Julia Aerzte zum Verlieben Band 61
Patienten.
„Ich werde versuchen, die Stelle so gut es geht zu betäuben“, erklärte sie. „Dann spüren Sie nichts, wenn wir Sie frei sägen. Hat man Ihnen gesagt, wann von den Fliegenden Ärzten jemand hier sein wird?“
„Zwei Stunden könnte es dauern“, meinte Wilf. „Sie sind noch bei einem anderen Notfall.“
Der Nagel steckte seit einer Stunde im Fuß. Solange er dort blieb, würde er mögliche Löcher in den Venen oder Arterien verstopfen. Leider bestand jedoch die Gefahr, dass dadurch auch die Durchblutung der Zehen beeinträchtigt wurde.
Wie die Verletzung wirklich aussah, würden sie erst wissen, wenn sie Wilf den Schuh ausgezogen hatten, und dazu mussten sie den Nagel entfernen.
Mak kehrte zurück, aber sie wollte ihn vor Megan und Wilf nicht nach seiner Meinung fragen.
„Ich habe die Umgebung der Wunde örtlich betäubt“, sagte sie daher nur, als Mak sich neben sie hockte, die Metallsäge in der Hand.
„Alles klar?“, wandte er sich an Wilf.
„Legen Sie los“, sagte Wilf, aber anstatt zuzusehen, wandte er den Kopf, und Megan legte die Arme um ihn und drückte sein Gesicht an ihre Brust.
Das Kreischen der Metallsäge zerrte an Neenas Nerven, doch sie hielt Wilfs Fuß so ruhig wie möglich.
„Okay, das hätten wir“, sagte Mak nach zwei Minuten, die ihr wie Stunden vorkamen. „Bleiben Sie noch einen Moment sitzen, bewegen Sie sich nicht. Neena, ich will Ihnen nur kurz zeigen, wo die Säge liegt, falls so etwas noch einmal vorkommt.“
Neena folgte ihm von der Veranda herunter. Sie hatten beide den gleichen Gedanken gehabt: Sie wollten sich nicht vor Megan und Wilf über den nächsten Schritt beraten, um die beiden nicht unnötig zu beunruhigen.
„Was halten Sie davon, im Augenblick nichts weiter zu unternehmen?“, fragte Mak, als sie die Stufen hinunter waren.
„Ich bin mir nicht sicher. Halten wir uns an die goldene Regel, Schaden zu verhüten, dann sollten wir den Nagel nicht anrühren, um unkontrollierbare Blutungen zu vermeiden. Allerdings kann ich nicht einschätzen, ob auch alle Zehen noch durchblutet werden. Wenn nicht, könnte Wilf später Probleme bekommen.“
„Das glaube ich eigentlich nicht“, entgegnete Mak. „Wann werden die Fliegenden Ärzte hier sein?“
„In gut einer Stunde, schätze ich. Der Flug zur Basis dauert noch einmal eine Dreiviertelstunde, das heißt, Wilf wäre in spätestens zwei Stunden im OP.“
„Dann unternehmen wir nichts weiter“, sagte Mak, als sie den Schuppen betraten.
Im nächsten Moment ließ er die Metallsäge fallen, schwang Neena auf seine Arme und rannte mit ihr wieder nach draußen.
„Was soll das?“ Neena strampelte mit den Füßen. „Lassen Sie mich runter!“
„Eine Schlange.“ Er presste sie noch fester an sich und hastete zum Haus zurück.
„Was für eine Schlange?“, wollte Neena wissen und zappelte immer noch, obwohl es aufregend war, in Maks starken Armen zu liegen.
„Ich hatte keine Zeit zu fragen“, erwiderte er ein wenig atemlos.
„Das war Stanley“, rief Wilf von der Veranda aus und grinste. „Ein alter Rautenpython, der schon seit Jahren im Schuppen haust. Er hält uns die Ratten und Mäuse vom Leib.“
Mak stellte Neena wieder ab. „Mussten Sie das unbedingt verraten?“, beschwerte er sich, weil sein heldenhafter Einsatz nicht gewürdigt wurde. „Ich hätte ein paar Pluspunkte bei ihr sammeln können, weil ich ihr das Leben gerettet habe.“
„Um unsere Neena zu erobern, müssen Sie mehr bringen, als sie vor einer harmlosen Schlange zu retten“, meinte Wilf trocken.
„Hört ihr zwei bitte auf, euch über mich zu unterhalten, als wäre ich nicht da“, schimpfte Neena. „Megan, sind die Lichter an der Flugpiste an?“
„Nein. Ich kümmere mich darum.“
„Gut, dass wir die jetzt haben“, meinte Wilf, während Mak nach seinem Handgelenk griff, um ihm den Puls zu fühlen. „Früher mussten wir Fahrzeuge positionieren und die Piste mit den Scheinwerfern anstrahlen oder Feuer anzünden. Jetzt ist die Landebahn auf der gesamten Strecke beleuchtet, den Strom gewinnen wir mit Solarzellen. Ist schon eine prima Sache, dass wir hier im Busch nun Solarenergie nutzen können.“
Neena war auf der letzten Treppenstufe stehengeblieben, in sicherer Entfernung zu Mak, und beobachtete, wie er sich mit Wilf unterhielt und dabei routiniert und gelassen seinen Zustand checkte. Sie dachte daran, dass er in einem Monat wieder abreisen würde, und ihr zog sich das Herz zusammen, so als würde
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