JULIA ARZTROMAN Band 26
nicht immer in die Karten schauen lässt. Wenn du tatsächlich diese Karrierefrau bist, warum solltest du eine Schwangerschaft riskieren?“ Den Blick fest auf ihr Gesicht gerichtet kam er herein. „Ich habe lange nachgedacht, Amy. Unterm Strich gibt es nur eine einzig mögliche Erklärung für dein Verhalten: Du glaubst, dass du nicht schwanger werden kannst.“
Amy wurde blass. „Marco …“
Er betrachtete sie aufmerksam. „Das ist es, nicht wahr? Du kannst keine Kinder bekommen.“
Sie rutschte ans Kopfende, die Arme fest um die Knie geschlungen. „Geh weg, Marco.“ Die Kopfschmerzen kamen zurück, Amy fing an zu zittern. „Ich will allein sein.“
„Geht nicht. Wenn man verheiratet ist, ist immer noch einer da. Wir sind zu zweit.“ Plötzlich klang seine Stimme weich, fast zärtlich. Marco setzte sich aufs Bett. „Eine ehrliche Frau ist eine miserable Lügnerin, Amy, und du bist ehrlich. Deshalb hat alles, was du mir seit deiner Abreise vor zwei Jahren gesagt hast, für mich einfach keinen Sinn ergeben.“
„Marco, bitte …“
„Ich bestreite nicht, dass du eine gute Ärztin bist, die Karriere machen würde. Aber man braucht dich nur anzusehen, wenn du mit Kindern zusammen bist. Du sehnst dich nach einer Familie. Du sagst auch, dass du mich nicht liebst, aber wenn du in meinen Armen liegst …“ Er umfasste ihr Kinn, damit sie ihm in die Augen sah. „Dann gibst du alles, tesoro . Heute Nachmittag, das war kein Sex. Das war Liebe.“
„Nicht.“ Bebend holte sie tief Luft. „Es spielt keine Rolle. Ich kann nicht bei dir bleiben.“
Zart strich er mit dem Daumen über ihr Kinn. „Unsinn. Wir sind füreinander bestimmt.“
„Nein!“ Tränen schossen ihr in die Augen. „Lass mich in Ruhe, Marco. Ich habe heute schon mehr geweint als in meinem ganzen Leben!“
„Gefühle sind etwas Gutes. Nur ihr Engländer behandelt sie so, als wären es wilde Tiere.“
Früher hatten seine amüsanten Betrachtungen ihrer Landsleute Amy ein Lächeln entlockt. Aber es gab nichts zu lächeln. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen. „Von Gefühlen bekommt man Kopfschmerzen.“
„ Cucciola mia .“
„Zu Michelle hast du das auch gesagt. Ich weiß nicht mal, was es bedeutet.“
„Wörtlich?“ Marco legte eine Hand auf ihren Nacken, beugte sich vor und küsste Amy sanft auf den Mund. Als er den Kopf hob, lächelte er. „ Cucciolo heißt Welpe.“
„Ach, dann bin ich jetzt dein Hund?“
Er lachte leise. „Das ist die Amy, die ich vermisst habe. Sie hat sich lange nicht herausgetraut, aber ich wusste, dass sie noch irgendwo steckt. Ich möchte dich etwas fragen und bitte dich um eine ehrliche Antwort.“
„Nein, Marco, ich will nicht darüber reden.“
„Schsch …“ Seine Augen blitzten amüsiert, als er ihr den Zeigefinger auf die Lippen legte. „Nicht streiten. Das bekommt dir nicht, amore , und mir auch nicht. Eine gute italienische Ehefrau sollte ihrem Mann immer recht geben.“
Jetzt musste sie doch lächeln. „Ich glaube kaum, dass ich das Zeug dazu habe.“ Sie wurde wieder ernst. „Marco, ich kann nichts von dem, was eine gute italienische Ehefrau ausmacht. Ich spreche nicht einmal Italienisch!“
„Hervorragend! Die meisten Italiener wünschen sich verzweifelt eine Frau, die den Mund hält.“
„Du machst dich über mich lustig.“
„ Sì .“ Der belustigte Ausdruck verschwand. „Weißt du auch, warum? Weil du dummes Zeug redest. Was soll das mit der guten italienischen Ehefrau? Ich habe mir keine Italienerin ausgesucht, sondern dich, Amy.“
Es fiel ihr unendlich schwer, es auszusprechen. „Aber ich kann keine Kinder bekommen, ich bin unfruchtbar.“ So, jetzt hatte sie es gesagt, das Schreckgespenst in Worte gefasst.
Einen Moment lang herrschte Stille. An seiner Wange zuckte ein Muskel, doch als Marco antwortete, klang er ruhig und gelassen. „Ja, das habe ich begriffen. Allerdings verstehe ich immer noch nicht, wieso du mich deshalb verlassen hast. Warum hast du dich mir nicht anvertraut?“
„Weil ich Angst hatte, du würdest sagen, dass es keinen Unterschied macht.“ Sie wich zurück und schlang die Arme fester um die Knie.
„Macht es auch nicht. Wenn zwei Menschen sich lieben, möchten sie für den Rest ihres Lebens zusammen sein. Nur das zählt, amore . Falls später noch mehr dazukommen, gut, aber am wichtigsten sind diese beiden.“
„Ich weiß doch, wie sehr du dir Kinder wünschst.“
„Sieh mich an, Amy“, verlangte er und
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