Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
sicher war, was bei dieser Unterhaltung herauskam, ließ sie es lieber bleiben.
Warum alles noch komplizierter machen? Sie würde jemand anders heiraten und von hier wegziehen. Das wäre das Ende der Geschichte. Für immer.
Aber Josh machte ein Gesicht, als wäre selbst die Gartenarbeit gar keine gute Idee.
„Ich sollte dir noch etwas ausrichten“, meinte er zerknirscht. „Mum wird mir die Hölle heißmachen, wenn du nicht zusagst.“
„Ist es wegen ihrer Spendenaktion? Dann fahre ich nach der Arbeit bei ihr vorbei.“
„Nein, es geht um den Samstag. Die Zwillinge feiern ihren zweiten Geburtstag, und Mum hat beschlossen, dich als Ehrengast einzuladen.“
„Oh, das ist …“ Keine gute Idee? Natürlich nicht. Es war ein Familienfest und der Anlass der Grund dafür, dass sie und Josh nie zusammen sein konnten.
Allein bei der Vorstellung, daran teilzunehmen, wurde ihr eiskalt. Nein, das würde sie nie durchstehen.
Leider machte sie den Fehler, Josh anzusehen. Und sein Blick verriet ihr, dass er genau wusste, wie ihr zumute war. Mehr noch, für ihn wäre es auch nicht gerade einfach.
„Es werden eine Menge Leute da sein“, sagte er leise. „Was Mum und alle anderen betrifft, so bist du die Ärztin, die Max und Brenna bei ihrer Geburt das Leben gerettet hat. Kurz bevor du … Penhally Bay verlassen hast. Und am Tag deiner Rückkehr rettest du ihrer Großmutter das Leben. Sie möchte dir danken, und da ist diese Geburtstagsparty der perfekte Anlass. Sie wäre sehr enttäuscht, wenn du nicht kommst.“
Megan schluckte, um den Kloß in ihrem Hals hinunterzuwürgen.
„Du musst ja nicht lange bleiben. Wir feiern am Nachmittag, komm einfach auf eine Tasse Tee vorbei. Bitte.“
Sie brachte es nicht übers Herz, abzulehnen. Nicht, wenn er sich so um seine Mutter sorgte. War nicht auch diese Fürsorglichkeit eine der Eigenschaften, die sie an diesem Mann liebte? „Okay“, flüsterte sie. „Ich komme. Ich sage es ihr nachher, wenn ich sie sehe.“
Joshs warmes Lächeln begleitete sie noch lange. Nachdem sie die Kantine verlassen hatten, ging jeder wieder seiner Arbeit nach. Doch zusammen mit seinem Lächeln blieb auch der Gedanke daran, wie bewundernswert Josh die Bedürfnisse anderer über seine eigenen stellte.
Megan war auf dem Heimweg, als es passierte. Nicht blitzartig, sondern Stück für Stück wie ein Puzzlespiel, bei dem sich unbedeutende Teilchen aneinanderfügten und erst zusammen das große Bild ergaben.
Als sie es vor Augen sah, war sie so aufgewühlt, dass sie ihren Wagen an den Straßenrand lenkte und den Motor ausschaltete. Megan starrte auf die weißen Schaumkronen auf dem Meer und hörte das Rauschen der Wellen, die gegen die zerklüftete Küste anbrandeten. Aber ihre Gedanken waren bei Josh.
Josh, der vor den Scherben seiner Ehe stand. Den Schuldgefühle plagten, weil er nur aus Einsamkeit geheiratet hatte.
Megan dachte auch an Rebecca, an ihre Verbitterung und daran, dass sie sich wie besessen daran klammerte, ein Baby zu bekommen. Josh hatte gesagt, sie hätte es absichtlich getan. Weil sie ein Kind wollte.
War es ein verzweifelter letzter Versuch gewesen, ihre Ehe zu retten? Hatte Rebecca geplant, ihren Mann zu verführen, seine Schuldgefühle auszunutzen? Die Ehe ist schon lange am Ende. Tashas Worte klangen ihr in den Ohren. Damals war sie zu verzweifelt, zu unglücklich gewesen, um darauf zu hören.
Es war nur ein einziges Mal, hatte Josh gesagt. Ein Fehler, Megan. Das hatte er immer wieder beteuert.
Es musste Wochen vorher geschehen sein – bevor er mit ihr schlief. Hatte er Rebeccas Drängen nachgegeben, um mit einem versöhnlichen Abschied einen Schlussstrich zu ziehen? Damit er frei war, zu der Frau zu gehen, mit der er für den Rest seines Lebens zusammen sein wollte?
Und ich habe ihn in Grund und Boden verdammt …
Du hast nur an dich gedacht, oder? haderte sie mit sich. Sie war so verletzt gewesen, hatte nichts mehr von ihm wissen wollen. Dem Mann, den sie über alles liebte.
Und die Kinder? Die hatte sie als Beweis seiner Treulosigkeit gesehen. Wundervolle Kinder, die er nie hätte haben können, wenn er mit ihr zusammen gewesen wäre. Sie waren ein Teil von ihm. Es wäre ihr nicht schwergefallen, sie zu lieben.
Stattdessen war sie davongerannt. Hatte Tausende von Meilen zwischen sich und diese winzigen Babys gebracht – und zwischen sich und Josh, als er sie am meisten brauchte.
Megan liefen die Tränen über die Wangen, als ihr klar wurde, was für einen
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