Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
sie etwas verlieren. Etwas, das ihr viel bedeutete.
Das Flugzeug zog über sie hinweg und brachte sie auf andere Gedanken.
„Mak und ich tragen Sie zum Wagen und fahren Sie dann hinaus zur Landebahn“, sagte sie zu Wilf. „Haben Sie schon mit Megan gesprochen, ob sie hierbleiben oder mit in die Stadt kommen will?“
„Ich möchte sie nicht allein lassen“, erwiderte Wilf. „Aber wir haben die Hühner und die Lämmer, die gefüttert werden müssen, und meine Eltern sind noch im Urlaub.“
„Ich finde jemanden, der sich um die Tiere kümmert“, bot Neena an. „Ned kann doch herkommen und solange hierbleiben, bis Sie wieder zurück sind.“
Erst als die Worte heraus waren, wurde ihr klar, was das bedeutete: Sie würde mit Mak allein im Haus sein. Ach, und wenn schon, sagte sie sich. Sie konnte die Anziehung zwischen ihnen einfach ignorieren, auch ohne Neds Hilfe.
Neena ging zu Wilf, um mit anzupacken.
Aber sie hatte die Rechnung ohne Mak gemacht. „Sie fahren zum Flugzeug und holen jemanden her, der mir hilft, Wilf in den Wagen zu heben“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
„Eine Seite kann ich doch anheben“, protestierte sie trotzdem.
„Kommt nicht infrage“, riefen beide Männer wie aus einem Mund, und Mak fügte hinzu: „Tun Sie einmal im Leben, was man Ihnen sagt, und fahren Sie schon!“
Neena warf ihm einen finsteren Blick zu, wandte sich aber zum Auto.
Kurz danach hob das Flugzeug mit Wilf an Bord ab, und Megan packte eine Reisetasche. Sie wollte sich in der Stadt mit ihrer Mutter treffen und zusammen mit ihr zu Wilf ins Krankenhaus fahren.
„Hat Ned nichts dagegen, dass Sie anderen einfach seine Dienste anbieten?“, fragte Mak auf dem Rückweg.
„Nein, er wird sich freuen, endlich wieder aufs Land zu kommen. Fast sein ganzes Leben hat er draußen verbracht, Schafe und Rinder gehütet, Pferde zugeritten. Er ist ein Mann mit vielen Talenten.“
„Einschließlich Kochen und Waschen für andere Leute … Irgendwie passt das für mich nicht so recht zusammen.“
„Die meisten Männer im Outback können wunderbar für sich selbst sorgen. Ned war sogar Koch für ein Team von Schafscherern, und die sind ziemlich anspruchsvoll. Danach hat er in der Großküche eines Krankenhauses gekocht.“
„Bis Sie ihn sich geangelt haben.“
„Nein, er mich“, sagte Neena weich. „Ohne Ned wäre ich nicht so weit gekommen. Hätte niemals die Highschool geschafft, gar nicht zu reden von der Universität.“
Sie klang so traurig, dass Mak sie fast gefragt hätte, warum. Aber er spürte, dass sie zu ihm auf Distanz gegangen war. Er kannte Neena nicht gut genug, um zu wissen, wie er diese Distanz überwinden sollte. Allerdings kannte er sie erst recht nicht gut genug, um diese intensiven Gefühle für sie zu empfinden.
Er unterdrückte einen Seufzer … was er in diesen Tagen häufiger tat, wie ihm schien.
Neena hatte bis jetzt tapfer standgehalten und die Anziehung ignoriert. Doch als Mak sie unerwartet auf die Arme gehoben und an seine muskulöse Brust gepresst hatte, war es um sie geschehen gewesen. Sie, die ihre Selbstständigkeit und Freiheit über alles liebte, verwandelte sich plötzlich in ein schwaches, bebendes Wesen, das sich nichts mehr wünschte, als für den Rest seines Lebens gehalten, beschützt und umsorgt zu werden.
Vorzugsweise in Maks Armen.
Bei dem Gedanken erschauerte sie. Vor Sehnsucht? Oder aus Furcht?
Neena fuhr auf ihren Parkplatz neben der Treppe und stieg schnell aus. „Ich sehe kurz nach Albert, dann komme ich. Ned wird bestimmt den Wagen gehört haben und das Essen schon aufwärmen.“
Mit anderen Worten: Geh schon vor , dachte Mak. Aber vielleicht war es besser, wenn sie für eine Weile nicht in seiner Nähe war. Noch immer spürte er ihren weichen weiblichen Körper in seinen Armen, und ihr zarter Duft wich ihm nicht mehr aus dem Sinn.
Er unterdrückte einen Seufzer, wieder einmal, und ging ins Haus.
„Ist sie beim Kamel?“, erkundigte sich Ned, als er die Küche betrat.
„Ja, sie wollte nur schnell nach ihm sehen.“
„Und ich halte ihr hier das Essen warm“, murrte Ned, aber es klang nicht wirklich ärgerlich.
Mak musste wieder an Neenas Bemerkung über Ned denken. Nur zu gern hätte er den älteren Mann gefragt, beherrschte sich aber. Stattdessen ließ er sich die köstlichen Teigtaschen schmecken. Ned bot ihm hinterher einen Kaffee an, den er gern im Wohnzimmer trinken könne. Mak nahm die Tasse und wollte den Fernseher
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