JULIA ARZTROMAN Band 26
fragte nach Kindern. Als ich ihr erzählte, dass wir zwar nicht verhüten, ich aber auch noch nicht schwanger sei, bot sie mir an, ein paar Tests machen zu lassen. Das tat ich dann.“
„Warum hast du es mir verschwiegen?“ Der warme Tonfall war verschwunden, stattdessen schwang Ärger in seiner Stimme mit.
„Du hättest mich nur beschwichtigt, dass es zu früh wäre, um sich Sorgen zu machen.“
„War es auch.“
„Nein! Eben nicht. So konnte ich mich schnell von dir trennen.“
„Soll ich dir dafür etwa dankbar sein?“
„Nein. Ja.“ Verwirrt schlang sie die Arme um sich. „Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich etwas beendet habe, das sowieso keine Zukunft gehabt hätte.“
„Glaubst du, ich hätte mich scheiden lassen, weil du keine Kinder bekommen kannst?“, hakte er ungläubig nach.
„Nein, aber du hättest dich verpflichtet gefühlt, bei mir zu bleiben. Das wollte ich nicht. Wenn nur einer in der Ehe unfruchtbar ist, warum sollen beide leiden?“
Marco packte sie an den Oberarmen und riss Amy an sich. „Willst du damit sagen, ich hätte nicht gelitten, als du mich verlassen hast, tesoro ?“ Ein flammender Blick aus dunklen Augen traf sie.
„Nein.“ Heulend strich der Wind um die Klippen und zerrte an Amys Mantel, doch sie achtete nicht darauf. „Aber es wäre noch viel schlimmer geworden, wenn wir zusammengeblieben wären.“
Er starrte sie an, und sie ahnte, wie es hinter der hohen Stirn arbeitete. Schließlich ließ er sie los. „Es ist kalt“, sagte er tonlos. „Lass uns gehen.“
Er versteht mich nicht, dachte sie.
Wie auch?
Sie hatte ihm nie erzählt, was sie war oder woher sie kam.
Ihre Ehe war gescheitert, Amy wusste es genau.
Doch sie hatte versprochen, in der Praxis zu helfen. Sobald die vereinbarte Zeit um war, würde auch Marco begreifen, dass es das Beste wäre, sich endgültig zu trennen.
Zurzeit schien das allerdings nicht der Fall zu sein. Kaum hatten sie das Haus betreten, nahm er sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Amy vergaß alles um sich herum.
Da löste er sich plötzlich von ihr. „Lass uns zum Smugglers’ Inn fahren.“
„Jetzt?“ Benommen hob sie den Kopf.
„Ja. Wir müssen reden, aber wenn wir hierbleiben …“ Verlangend ließ er den Blick über sie gleiten. „Im Pub kann ich dich schlecht ausziehen.“
Amy errötete. Er hatte recht. Sie würden wieder im Bett landen und damit alles nur noch schwieriger machen.
„Meinst du, es wird wieder schneien?“ Fünf Minuten später stand sie draußen und zog fröstelnd den Mantelkragen hoch, während Marco die Haustür abschloss.
„Hoffentlich nicht.“ Er begleitete sie zur Beifahrerseite und öffnete ihr die Tür. „Mein Wagen hasst Schnee und ich auch. Der einzige Ort, wo ich Schnee sehen möchte, ist im Skiurlaub. Cornwall eignet sich dafür nicht besonders.“
Unwillkürlich musste sie lächeln. Cornwall und Skilaufen passten wirklich nicht zusammen. Amy schnallte sich an.
Im nächsten Augenblick wurde sie in den weichen Ledersitz gedrückt. Marco hatte das Gaspedal durchgetreten, und der Maserati röhrte die Straße entlang.
„Marco!“ Sie klammerte sich an den Sitz. „Willst du dir vor Jahresende noch Ärger einhandeln?“
„Beruhige dich. Der Wagen braucht Auslauf, er steht viel zu oft in der Garage. Außerdem hat die Polizei sicher Besseres zu tun, als meine Geschwindigkeit zu kontrollieren.“ Schwungvoll bog er auf den Parkplatz ein und stellte den Motor ab.
Erleichtert, dass sie noch am Leben war, löste Amy den Sicherheitsgurt. Marco war ein unverbesserlicher Macho. Konnte sie ihm deshalb nicht widerstehen? Fände sie ihn weniger attraktiv, wenn er nicht dieses hitzige Temperament und dieses unerschütterliche Selbstbewusstsein hätte?
Zitternd schlug sie die Wagentür zu. „Ist das kalt“, murmelte sie. Sofort legte er ihr den Arm um die Schultern und führte sie zum Pub.
Wohltuende Wärme empfing sie.
„ Buenas noches , Marco!“, rief Tony ihnen vom Schanktresen aus zu.
Marco seufzte. „Du hast mir gerade auf Spanisch Gute Nacht gesagt, mein Freund. Guten Abend heißt bei uns Buona sera . Hörst du nie zu, wenn ich mit dir rede?“
„Kommt drauf an.“ Grinsend griff Tony nach einem Glas. „Rätst du mir, fettarm zu essen, stelle ich auf Durchzug. Bestellst du einen Drink, funktionieren meine Ohren besser. Also, was wollt ihr trinken?“
„Für mich Mineralwasser“, antwortete Amy.
Der Wirt hob die Augenbrauen und sah Marco an. „Kann
Weitere Kostenlose Bücher