Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
im Krankenhaus vorbei …
Ihr Blick blieb an der kleinen Digitaluhr auf ihrem Nachttisch hängen.
Ich habe die Vormittagssprechstunde verschlafen!
Wie der Blitz schoss sie aus dem Schlafzimmer und raste den Flur entlang in die Küche.
„Ned, warum hast du mich nicht geweckt? Es ist ja schon Mittag! Meine Patienten …“
„Die sind versorgt. Ich habe ein paar Patientenakten mitgebracht, falls Sie sie sich noch einmal ansehen wollen.“
Neena starrte den Mann an, der ihr statt Ned geantwortet hatte.
Ned hatte ihn nicht hinausgeworfen, sondern sogar in seine geheiligte Küche gelassen. Mak saß am Tisch, auf ihrem Stuhl und aß in aller Seelenruhe sein Mittagessen.
„Sie haben meine Patienten behandelt?“, rief sie ungläubig und mit wachsendem Ärger aus.
„Dafür bin ich doch hier, oder?“, antwortete er gelassen. „Um Sie zu entlasten. Selbst nach nicht einmal vierundzwanzig Stunden ist mir klar, dass hier unbedingt ein zweiter Arzt gebraucht wird.“
„Da Sie das nun wissen, können Sie ja wieder verschwinden“, fauchte Neena unbeherrscht.
„Doch wohl nicht nach einem einzigen Morgen in der Praxis.“
Das klang so lässig, dass Neena ihm am liebsten etwas an den Kopf geworfen hätte. Etwas Großes.
„Setz dich und frühstücke erst einmal, Neena“, mischte Ned sich ein, und sie hörte ihm deutlich an, dass er ihr Verhalten unmöglich fand.
Er hatte recht.
„Tut mir leid, dass ich Sie angekeift habe“, entschuldigte sie sich bei Mak. „Ich hätte mich bedanken sollen.“
Großmütig nahm er ihre Entschuldigung mit einem Kopfnicken an, aber seine goldgrünen Augen blitzten verdächtig. Neena hatte den Eindruck, dass er sich im Stillen königlich amüsierte. Das machte sie gleich wieder wütend.
„Wie geht es Albert?“, fragte sie Ned.
Doch Mak ließ sich nicht einfach ignorieren. „Hervorragend“, erwiderte er. „Wir haben gerade ein bisschen geplaudert. Er schätzt Mozart durchaus, würde aber zur Abwechslung gern ein bisschen Rockmusik hören.“
Neena unterdrückte ein Schmunzeln. Nein, sie wollte diesen Mann nicht mögen – es reichte schon, dass ihr Körper auf ihn reagierte.
„Komm, iss endlich.“ Ned holte kaltes Fleisch und Salat aus dem Kühlschrank und stellte es auf den Tisch. Er legte Besteck dazu und schenkte ihr ein Glas Wasser ein.
Und dann saß Neena da, Mak Stavrou genau gegenüber, und jedes Mal, wenn sie aufblickte, fiel ihr etwas anderes an ihm auf. Zum Beispiel die dunklen Härchen auf seinem Arm. Gott sei Dank war der Tisch nicht so schmal, dass sie sich aus Versehen berührten oder ihre Knie aneinanderstießen …
Wieder musste sie daran denken, wie sich gestern Abend seine Hand an ihrer angefühlt hatte. Ein feines Prickeln zuckte über ihre Haut.
Oh, was war los mit ihr? Diese Fantasien gingen wirklich zu weit! Der Mann war ein Fremder, von dem sie immer noch nicht wusste, ob er etwas im Schilde führte. „Der Salat schmeckt sehr lecker, Ned“, sagte sie, um sich abzulenken. „Sind die Tomaten aus unserem Garten?“
„Haben Sie das gehört?“, grummelte Ned mit einem bedeutungsvollen Blick zu Mak. „Unser Garten, hat sie gesagt. Dabei ist es schon Jahre her, dass sie sich im Gemüsebeet die Finger schmutzig gemacht hat. Sie kümmert sich nur um die Rosen, und die brauchen hier nun wirklich kaum Pflege.“
„Auf dem Weg zu den Ställen habe ich die Rosenbeete gesehen.“ Mak lächelte Neena an. „Meine Mutter hat wundervolle Rosen, und sie hegt und pflegt sie wie ihren Augapfel. Aber eine solche Pracht wie hier habe ich noch nicht gesehen.“
„Bei uns ist die Luft sehr trocken, sodass es praktisch keinen Mehltau oder Schädlinge gibt wie in Küstennähe.“ Absichtlich wählte Neena einen sachlichen Ton. Als er seine Mutter erwähnte, erinnerte sie sich wieder an die Zweifel, die sie seinetwegen hatte.
Dieser Mann könnte auch ihr Feind sein!
„Ich fahre zur Baustelle.“ Mak erhob sich, spülte seinen Teller ab und stellte ihn in die Spülmaschine. „Ich will ein paar Leuten erklären, warum ich hier bin.“
„Wenn Sie bis heute Abend dort bleiben, können Sie die Weihnachtsfeier miterleben“, sagte Neena. „Vermutlich werden fast alle aus Wymaralong da sein … mit Kind und Kegel, wie man so schön sagt.“
Mak lehnte sich gegen den Küchentresen. „Auch die Frauen mit ihren Kamelbabys?“
Das brachte sie zum Lächeln. „Albert muss ich wohl zu Hause lassen, aber da Ned den Weihnachtsmann spielt, gehe ich auf jeden Fall
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