JULIA ARZTROMAN Band 26
verspürte sie einen Anflug von Eifersucht. Kate war eine attraktive Frau. Wie gut kannte sie Marco?
Erschrocken schob sie den Gedanken beiseite. Die beiden arbeiteten seit zwei Jahren zusammen. Natürlich kannten sie sich gut.
Außerdem war sie hergekommen, um ihn freizugeben.
„Wirklich, Kate“, sagte sie deprimiert. „Was soll ich auf einem Ball?“
„Ist es so schlimm?“ Mitfühlend sah sie sie an. „Ich hatte wirklich gehofft, dass ihr eure Ehe retten könnt.“
Amy schüttelte nur den Kopf.
„Es tut mir leid. Und ich bin, ehrlich gesagt, überrascht. Ihr lacht so oft miteinander und seid ein tolles Team. Ich dachte, ihr versteht euch hervorragend.“
„Wir verstehen uns ja auch.“ Sie dachte an die letzte leidenschaftliche Liebesnacht und wurde rot. „Aber unsere Ehe ist nicht zu retten.“
„Warum nicht? Du liebst ihn, das sieht doch jeder. Und er liebt dich!“
„Das hat Nick auch gesagt …“
„Wirklich?“ Kates Stimme klang plötzlich kühl. „Du hast mit Nick darüber gesprochen?“
„Er ist erstaunlich einfühlsam, findest du nicht auch?“
„Manchmal. Bei Patienten.“ Sie stand so hastig auf, dass Tee aus dem Becher schwappte und auf den Tisch spritzte. „Oh, sieh dir an, was ich hier mache!“
Während Kate einen Lappen holte, betrachtete Amy sie nachdenklich. Hatte Kate sich mit Nick gestritten, oder warum wirkte sie auf einmal so angespannt?
„Ist etwas mit dir und Nick?“
„Nein, nein, überhaupt nicht.“ Eifrig wischte sie den Tisch sauber. „Würdest du denn bleiben, wenn Marco dich liebt?“
„Nein. Kate, ich kann keine Kinder bekommen. Deshalb bin ich gegangen. Ich kann ihm nicht die Familie schenken, die er sich wünscht.“ So sachlich wie möglich schilderte sie die nüchternen Fakten.
Kate sank auf ihren Stuhl. „Oh, Amy, das tut mir unendlich leid. Was hast du durchgemacht! Und das ganz allein.“
„Ich konnte mit niemandem darüber sprechen“, sagte Amy leise. „Ich … mir fällt es eben schwer, über Probleme zu reden, und dies hier war … schon ziemlich heftig.“
„Aber heutzutage hat man so viele Möglichkeiten. Selbst wenn nichts hilft, kannst du immer noch Kinder adoptieren.“
Der Trostpreis. Leider hatte der Gedanke für Amy nichts Tröstliches. Im Gegenteil.
„Nein, das wäre keine Lösung“, sagte sie und erhob sich zögernd. „Ich muss zurück, noch ein paar Arztbriefe schreiben.“
„Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten“, sagte Kate sanft. „Ich verstehe dich besser, als du denkst, Amy. Nicht wegen der Unfruchtbarkeit, das meine ich nicht. Aber ich weiß, wie es ist, einem Mann zu begegnen, der die große Liebe deines Lebens ist, und doch nicht mit ihm zusammen sein zu können. Das Leben hat einen merkwürdigen Sinn für Humor. Wer auch immer gesagt hat, es sei besser, geliebt und die Liebe verloren zu haben als nie zu lieben, hat sicherlich nie geliebt. Oder er stand unter Drogen, während er das schrieb. Liebe ist eine einzige Quälerei.“
Unsicher blieb Amy stehen. Meinte Kate den tragischen Tod ihres Mannes vor ein paar Jahren? Oder etwas völlig anderes?
Sie überlegte noch, wie sie ihre Frage am besten formulieren sollte, da ging die Tür auf.
Alison kam herein. „Ist das Wasser noch heiß? Ich brauche unbedingt einen Tee.“
Amy blickte zu Kate hinüber. Die lächelte schwach. „Geh und kümmere dich um deinen Papierkram, Amy, sonst sitzt du heute Nacht noch hier.“
Mit anderen Worten, für trauliche Gespräche war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Amy deutete einladend auf den Kessel. „Bedien dich, Alison.“
„Willst du dich nicht fertig machen? Der Ball hat vor einer halben Stunde angefangen.“
Amy lag zusammengerollt auf dem Sofa und las ein Buch. Das heißt, sie versuchte zu lesen, konnte sich aber nicht konzentrieren. Wenn sie nicht arbeitete, dachte sie nur an Marco. „Fahr ruhig.“
„Du kommst mit.“ Er streckte die Hand aus und zog Amy vom Sofa hoch.
„Ich bin müde, Marco.“
Mit einem vielsagenden Lächeln strich er ihr über die Wange. „Zu viel Sex vielleicht. Heute Nacht lasse ich dich schlafen, tesoro mio . Versprochen.“
Sie wurde rot. „Marco, ich will einfach nicht zu dieser Party. Ganz Penhally Bay wird dort sein.“
„ Sì . Deshalb gehen wir ja hin. Wir gehören dazu.“
„Du schon, ich nicht.“
Stürmisch riss er sie an sich. „Du bist meine Frau“, stieß er hervor und sah ihr tief in die Augen. „Vergiss das nicht.“
„Marco …“
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