Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
in einem Städtchen schwanger, wo jeder genau aufpasst, wie viel Koffein Sie zu sich nehmen“, sagte sie zu Mak.
„Ich werde mich bemühen.“ Er lächelte. „Koffein-Junkie?“
„Schon immer gewesen“, beantwortete Lauren seine Frage. „Und zwar von der schlimmsten Sorte! Kaffee morgens, mittags und abends, und dann wird sie schwanger und will uns einreden, dass Tee kein Koffein enthält … Als wären wir blöd!“
Wieder einmal erstaunte es Mak, wie sehr sich die Menschen hier um Neena kümmerten. Aber es wirkte liebevoll.
„Ist sie hier aufgewachsen?“, fragte er Lauren, als Neena wenig später durch eine Seitentür verschwand. „Sind deshalb alle so fürsorglich?“
„Ja. Ihr Vater kam damals aus Indien hierher, er war Arzt, und niemand wollte in jenen Jahren aufs Land. Er war frisch verheiratet, aber leider starb seine Frau bei einem Autounfall, als Neena vier Jahre alt war. Außer ihr hatte er keine Familie mehr.“
„Was war mit den Leuten aus der Stadt?“, fragte Mak, und Lauren lächelte.
„Das dauerte eine ganze Weile. Die Menschen hier im Busch fallen nicht gleich jedem um den Hals, aber er war freundlich und hilfsbereit. Kurz gesagt, wir schlossen ihn ins Herz. Dann … Aber Sie wollen sich ja das Krankenhaus ansehen und nicht die Stadtgeschichte hören. Mr Temple hier …“, sie führte ihn in ein Zimmer, „… ist bei uns, damit er seine Medikamente wie verschrieben einnimmt. Er wohnt außerhalb der Stadt und vergisst leider manchmal, sie zu nehmen, oder aber er nimmt zu viele auf einmal. Mr Temple, dies ist Dr. Stavrou. Er will für eine Zeit lang aushelfen.“
„Während Neenas Mutterschaftsurlaub?“, fragte der alte Mann. „Wissen Sie, was? Wenn es ein Junge wird, bekommt er meinen Namen.“
„Sie will ihn Mr Temple nennen?“, neckte Lauren ihn und erntete dafür einen strafenden Blick.
„Ich heiße Charles, Dr. Stavrou“, erklärte Mr Temple. „Das ist wenigstens ein anständiger Name für ein Baby. Nicht so einer wie Summer … Sommer , was ist denn das für ein Name?“
„Die Urenkelin von Mr Temple heißt so“, erläuterte Lauren. „Und seine Enkelin erwartet ihr zweites Kind. Aber sie hat Sie nur auf den Arm genommen, Mr Temple, dass sie es Autumn, also Herbst , nennen will. Vielleicht nennt sie es ja auch Charles, falls es ein Junge wird.“
Mak überkam unerwartet ein warmes Gefühl der Zufriedenheit. Hatte er sich nicht so am Anfang des Studiums seinen Berufsalltag ausgemalt? Zeit für seine Patienten zu haben, wirklich Zeit, anstatt nur eilig ein paar höfliche Worte hinzuwerfen wie in der Notaufnahme? Eine Situation wie diese hier war in einer städtischen Praxis oder einem Krankenhaus kaum vorstellbar.
Lauren führte ihn in den gegenüberliegenden Raum, wo zwei Frauen mittleren Alters im Bett saßen und strickten.Gehgestelle standen neben den Betten.
„Unsere schrecklichen zwei“, stellte Lauren die beiden augenzwinkernd vor. „Marnie und Phyllis. Sie sind Zwillinge, auch wenn sie nicht so aussehen, und was die eine tut, muss die andere auch tun. Marnie stolperte beim Wäscheaufhängen und brach sich den Knöchel, und Phyllis, die ihr nicht nachstehen wollte, hat sich letzte Woche das Bein gebrochen. Wir haben sie übers Wochenende hierbehalten, weil sie schlecht an Krücken gehen kann und mit dem Gehgestell im Haus nur schwer zurechtkommt.“
„Und um Marnie Gesellschaft zu leisten. Außerdem habe ich hier mehr Ruhe als zu Hause, um das Jäckchen für Neenas Baby fertig zu stricken.“ Phyllis hielt ein winziges, halb fertiges Etwas aus purpurfarbener Wolle hoch.
Marnies Wolle war froschgrün.
„Grün und Purpur?“, sagte Mak zu Lauren, als sie ihn in die große Küche am Ende des Gebäudes führte.
Neena war auch da und verstand sofort, worum es ging. „Stricken sie etwa immer noch?“ Sie verdrehte die Augen. „Lauren, kannst du nicht dafür sorgen, dass sich die Wolle in den Gehgestellen verheddert?“
„Mein Baby musste ein Wolljäckchen in Signalorange tragen, und das mitten im Hochsommer. Also, richte dich darauf ein, dass du in den sauren Apfel beißen musst – oder vielmehr dein Baby. Zieh ihm die Sachen an, wenn die Schwestern an den Posttagen in der Stadt sind. Danach kannst du ihm anziehen, was du willst.“
Lauren schwenkte die Teekanne in Maks Richtung und schenkte ihm einen Becher ein, als er nickte. Anschließend stellte sie einen Teller mit Keksen vor ihn hin.
„Haben Sie Kinder?“, fragte sie Mak.
Mit
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