Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Kleine schaffte es nicht, den Ring so vor die Lippen zu halten, dass sie eine Seifenblase pusten konnte, und war den Tränen nahe. Josh ging neben ihr in die Hocke, umschloss ihre kleine Hand mit seiner großen, tunkte den Ring in die Seifenlauge, führte ihn an Brennas Mund und machte ihr vor, wie sie pusten sollte.
Das Mädchen holte tief Luft und blies so gewaltig, dass eine Wolke schillernder Bläschen aufstieg. Brenna quietschte vor Lachen, ihre Augen strahlten. Josh lächelte seine Tochter voller Liebe an, und Megan wurde warm ums Herz.
„Entschuldigung, was haben Sie gesagt?“, fragte sie, weil sie Wendys Frage nicht ganz mitbekommen hatte.
„In der Zeitung habe ich gelesen, dass die Krankenhäuser in der Umgebung genau wie das St. Piran Instrumente und Medikamente spenden wollen. Ist das nicht toll?“
„Auf jeden Fall.“
„Denguefieber …“ Miriam runzelte die Stirn. „Das hatten Sie doch auch, oder?“
„Mir geht es schon viel besser.“
„Das sieht man. Es liegt sicher an unserer herrlichen Seeluft.“
Aber Megan dachte nicht an ihre Gesundheit, sie war in Gedanken bei Josh. Schon einmal hatte sie diesen wundervollen Ausdruck von Liebe in seinen Augen gesehen. Lange, bevor Brenna geboren wurde, lange, bevor überhaupt auch nur ein Gedanke an sie existierte.
In einem schwach beleuchteten Dienstzimmer im St. Piran, als sie in Joshs Armen lag und er sie anblickte wie das Liebste, das er auf der Welt hatte.
Und wie in einem Spiegel hatte er ihre Liebe zu ihm in ihren Augen gelesen.
Diese Liebe glühte noch immer in ihr, so stark, dass ihr heiß wurde. Megan zog den kirschroten Cardigan aus, den sie zu Jeans und einer weißen Bluse trug.
Auf einmal stand Josh neben ihr, streckte die Hand aus. Hatte er gemerkt, was in ihr vorging? „Komm, ich nehme dir das ab und hänge es an die Garderobe.“
„Ja …“ Wendy nickte zufrieden. „Sie haben wirklich ganz rosige Wangen, meine Liebe.“
Das Blut war ihr ins Gesicht gestiegen, als Joshs Hand ihre streifte. Sie konnte ihn nicht ansehen, doch dann fiel ihr Blick auf seine schlanken sonnengebräunten Finger, die ihre Jacke hielten. Megans Fantasie gaukelte ihr erotische Bilder vor, von anderen Kleidungsstücken, zart, aus hauchdünner Spitze, die er ihr auszog …
„Ich sehe mal nach, ob deine Mutter in der Küche Hilfe braucht“, murmelte sie und setzte zur Flucht an.
„Seht ihr?“ Er lächelte charmant in die Runde. „Habe ich nicht gesagt, sie ist ein Engel? Du musst hier nicht arbeiten, Megan. Amüsier dich ruhig.“
Sie schüttelte den Kopf, brachte mühsam ein Lächeln zustande. Bald gab es Essen, Claire brauchte bestimmt Unterstützung. Außerdem musste sie weg von Josh. Sie war ganz durcheinander von den Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen, die er in ihr weckte.
Es hatte sich etwas verändert. Und es erschütterte alles, worauf sie in den letzten zwei Jahren gebaut hatte.
Aber das war nur eine Seite der Medaille.
Josh hatte sich auch ein Fundament gebaut, in dem das Hindernis, das ihn und Megan für immer trennte, fest verankert wurde. Der Zement war an dem Tag gegossen worden, als Josh ihr sagte, dass Rebecca von ihm schwanger war. Megan hatte wahrscheinlich ein paar verstärkende Stahlgitter hinzugefügt, indem sie sich davongemacht hatte, ohne wenigstens aus Anstand an Rebeccas Beerdigung teilzunehmen.
Das musste Josh sehr getroffen haben. Seine Bemerkung vorhin mit dem Engel verriet, dass der Ärger darüber immer noch unter der Oberfläche schwelte. Und das war nicht alles. Sie hatte ihm vorgeworfen, sie belogen zu haben, als er ihr erzählte, dass seine Ehe am Ende sei.
Würde er ihr das jemals vergeben?
Er hatte gesagt, er hasse sie nicht. Dass er sie nie hassen könnte.
Und während er das sagte, hatte er sie angesehen, als wollte er sie küssen. Leidenschaftlich und innig, bis sie alles um sich herum vergaß.
Zwischen ihnen knisterte es noch immer, die Gefühle waren da, und sie waren stark.
Aber waren sie auch stark genug? Konnte sie sich darauf verlassen? Wollte sie es überhaupt herausfinden? Wenn sie nun wieder enttäuscht wurde, wie schon einmal bei Josh O’Hara?
Genauer gesagt, zweimal.
Auf Dauer ertrug es kein Mensch, immer und immer wieder verletzt zu werden, ohne daran zugrunde zu gehen.
Sollte sie also die Beine in die Hand nehmen und laufen, so weit sie konnte? Das wäre sicher am vernünftigsten!
Josh blickte Megan nach, als sie in der Küche verschwand. Das Zimmer wirkte ohne sie
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