rest des Zimmers war noch immer kahl und weiß. Nat beschloss, sich die entsprechenden Kartons am Wochenende vorzunehmen. Bestimmt wollte Alessandro doch auch vertraute Dinge um sich haben. Vielleicht ein Bild seiner Frau auf dem Schreibtisch?
Mittlerweile hatte er sich umgezogen und trug nun eng anliegende Boxershorts sowie ein weißes T-Shirt. Glücklicherweise vermied er es jetzt, in Nats Gegenwart nur halb bekleidet herumzulaufen, wofür sie ausgesprochen dankbar war.
Sein Haar war feucht, als hätte er vor Kurzem geduscht. Im Schein der Schreibtischlampe wirkten seine Züge besonders markant. Er sah dunkel und gefährlich aus, und umwerfend attraktiv.
Nats erster Impuls war, sich umzudrehen und wegzulaufen.
Alessandro hob die Brauen. „Wollen Sie etwas Bestimmtes?“
Oh ja, dachte sie. Allerdings. Sie wollte ihn, wie sie noch nie einen Mann gewollt hatte. Nicht einmal Rob. Ein Bild, wie sie beide auf diesem großen Sessel übereinander herfielen, schoss ihr durch den Kopf, und sie schloss flüchtig die Augen.
Nein, das durfte nicht sein.
Als sie die Augen wieder öffnete, hielt sein Blick sie gefangen. Es war, als könnte er ihre Gedanken lesen.
Alessandro musste seine bloßen Füße in den Teppichboden stemmen, um nicht aufzuspringen und Nat an sich zu reißen. Bei dem Ausdruck in ihren Augen war ihm plötzlich heiß geworden. Er zwang sich dazu, ihr ins
Weitere Kostenlose Bücher