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Julia Aerzte zum Verlieben Band 61

Julia Aerzte zum Verlieben Band 61

Titel: Julia Aerzte zum Verlieben Band 61 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Roberts , Meredith Webber , Amy Andrews
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Gesicht zu schauen, obwohl sein Blick beinahe unwiderstehlich von ihrem Ausschnitt und ihren langen bloßen Beinen angezogen wurde.
    Verdammt. Das war doch verrückt. „Nat?“
    Sein stählerner Ton riss Nat aus ihren Fantasien. „Ich wollte mit Ihnen sprechen.“ Sie schluckte.
    Alessandro sah auf ihren Mund. „Gut, dann tun Sie das.“
    Sie nickte. „Ich habe mich gefragt …“ Da er ihren Mund anstarrte, konnte sie sich kaum konzentrieren. „Ob Sie irgendwelche Fotos von Ihrer Frau haben.“
    Er erstarrte. „Wozu?“
    Obwohl Nat seine Abwehr genau spürte, nahm sie all ihren Mut zusammen. „Ich dachte, es wäre schön für Julian, ein Bild von ihr auf seinem Nachttisch zu haben. Vielleicht eins mit beiden zusammen?“
    Alles in ihm sträubte sich dagegen. Diese Woche hatten er und Julian große Fortschritte gemacht, und er hätte es nicht ertragen, wenn sein Sohn sich wieder in den stummen kleinen Jungen verwandeln würde wie in den Tagen und Wochen nach Camillas Tod. „Ich glaube, das würde ihn wieder schrecklich traurig machen.“
    Nat holte tief Luft. „Seine Mutter ist tot. Er darf darüber traurig sein.“
    Alessandro schüttelte den Kopf. „Ich kann das nicht mit ansehen.“
    Seine gequälte Stimme schmerzte sie. Aber sie wusste, dass er mit dieser Einstellung seinem Sohn keinen Gefallen tat. „Sie können ihn nicht davor schützen. Es ist eine gesunde Reaktion, traurig zu sein, zu weinen, zu trauern. Sie können den Prozess nicht beschleunigen, indem Sie so tun, als hätte Julians Mutter nie existiert.“
    Er fuhr hoch. „Das tue ich nicht!“, widersprach er kalt. Ein harter Ausdruck trat in seine dunklen Augen.
    „Im ganzen Haus gibt es kein einziges Bild von ihr, Alessandro“, beharrte Nat sanft. „Sie haben Ihre Frau geliebt. Sie war die Mutter Ihres Kindes. Ich verstehe, dass es schwer für Sie ist, an sie erinnert zu werden …“
    Er schnaubte verächtlich. „Sie haben ja keine Ahnung.“
    Etwas verblüfft über seinen geringschätzigen Ton, fuhr sie tapfer fort: „Julian ist vier. Sie wissen, dass ich recht habe. Denken Sie für einen Moment mal nicht als Vater und Ehemann, sondern wie ein Arzt. Sie sind ein guter Arzt, und Sie wissen, dass das die beste Art ist, Trauer zu verarbeiten.“
    Alessandro verwünschte sie dafür, dass sie recht hatte. „Und was ist, wenn ich es nicht aushalte, ihr Bild anzusehen?“, fragte er herausfordernd.
    Wie lange war es her, dass er Camillas Gesicht vor sich gesehen hatte? Es war ihm ein solches Bedürfnis gewesen, die Jahre mit ihr zu vergessen, dass er sich standhaft geweigert hatte, sie sich überhaupt vorzustellen.
    Natürlich musste er nicht weit schauen, um an sie erinnert zu werden. Seltsamerweise fiel ihm die äußerliche Ähnlichkeit zwischen Nat und Camilla gar nicht mehr auf. Sie waren vom Wesen her so verschieden, dass man sie überhaupt nicht miteinander verwechseln konnte.
    Nat spürte seine Qual, und es tat ihr unendlich leid, ihn weiter zu drängen. „Ich verlange ja nicht von Ihnen, dass Sie ein zwei Meter hohes Porträt in Auftrag geben, um es an einer dieser grauenvollen Wände aufzuhängen. Bloß ein Foto für Julians Nachttisch. Damit er weiß, dass sie da war und ihn geliebt hat, und dass sie auf ihn aufpasst.“
    Alessandro wünschte, es wäre so einfach. Könnte er ein solches Foto jedes Mal ansehen, wenn er ins Zimmer seines Sohnes kam? Aber wenn es Julian half, seine Trauer zu bewältigen. Seufzend sagte er: „In einem der Kartons sind ein paar gerahmte Bilder.“
    Eigentlich hatte er diese selbst herausholen wollen. In ihrem Haus in London hatte es überall Fotos von Camilla und von der ganzen Familie gegeben. Nach ihrem Tod war es so schwer gewesen, die Bilder zu ertragen. Die damit verbundene Heuchelei hatte Alessandro geradezu als Folter empfunden, und im Grunde war er froh, diesen emotionalen Ballast endlich los zu sein.
    Nat war bedrückt, einerseits wegen seines niedergeschlagenen Tonfalls, aber auch bei der Vorstellung, den ganzen Berg der übrigen Umzugskisten durchsuchen zu müssen. Die Speditionspacker hatten miserable Arbeit geleistet. Die meisten Kartons waren lediglich mit „Verschiedenes“ beschriftet. Die Bilder konnten also in jedem davon sein.
    Aber es war immerhin ein Anfang. Jetzt, da Alessandro zugestimmt hatte, bestand ja keine große Eile. An einem der nächsten Wochenenden würden sie die Fotos schon finden. Sie bemerkte, wie müde er aussah, unterdrückte jedoch ihren natürlichen

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