Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
dem er mit Megan war und mit niemandem sonst.
„Du weißt, wie sehr du deine Kinder liebst“, fügte Claire hinzu. „Du kennst das Gefühl.“
„Es ist das schönste Gefühl der Welt“, sagte Josh aus vollem Herzen.
„Die Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern ist uns vorbestimmt, sie ist einfach da.“ Sie lächelte ihren Sohn an. „Wenn zwei Menschen beschließen, zusammenzubleiben, weil sie sich lieben, dann ist das zwar eine andere Liebe, aber nicht weniger stark.“
„Genau.“ Tasha legte sanft die Hand auf ihren Bauch. „Und wenn du in deinem Leben die verschiedenen Arten von Liebe vereinst, dann ist das wundervoll. Es macht dich glücklich.“
„Wie Sonnenstrahlen, die hinter dunklen Wolken aufblitzen“, meinte Claire.
„Und die Regenpfützen trocknen.“ Tasha lachte auf. Doch sie wurde schnell wieder ernst und tätschelte ihrem Bruder die Hand. „Du und Megan, ihr habt dieses Wunder miteinander erlebt. Lasst die Wolken der Vergangenheit hinter euch, macht euch auf den Weg in die Sonne.“
Die innere Betäubung ließ langsam nach. Auch der Zorn. Josh wusste genau, was er zu tun hatte. Aber wenn es nun zu spät war?
„Ich habe keine Ahnung, wo sie ist.“
„Bist du sicher?“
„Selbst wenn nicht, dann kannst du es bestimmt herausfinden“, sagte seine Mutter ungeduldig. „Ruf diesen Londoner Freund an.“ Sie schnalzte mit der Zunge. „Los, worauf wartest du noch?“
Bleiches, knochendürres Vieh suchte den mageren Boden nach Futter ab und wirbelte dabei Staubwolken auf. Kein Lüftchen regte sich, sodass Megan, die im spärlichen Schatten eines verdorrten Baumes saß, von den feinen Sandkörnchen verschont blieb.
Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden war sie im Lager angekommen. Die Hitze setzte ihr zu, die Gerüche und auch diese unerträgliche Müdigkeit. Der Flug hatte endlos lange gedauert, Zeit genug, um Luft zu holen und über ihre Kurzschlussreaktion nachzudenken.
Warum war sie wieder vor Josh geflüchtet? Damals auf der Uni, nach ihrer ersten Liebesnacht, war es noch verständlich gewesen. Sie hatte nichts, woran sie sich halten, nichts, dem sie vertrauen konnte, als er ihr unerwartet die kalte Schulter zeigte. Aber jetzt wusste sie doch, wie sehr Josh sie liebte!
Andererseits … beim letzten Mal hatte sie auch geglaubt, seiner Liebe sicher zu sein. Und dann war er in ihr Cottage gekommen und hatte ihr gesagt, dass sie niemals zusammen sein durften. Weil seine Kinder an erster Stelle kamen.
In ihrer Panik hatte sie sich gestern vorgestellt, wie er vom Krankenhaus kam und ihr mitteilte, er hätte einen Fehler gemacht. Sie könne nie Teil seiner Familie sein.
Um sich zu schützen, ergriff sie die Flucht. Nur um nicht ein drittes Mal zu erleben, dass der Mann, den sie über alles liebte, nichts mit ihr zu tun haben wollte.
Heute wurde der neue Kinderbereich im St. Piran eingeweiht, ein großer Tag für Josh. In Cornwall müsste bald die Sonne aufgehen. Ob Josh schon wach war? Hatte er es noch geschafft, zum Friseur zu gehen? Würde er sich ein zweites Mal rasieren, bevor er sich auf den Weg ins St. Piran machte, um ins Rampenlicht zu treten?
Megan bewegte sich vorsichtig, weil ihr der eine Arm einzuschlafen drohte. Es kribbelte wie von tausend Ameisen.
„Ihr werdet zwei dicke runde Babys“, sagte sie zu den Kleinen in ihren Armen. Liebevoll küsste sie erst das eine und dann das andere kraushaarige Köpfchen. Belohnt wurde sie von Asha mit einem bezaubernden zahnlosen Lächeln und von Dumi, als er vergnügt mit den Fäustchen zappelte. „Dick und rund und gesund. Ist das nicht wunderbar?“
Fatuma, eine der Somalierinnen, die um sie herum saßen, hielt auch ein Baby auf dem Schoß. „Dick.“ Sie nickte zufrieden. „Das ist gut.“
Megan küsste die Kinder noch einmal. Auf Somali fuhr sie fort: „Vielen Dank, dass du mir hilfst, für sie zu sorgen, Fatuma.“
„Es ist mir eine Ehre“, kam die Antwort. „Du hast mein Baby gerettet. Ich helfe deinen.“
Die Frauen schwiegen, betrachteten dabei die älteren Kinder, die neben dem Vieh im Sand spielten. Jedes hatte einen langen Stock in der Hand, mit dem es im Wettkampf mit den anderen einen Stein über den Boden trieb. Gelegentlich ertönte helles Kinderlachen, ein Laut, der guttat in dieser trostlosen Gegend, unter den entbehrungsreichen Umständen, die das Leben im Lager bestimmten.
„Ich wünschte, es wären wirklich meine Kinder“, meinte Megan schließlich seufzend.
„Du hast sie im Herzen.
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