Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Deshalb sind es deine.“
Ja, es stimmte. Wie sehr hatte sie die Zwillinge vermisst … Wenn sie sie als alleinstehende Frau nicht adoptieren und mit nach Hause nehmen konnte, würde sie hier bei ihnen bleiben. Auch wenn sie damit eine erneute Infektion mit Denguefieber riskierte.
„Dann muss ich eben mit Insektenschutzmittel duschen“, murmelte sie, mehr zu sich selbst.
Fatuma warf ihr einen verwunderten Blick zu, wurde jedoch abgelenkt. Sie beschattete die Augen mit der flachen Hand, um sie vor den gleißenden Lichtreflexen des Wellblechdachs auf dem Klinikgebäude zu schützen.
„Da kommt ein Lastwagen“, verkündete sie matt. „Noch mehr Menschen.“
Megan sah ihn näher kommen. Es war einer dieser alten Laster mit hölzernen Lattenwänden auf der offenen Ladefläche. Die Leute standen dicht gedrängt. Kein ungewöhnlicher Anblick, die Transporter waren immer überfüllt.
Ungewohnt war jedoch diesmal ein Gesicht unter den vielen anderen, das nicht dorthin gehörte.
Ein weißes Gesicht.
Der Lkw hielt neben der Meldestelle des Lagers und leerte sich rasch.
Plötzlich ertrug Megan die Hitze nicht länger. Schweiß rann ihr unter dem Tuch, das sie um den Kopf trug, über den Nacken. Erschöpfung und die Folgen des Jetlags setzten ihr zu, ihr wurde schwindlig.
Oder vermisste sie Josh so sehr, dass sie sich fühlte, als hätte man ihr das Herz herausgerissen? Der Schmerz kam und ging, aber diesmal war er so stark, dass sie halluzinierte … sich einbildete, dass die hochgewachsene Gestalt, die gerade vom Laster sprang, Josh war. Dass er bis ans Ende der Welt gereist war, um bei ihr zu sein.
Auf sie zukam, von neugierigen Kindern umringt, in flimmernder Hitze und rotem Staub, der bei jedem seiner Schritte aufwirbelte. Wie eine Fata Morgana.
Megan zwinkerte, aber das Bild blieb. Sauerstoff könnte helfen, aber sie war nicht in der Lage, tief Luft zu holen … weil es wirklich Josh war.
Unglaublich, Josh war hier. Hier in Afrika. Jetzt sah sie auch die grimmigen Linien um seinen Mund.
„Megan Phillips“, grollte er, als er keine drei Schritte von ihr entfernt war. „Lauf nie, nie wieder vor mir davon!“
Josh entdeckte die Seite an Megan, die ihm bisher verborgen geblieben war.
Nach der Angst, sie endgültig verloren zu haben, und erschöpft nach der anstrengenden Reise, kannte seine Erleichterung keine Grenzen. Endlich hatte er Megan gefunden. Umgeben von Frauen, die ihn ausdruckslos, ja, fast feindselig anstarrten, saß sie im Staub, eingehüllt in ein Tuch, das auch ihre Haare bedeckte.
„Du … du kannst nicht … hier sein“, stieß sie stockend hervor.
„Warum nicht?“ Trotz der Hitze wurde ihm eiskalt. Wollte sie ihn hier nicht haben?
Die Frau neben ihr berührte sie am Arm und sagte etwas zu ihr. Megan antwortete in derselben Sprache. Er verstand kein Wort, aber es klang beschwichtigend. Die Afrikanerin stand auf, und wie nach einem unsichtbaren Signal folgten ihr die anderen. Die Kinder, die sich um Josh geschart hatten, wurden weggescheucht, und eine der Frauen bedeutete Megan, dass sie ihr die Babys abnehmen würde. Aber Megan schüttelte den Kopf.
Als sie allein war, sah sie ihn fragend an. „Ist heute nicht die Einweihung deiner neuen Abteilung?“
Josh zuckte mit den breiten Schultern. „Ben Carter ist für mich eingesprungen. Er übernimmt es gern, die Räume der Öffentlichkeit vorzuführen, und ich gönne ihm den Ruhm.“
„Aber … das war dir doch so wichtig. Du hast seit Jahren davon geträumt.“
Er ging vor ihr in die Hocke. Am liebsten hätte er sie in seine Arme gezogen, aber sie hielt diese beiden Babys auf dem Schoß, und außerdem wusste er immer noch nicht, ob er willkommen war oder nicht.
„Nichts ist mir wichtiger als du“, begann er. „Mit dir zusammen zu sein, davon träume ich schon viel länger als von einer Kindernotaufnahme.“
Bildete er sich etwas ein, oder blitzte wirklich ein Hoffnungsschimmer in ihren grünen Augen auf? Wenn ja, dann verschwand er so schnell wieder, wie er gekommen war.
„Die Kinder …“, flüsterte sie. „Oh … wie geht es Max?“ Ungläubig blickte sie ihn an. Er hatte zu Hause ein krankes Kind und war trotzdem hierhergekommen?
„Gut“, antwortete er sanft. „Es war tatsächlich eine Mittelohrentzündung, und er nimmt Antibiotika. Mum passt auf ihn auf, und Tasha hilft ihr dabei. Auch, um ein bisschen zu üben.“
Der Wink kam nicht an. Megan holte bebend Luft. „Du bist hier. Du hast diese lange Reise
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