Julia Arztroman Band 62
Trauung für den Vormittag des Heiligabends.
„Die wichtigste Formalität dabei ist, dass das Aufgebot dreimal hintereinander an drei verschiedenen Sonntagen in der Kirche verlesen werden muss, ehe eine Trauung stattfinden kann“, erklärte er. „Es dient dazu, allgemein und öffentlich bekanntzugeben, dass eine Hochzeit bevorsteht. Den restlichen Ablauf kennen Sie ja sicher. Der vierundzwanzigste Dezember wird für die Einwohner von Swallowbrook diesmal ein ganz besonderer Tag sein. Zwei Menschen aus ihrer Mitte, beides Ärzte, die die Bevölkerung hier immer so gut versorgen, werden heiraten.“
Toby schlief oben tief und fest. Nachdem der Pastor sich verabschiedet hatte, gingen Libby und Nathan hinauf und standen gemeinsam am Bett des Jungen.
Liebevoll schaute Libby auf ihn hinunter. „Ich habe mich nicht geirrt, Nathan. Ich habe einen Test gemacht, und ich bin schwanger.“
„Das Leben wird ja von Minute zu Minute schöner.“ Seine Stimme klang rau. „Es ist noch gar nicht lange her, da dachte ich, ich würde vielleicht niemals eigene Kinder haben. Weil du ihre Mutter hättest sein sollen, und zu dem Zeitpunkt sahen die Chancen dafür nicht besonders vielversprechend aus.“
„Ich hatte genau die gleichen Gedanken“, erwiderte sie und küsste ihn zärtlich. „Wenn ich mal Kinder haben sollte, müssten sie von dir sein.“
Noch bis weit in die Nacht saßen sie zusammen, schmiedeten Pläne und sprachen über ihre Träume. Dazu gehörte auch die Idee, aus den beiden Teilen ihres Reihenhäuschens ein großes Haus zu machen.
Die Einladungen waren versandt, Libby und Nathan hatten dem Pastor mitgeteilt, welche Musik sie sich wünschten, und das Aufgebot wurde regelmäßig verlesen. Libbys Vater würde seine Tochter zum Altar führen, Hugo sollte Nathans Trauzeuge und Toby das Blumenkind sein.
Libbys beste Freundin Melissa war die Hauptbrautjungfer und eine andere Freundin aus Studienzeiten die zweite Brautjungfer.
Die Trauung sollte am späten Vormittag abgehalten werden, und danach würde das Brautpaar mit „Pudding“ ins Greystone House auf die Insel fahren, wo am Nachmittag die Hochzeitsfeier stattfand. Sie hatten eine angesehene Cateringfirma damit beauftragt, ein exklusives Buffet vorzubereiten, an dem sich alle Gäste nach Herzenslust bedienen konnten.
Danach musste Toby dann ins Bett, damit er am nächsten Morgen ausgeschlafen war, um die Geschenke auszupacken, die der Weihnachtsmann in der Nacht bringen würde.
Der Tag brach an, und obwohl am Himmel schwere graue Wolken hingen, gab es keinen Schnee. Doch Libby sagte sich, es wäre wirklich zu viel verlangt, wenn auch noch das Wetter sich ihren Wünschen anpasste. Sie war ohnehin schon überglücklich.
Sie heiratete den einzigen Mann, den sie jemals geliebt hatte, in der Kirche des Dorfes, wo sie fast ihr ganzes Leben verbracht hatte. Sie bekam ein Kind von ihm und würde auch die Mutterrolle bei dem kleinen Jungen übernehmen, der ihr Herz im Sturm erobert hatte.
Heute Morgen hatte Nathan ihr noch verraten, dass er sofort zugegriffen hatte, als Greystone House vor Kurzem zum Verkauf angeboten worden war. Bald würde es ihnen gehören, sodass sie in Zukunft übers Wochenende und an Feiertagen immer dorthinfahren könnten.
Was hätte Libby sich mehr wünschen sollen?
Die Kirche war voll besetzt, der Organist spielte den Hochzeitsmarsch, und hoch oben im Turm läuteten die Glocken, als Libby am Arm ihres Vaters im Vorraum der Kirche wartete. Dort, wo Nathan damals all seine Hoffnungen zerstört gesehen hatte.
Heute jedoch spielte die Vergangenheit keine Rolle, denn sie waren endlich zusammen. Lächelnd blickte Libby ihren kleinen Blumenjungen und die beiden Brautjungfern an, ehe sie den Saum ihres Hochzeitskleides aus schwerem weißem Brokat hob.
Den Brautstrauß aus roten Christrosen in der anderen Hand, schaute sie zu ihrem Vater auf. „Ich bin so weit“, flüsterte sie. „Gehen wir.“
Mit jedem Schritt auf Nathan zu, der zusammen mit Hugo am Altar stand, wurde das Gefühl, dass sich in diesem Moment alles absolut richtig fügte, immer stärker. Und als Nathan ihr den goldenen Ehering über den Finger streifte, an dem schon der Smaragd funkelte, lag die Zukunft wie ein wunderbarer Traum vor ihnen, der Wirklichkeit geworden war.
Wenig später war Libby wieder im Vorraum der Kirche, jetzt am Arm ihres frischgebackenen Ehemannes. Gemeinsam traten sie für die obligatorischen Hochzeitsfotos hinaus auf die steinernen Stufen, und da
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