Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Mak, dem bei dem verlockenden Duft das Wasser im Mund zusammenlief.
„Es ist garantiert einer.“ Ned schüttelte über Maks Naivität den Kopf.
In diesem Augenblick steckte Neena den Kopf zur Tür herein. „Kommen Sie, Herr Notfallmediziner, Sie können mir sagen, was man in einer solchen Situation macht.“
Er folgte ihr hinaus und zum Auto. „Wohin geht es?“
„Zu einer Farm, ungefähr vierzig Kilometer von hier. Die Fliegenden Ärzte sind schon informiert. Unser Job ist es, den Verletzten zu stabilisieren.“ Während sie ihm die Lage erklärte, ließ Neena den Wagen an und fuhr los.
„Können das nicht die Sanitäter tun? Müssen immer Sie raus?“
„Das nicht, aber die Sanitäter sind unterwegs zu einer Schwangeren, bei der die Wehen eingesetzt haben, um sie nach Baranock zu bringen. Das ist genau die entgegengesetzte Richtung.“
„Vielleicht sollte jemand der Stadt einen zweiten Krankenwagen spenden“, brummte Mak, mit seinen Gedanken immer noch beim Essen. Oder war er gereizt, weil er so dicht neben Neena saß? Auf diesem engen Raum konnte er sich ihrer erregenden Ausstrahlung nicht entziehen. „Worum geht es eigentlich?“, erkundigte er sich, um sich abzulenken.
„Jemand hat sich den linken Fuß auf die Dielen genagelt.“
„Das gibt’s doch nicht!“
Sie lachte leise auf und warf ihm einen Seitenblick zu. „Warum nicht? In der Notaufnahme haben Sie doch bestimmt schon Fälle gesehen, wo jemand einen Elektronagler zweckentfremdet hat, oder?“
„Stimmt. Aber das meinte ich nicht“, betonte er. „Sondern, was ich in den zwei Tagen, die ich hier bin, schon alles erlebt habe: Verbrennungen, ein hilfsbedürftiges Kamelbaby, einen Cowboy, der mit seinem Fluggerät abstürzt, und jetzt jemand, der sich den Fuß am Boden festnagelt. Ich weiß ja, dass Abwechslung die Medizin interessanter macht, aber in dem Maße?“
Neena lachte. „Das ist eben das sprichwörtliche Salz in der Suppe.“
„Mag sein, aber ich kenne noch einen anderen Spruch: Man kann auch des Guten zu viel haben“, murmelte er, und es klang so mürrisch, dass Neena sich fragte, welche Laus ihm über die Leber gelaufen war.
„Haben Sie schlechte Laune, weil das Abendessen ausgefallen ist?“
„Männer sind nicht launisch.“
Mehr sagte Mak nicht, aber er blickte auch nicht gerade freundlich, sodass Neena beschloss, lieber nicht weiter nachzubohren.
Schließlich erreichten sie die Farm.
„Wieso benutzt jemand so spät am Abend einen Nagler“, sinnierte Mak.
„Wilf Harris ist erst seit Kurzem verheiratet. Da sich seine Familie und die seiner Frau zu Weihnachten angesagt haben, wollte er einen Teil der Veranda zum Gästezimmer umbauen.“
Wilfs Frau Megan wartete bereits auf der vorderen Veranda und rannte ihnen entgegen, sobald der Wagen hielt.
„Er will nicht, dass ich seinen Fuß anfasse. Aber ich habe ihm eine Decke umgelegt und ihm einen Stuhl gebracht“, keuchte sie, als Neena und Mak aus dem Auto sprangen.
„Sehr gut“, lobte Neena. „Megan, das ist Dr. Stavrou. Er arbeitet in einer Großstadtklinik und kennt sich mit solchen Verletzungen aus.“
Megan wandte sich an Mak, mit einem Blick, als hätte ihn der Himmel geschickt.
„Oh, vielen Dank, dass Sie gekommen sind“, sagte sie, umarmte ihn und drückte ihn herzlich. „Wilf ist dort drüben.“
Sie führte ihn zu ihrem Mann, der vor Schmerzen aschgrau im Gesicht war. „Ich habe den Nagel nicht herausgezogen, damit es nicht noch mehr blutet“, presste er zwischen den Zähnen hervor.
„Was haben Sie gegen die Schmerzen genommen?“, fragte Neena. Auf jeder Farm stand für den Notfall ein Koffer der Fliegenden Ärzte bereit, der unter anderem Morphin enthielt.
„Zwei Paracetamol. Megan ist neu im Busch, und ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass ich vom Morphin ohnmächtig werde und sie mit allem allein dasteht.“
Neena hörte Mak einen ungläubigen Laut ausstoßen, aber er kniete bereits neben Wilfs Fuß und besah sich die Verletzung.
„Wir brauchen eine Metallsäge. Anders können wir Schuh und Fuß nicht vom Holzfußboden lösen“, sagte er und stand auf. „Wo haben Sie Ihr Werkzeug?“
„Im Schuppen“, sagte Wilf, und Megan zeigte Mak den Weg.
Neena untersuchte ihren Patienten, maß Blutdruck und Puls. Erstaunlich, wie gut sich Mak unter diesen Umständen zurechtfindet, dachte sie. Er hätte das Zeug zum Landarzt. Sie suchte in der Tasche nach einem Lokalanästhetikum und konzentrierte sich wieder ganz auf ihren
Weitere Kostenlose Bücher