Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
lachte zufrieden, und der magische Moment war endgültig gebrochen.
Der rosige Schimmer auf Megans Wangen jedoch blieb. Lag es am Sekt? Oder daran, dass Claire sie mit Lob überschüttete?
„Sie hat mir das Leben gerettet. Glaubt mir, wenn sie nicht gewesen wäre, könnte ich heute nicht mit euch den Geburtstag meiner Enkel feiern. Megan ist mein Schutzengel, ja, wirklich. Wo ist meine Kamera? Ich möchte ein Foto von ihr und mir.“
Rita war gern bereit, die beiden Frauen abzulichten, wie sie Seite an Seite in die Kamera lächelten.
Und dann wollte Claire Megan mit den Zwillingen fotografieren. „Sie hat sich gleich nach der Geburt um sie gekümmert. Ohne sie hätten sie es vielleicht nicht geschafft.“ Claire wischte sich eine Träne von der Wange. „Unser Engel …“
Josh hielt sich abseits, während seine Mutter Megan zu einem Stuhl dirigierte. Brenna setzte sich gern auf Megans Knie, aber bei Max musste Claire all ihre Überredungskünste einsetzen. Sein Sohn fand es viel interessanter, mit seinem Plastikhammer Chickennuggets flach zu klopfen. Erst als seine Großmutter ihm versprach, dass er gleich alle Kerzen auf seinem Geburtstagskuchen auspusten dürfe, ließ er von seiner Beschäftigung ab. Gleich darauf saßen die Kinder auf Megans Schoß.
Es war ein Anblick, bei dem Josh das Weiteratmen schwerfiel. Brenna hob ihr Händchen und schien nicht widerstehen zu können, mit Megans weichen Locken zu spielen. Doch dann überlegte sie es sich anders und berührte ungewöhnlich zärtlich für so ein kleines Kind Megans Wange.
Claire tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen ab, als Rita ein paar Mal hintereinander den Auslöser betätigte.
Mum hat recht, dachte Josh. Ohne Megan hätte diese Geburtstagsfeier vielleicht nie stattgefunden. Sie war da gewesen, hatte für sie gesorgt, als sie ihre ersten Atemzüge taten.
Er stellte sich die angespannte Atmosphäre im Kreißsaal vor, das helle Neonlicht, das Zischen der Beatmungsgeräte, die Alarmsignale der Monitore. Wie schwer musste die Situation für Megan gewesen sein, während er draußen im Flur rastlos hin- und herging, zwischen Hoffnung und Verzweiflung auf Nachrichten wartete?
Sicher schwer zu ertragen. Er hatte sie gebeten, seine Kinder zu retten. Unvorstellbar, dass er auch diese Babys verlor … Aber es war Megans Baby gewesen, das damals gestorben war, obwohl er alles versucht hatte, um es am Leben zu erhalten. Stephen … so hatte sie ihren – und seinen Sohn – genannt.
Und dann wiederholte sich die Geschichte, nur dass durch eine grausame Ironie des Schicksals das Leben seiner Kinder von Megan abhing. Kein Wunder, dass sie nicht bis zu Rebeccas Beerdigung geblieben war. Die emotionale Belastung musste zu groß gewesen sein, und Megan hatte schon mehr getan, als man von ihr verlangen konnte.
Ihr verdankte er, dass er jeden Tag von Neuem das Glück erleben durfte, das sein Sohn und seine Tochter ihm schenkten.
Und dass seine Mutter noch bei ihnen war.
Seine Brust fühlte sich an wie in einen Schraubstock gezwängt, seine Kehle war wie zugeschnürt. Wie selbstsüchtig war er nur gewesen! Wie hatte er Megan übelnehmen können, dass sie alles hinter sich lassen wollte und weit weg gegangen war? Oder dass sie ihm nicht glaubte, als er ihr erklärte, es hätte nichts zu bedeuten, dass er noch einmal mit Rebecca geschlafen hatte? Josh fiel es wie Schuppen von den Augen. Sein Verhalten war an Überheblichkeit nicht zu überbieten. Wie sollte Megan ihm denn vertrauen, wenn er sie schon einmal im Stich gelassen hatte, damals, nach ihrer ersten Liebesnacht?
Und beim zweiten Mal, als es ihm nicht gelungen war, ihr Kind zu retten?
Was hatte sie noch gesagt? Dass sie ihm von ihrer Verlobung nichts erzählt hatte, weil sie nicht wollte, dass er sie hasste?
Als könnte seine Liebe zu ihr jemals in Hass umschlagen …
Gerade jetzt, als er sie in seinem Haus sah, zusammen mit seinen Kindern, da liebte er sie mehr als je zuvor. Der Zauber jener ersten Nacht kam zurück, wirbelte seine Gefühle durcheinander, bis ihm schwindlig zu werden drohte.
Was in diesem Augenblick mit ihm passierte, war so machtvoll und intensiv, dass ihm plötzlich seltsame Gedanken kamen: Megan als Mutter seiner Kinder … das Bild, das er vor Augen hatte, erschien ihm richtig und gut.
Was sollte er tun? War es nicht längst zu spät, den Faden dort wieder anzuknüpfen, wo er damals zerrissen war, an jenem Abend in ihrem Cottage, als er endgültig mit ihr Schluss
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