Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
fünfzehn. Blutdruck hundertfünfunddreißig zu neunzig. Atemfrequenz sechsunddreißig. Sauerstoffsättigung bei neunundneunzig Prozent.“
Ben Carter, begleitet von Chefarztkollegen, Oberärzten, Krankenschwestern und Pflegern, leitete das Trauma-Team. Er ordnete eine Wiederholung der Erstuntersuchung an, sobald der Patient im Schockraum auf das Bett transferiert worden war.
Das Licht wurde eingestellt, Monitore eingeschaltet und Instrumentenwagen herangerollt. Megan beobachtete, wie Josh jede Bewegung der beteiligten Teammitglieder verfolgte. Steif stand er da, völlig auf das Geschehen konzentriert. Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, dass er beim kleinsten Fehlverhalten losbrüllen würde. Was überhaupt nicht zu Josh passte …
„Intravenöser Zugang liegt.“ Ein Oberarzt hatte die Kanüle in Jems Arm gesichert, sodass sie nicht verrutschen konnte. „Hänge Kochsalzlösung an. Oh … wo ist der Haken?“
Ein unwirscher Laut von Josh, als der Fehlbestand vermerkt wurde.
Ben verlangte inzwischen Bluttests und Röntgenaufnahmen. „Hals, Brust, Abdomen und Hüfte. CT sollte einsatzbereit sein.“
Eine Krankenschwester testete die Telefonleitung. Ein Röntgenassistent schob die an der Decke angebrachten Geräteteile heran. Alle trugen schon Bleischürzen, auch wenn keine echten Röntgenaufnahmen gemacht wurden. Man wollte die Funktionsfähigkeit der Deckenschienen prüfen und sicherstellen, dass so schnell wie möglich die erforderlichen Bilder erstellt werden konnten.
Josh trat an die Liege, sobald klar war, dass bisher alles wie am Schnürchen geklappt hatte.
„Die Pelvis-Aufnahmen zeigen Frakturen“, leitete er das nächste Stadium ein. „Unser Patient wirkt unruhig und verwirrt. Er hat sich zweimal übergeben, der GCS-Wert ist auf unter neun gefallen. Herzfrequenz erhöht, Blutdruck fällt.“
Ben nickte. „Wir intubieren und bringen ihn dann zum CT.“
Jetzt würde sich zeigen, ob Megan den Raum effektiv eingerichtet hatte. Das Team musste Beatmungsgerät und Absauger griffbereit haben, Intubationsbesteck, Laryngoskope finden und alles Notwendige, um Medikamente zu verabreichen.
Megan merkte erst, dass sie den Atem angehalten hatte, als sich herausstellte, dass alles reibungslos funktionierte. Sie seufzte unterdrückt. Wunderbar!
Der Reporter schien das Gleiche zu denken. Wie besessen kritzelte er Notizen auf seinen Block. Der Fotograf grinste wie ein Honigkuchenpferd, während er ein Foto nach dem anderen schoss.
Warum machte Josh immer noch ein Gesicht, als wäre ihm nicht eine Laus, sondern gleich drei davon über die Leber gelaufen?
Fast abwehrend reagierte er auch auf die Glückwünsche, die ihm von allen Seiten entgegenschlugen.
„Ein paar Feinheiten fehlen noch“, hörte sie ihn zu jemandem sagen. „Alles muss perfekt sein, wenn wir den Bereich offiziell in Betrieb nehmen.“
„Wann wird das sein, Dr. O’Hara?“, wollte der Reporter wissen.
„So bald wie möglich. Fragen Sie Dr. Phillips, sie ist für das Projekt verantwortlich.“
Der Mann nickte. „Stimmt es, dass ein Mitglied der Königsfamilie zur Eröffnung anwesend ist? Die Queen selbst, vielleicht, oder William und Kate?“
Josh rang sich ein Lächeln ab. „Das kann Ihnen sicher Dr. White sagen.“
Doch der Reporter wurde abgelenkt, als Jem sich hinter Josh aufrichtete und die HWS-Schiene abnahm.
„Das war ja so cool!“, rief der Junge aus. „Ich hab die Augen nur ein Spalt aufgemacht und durch die Wimpern gelugt. Aber ich hab trotzdem noch bewusstlos ausgesehen, oder, Dad?“
„Ja, natürlich. Du warst prima.“
„Wie heißt du, mein Junge?“, fragte der Journalist. „Und wie alt bist du? Können wir ein Foto von dir machen?“
„Klar. Ich leg das hier wieder an.“ Jem hob die Halswirbelsäulenstütze.
„Nicht nötig, halt sie einfach in der Hand. Wir nehmen deinen Dad auch mit aufs Bild. Sie sind Dr. Roberts, nicht? Was halten Sie von dieser neuen Entwicklung im St. Piran?“
Megan beschloss, unauffällig zu verschwinden. Warum hatte Josh ihr die Verantwortung zugeschoben? Jeder wusste, dass es sein Projekt war. Seit Jahren setzte er sich unermüdlich für den Aufbau dieser Kindernotaufnahme ein. War er mit dem Testlauf nicht zufrieden?
Und wo steckte er überhaupt?
Ben Carter und die meisten Oberärzte, Pfleger und Krankenschwestern, die an der Generalprobe teilgenommen hatten, waren wieder an ihre Arbeit zurückgekehrt.
„Josh?“, meinte er achselzuckend, als Megan ihn fragte.
Weitere Kostenlose Bücher