Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
hin. Er ist ein großartiger Weihnachtsmann.“
„Na, das kann ich mir nicht entgehen lassen“, sagte Mak mit einem Augenzwinkern, das einen Schwarm Schmetterlinge in ihrem Bauch aufscheuchte. Plötzlich bereute sie, ihm von der Feier erzählt zu haben.
Mak ging bald darauf, und Neena machte sich auf den Weg zum Krankenhaus, um nach ihren Patienten zu sehen.
Als sie ein paar Stunden später in ihr Schlafzimmer kam, um sich für die Weihnachtsfeier umzuziehen, lag auf ihrem Bett ein flaches Päckchen. Sie ahnte schon, was es enthielt. Einmal im Jahr fuhr Ned zu dem Billigladen in Baranock und kam mit Weihnachts-T-Shirts für sie beide und die gesamte Praxisbelegschaft zurück. Dieses Jahr war seine Wahl auf ein leuchtend rotes ärmelloses Trikothemd gefallen, das mit einem beschwipsten Rentier bedruckt war. Das Geweih war mit glitzernden Luftschlangen geschmückt, und zwischen den Vorderläufen hielt es einen schaumgekrönten Humpen Bier.
„Na toll. Mak Stavrou sieht mich zum ersten Mal auf einer privaten Feier, und ich trage ein knallrotes Top mit einem betrunkenen Rentier vorne drauf!“
Kaum hatte sie die Worte laut ausgesprochen, stöhnte sie leise auf. Es ist doch völlig egal, in welcher Aufmachung er mich sieht, dachte sie trotzig. Doch tief in ihr meldete sich ein sehr weibliches Gefühl, und eine zaghafte Stimme sagte, dass es eben doch nicht egal war …
Auf der Baustelle waren die Wohncontainer der Arbeiter nicht wiederzuerkennen. Sie waren weihnachtlich geschmückt, und am Ende der drei Reihen stand ein großes, hell erleuchtetes Festzelt, das innen und außen mit grünem Buschwerk verkleidet war. In den Zweigen hingen bunte Christbaumkugeln und funkelnde Lichterketten, die das schlichte Zelt in eine zauberhafte Grotte verwandelten.
War es Zufall, dass Mak der Erste war, den sie sah, oder hatte sie unbewusst nach ihm Ausschau gehalten, fragte sich Neena. Dass Bob Watson ihn begleitete, bemerkte sie erst einen Moment später.
„Ich gehe mich umziehen“, hörte sie Ned sagen, und dann war er verschwunden.
„Hallo, Neena!“, begrüßte Bob sie freudestrahlend und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Schön, dass Sie da sind. Mak kennen Sie ja bereits. Wir könnten ihn hier durchaus unterbringen, aber in der Stadt ist er nützlicher, da kann er Ihnen ein wenig unter die Arme greifen, stimmt’s?“ Kaum hatte Bob die Worte ausgesprochen, trat er schon einen Schritt zurück und hob beide Hände. „Bitte, reißen Sie mir jetzt nicht den Kopf ab. Ich weiß, Sie werden mit allem allein fertig.“ Er wandte sich an Mak. „Wird sie tatsächlich. Verraten Sie’s nicht weiter, aber heimlich nenne ich sie Superwoman.“
Neena war sich sicher, dass ihr Gesicht die gleiche Farbe angenommen hatte wie ihr T-Shirt. Doch anstatt dem Impuls nachzugeben, Bob gegen das Schienbein zu treten, hatte sie nur Augen für Mak. Genau wie Bob und die anderen Mitarbeiter von Hellenic Enterprises trug er eine knallrote Weihnachtsmannmütze. Doch während die anderen mehr oder weniger lächerlich mit der weiß geränderten und bommelgeschmückten Kopfbedeckung aussahen, musste sie, als sie Mak ansah, nicht an vergangene Weihnachtsfeste, sondern an zukünftige denken. Und noch schlimmer, sie sah ihn und sich in ihrem alten Haus vor sich, mit einem großen Weihnachtsbaum und fröhlichen Kindern, die mit leuchtenden Augen zu ihm aufblickten. Es verwirrte sie so sehr, dass sie nicht mitbekam, was Bob gerade gesagt hatte.
„Er schlägt vor, dass ich mit Ihnen ins Festzelt gehe“, meinte Mak, der anscheinend gemerkt hatte, dass sie mit ihren Gedanken woanders gewesen war.
Hoffentlich kann er nicht auch Gedanken lesen, dachte Neena besorgt. Viel mehr dachte sie dann nicht mehr, weil Mak ihr die Hand auf den Rücken legte und sie durch die Menge geleitete. Sie spürte die Wärme seiner Finger und die Nähe seines starken männlichen Körpers.
Auch als Mak ihren Teller füllte und sie zusammen auf Heuballen saßen und sich Truthahn, Schinken und andere Köstlichkeiten schmecken ließen, konnte sie sich auf nichts konzentrieren. Wenn er redete, ertappte sie sich dabei, wie sie dem Klang seiner Stimme nachlauschte. Sie musste auch aufpassen, dass sie ihn nicht verträumt anstarrte oder sich in den Tiefen seiner goldgrünen Augen verlor. Und dann schließlich gab sie das Denken ganz auf – als er sie mit sich zog, zu der Tanzfläche draußen vor dem Zelt, und sie bat, mit ihm zu tanzen.
„Weil Sie die einzige Frau in der
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