JULIA ARZTROMAN Band 26
erotischen Berührung noch benommen versetzte sie ihm einen leichten Stoß und trat einen Schritt zurück. „Du hörst mir nicht zu! Du hast kein Wort verstanden von dem, was ich gesagt habe!“ Aufgewühlt marschierte sie zum Fenster. „Wir wollen jeder etwas anderes – du eine Familie und ich meine Karriere.“
„Ach ja“, erwiderte er gelassen. „Deine Karriere. Du liebst mich nicht genug, das war’s doch, oder?“
„Genau.“ Sie hatte nicht den Mut, ihm in die Augen zu blicken.
„Sex mit Männern, für die du nichts empfindest, macht dir also nichts aus. Meinst du, das ist typisch für dich, tesoro ?“
Er kannte sie besser, als ihr lieb war. Amy unterdrückte einen Seufzer und zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen. „Ich weiß, du möchtest mehr hineinlesen, aber es war wirklich nur Sex. Was mich nicht überrascht. Die Chemie war immer da, das ist das Problem.“
„Apropos Problem“, antwortete er düster. „Da du so darauf erpicht bist, deiner Karriere zu dienen und bloß keine Familie zu gründen, sollten wir vielleicht über Verhütung reden.“
„Nicht nötig. Es wird nicht wieder vorkommen.“
„Das meinte ich nicht.“ Marco griff nach seinem Pullover. „Wir hatten ungeschützten Sex, amore . Möchtest du die Pille danach? Ich habe ein paar in meiner Arzttasche.“
Amy erstarrte. „Nein.“ Ihr Mund war so trocken, dass sie kaum antworten konnte. „Nein, die brauche ich nicht.“
„Warum nicht?“ Verwundert kam er auf sie zu. „Willst du das Schicksal entscheiden lassen? Willst du deine Karrierepläne aufgeben, wenn du schwanger wirst, und doch eine Familie gründen?“
„Nichts dergleichen. Es bestand keine Gefahr, dass ich schwanger werde.“ Sie bemühte sich um einen lässigen Tonfall. Sollte Marco doch annehmen, dass sie ihre unfruchtbaren Tage hatte.
Umso mehr war sie überrascht, als er leise vor sich hin fluchte und seine Augen sich zornig verdunkelten. Verwirrt beobachtete sie ihn. Er konnte doch nicht ernsthaft wollen, dass sie schwanger wurde.
Warum machte er dann ein Gesicht, als hätte er am liebsten jemanden verprügelt?
Im Laufschritt verließ Marco das Haus durch den Hintereingang und joggte zur Küstenstraße. Es war dunkel, aber das machte ihm nichts aus. Er kannte jeden Meter dieser Straße, und er musste seine Wut loswerden.
Amy hatte gesagt, sie könne nicht schwanger werden. Warum, weil sie die Pille nahm? Da sie seit zwei Jahren getrennt waren, gäbe es dafür nur eine Erklärung.
Eifersucht packte ihn mit scharfen Klauen. Marco lief schneller. Rhythmisch dröhnten seine Schritte auf dem Asphalt, Wind und eisige Kälte bliesen ihm ins Gesicht, doch er merkte es kaum. Er war zu sehr damit beschäftigt, seine Dämonen in den Griff zu bekommen.
Anscheinend hatte er recht gehabt. Amy hatte jemand anders gefunden. Deshalb die Tränen? Deshalb Nicks Rat, sich in ihrer Vergangenheit umzusehen? Gab es einen Exgeliebten, von dem sie nicht loskam? Hatte sie ihn deshalb verlassen?
Keuchend blieb er stehen. Seine Lungen brannten von der Anstrengung. Es muss eine andere Erklärung geben, dachte er verzweifelt. Amy, seine Amy, war nicht der Typ, der ständig die Männer wechselte. Es passte einfach nicht zu ihr.
Marco erinnerte sich, wie sie vorhin auf ihn reagiert, wie sie sich an ihn gedrängt hatte. Er wäre jede Wette eingegangen, dass ihre Gefühle für ihn noch genauso stark waren wie früher. Nach dem heutigen Nachmittag wusste er, dass sie ihn liebte, mit Leib und Seele.
Warum nur stritt sie es ab?
Warum wollte sie sich scheiden lassen?
Die Tür zu ihrem Schlafzimmer flog auf.
Breitschultrig stand Marco im Türrahmen. Der feine Schweißfilm auf seinem schmalen Gesicht verriet, dass er beim Jogging an seine Grenzen gegangen war. Seine Laune schien sich trotzdem nicht gebessert zu haben. „Hast du einen anderen?“
„Wie bitte?“ Überrascht richtete sie sich auf.
„Es wäre ein unschlagbares Argument für eine Scheidung.“
„Marco, ich habe dir erklärt, warum ich mich scheiden lassen will. Es gibt keinen anderen Mann.“
„Warum nimmst du dann Verhütungsmittel?“
„Ich habe nie behauptet, dass ich …“ Erschrocken unterbrach sie sich. Sie hatte schon zu viel verraten. Wie machten andere das? Als Lügnerin war sie hoffnungslos!
„Du hast gesagt, du könntest nicht schwanger werden.“
Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen. „Weil es die falsche Zeit im Zyklus ist.“
„Du weißt genauso gut wie ich, dass sich Mutter Natur
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