Julia Bestseller Band 142
passiert ist und was dir solche Angst einjagt. Und dann mache ich mich auf den Weg und bringe denjenigen um, der dir das angetan hat.“
„Ich hätte dir das schon lange erzählen sollen, auf jeden Fall, bevor ich den Job in eurer Praxis antrat. Ich habe nicht das Recht … Ich tauge zu nichts mehr.“
„Holly, du bist eine fabelhafte Schwester. Es gibt keine bessere.“
„Nein, nicht mehr. Es wirkt sich auf meine Arbeit aus, Mark. Überhaupt auf alles.“
„Was wirkt sich auf deine Arbeit aus? Erzähl mir, was passiert ist!“
Nach einem kurzen Schweigen brach es aus Holly hervor. „Ich bin angegriffen worden.“
Sie spürte, wie er zusammenzuckte. Als sie ihn ansah, war sein Gesicht aschfahl.
„Es tut mir leid. Ich hätte es nicht so unverblümt sagen sollen.“
„Wer hat dich angegriffen?“, wollte Mark wissen.
„Willst du wirklich die Details hören?“
„Ja.“ Er hob ihr Kinn und sah ihr in die Augen. „Und dann werde ich mir den Kerl vorknöpfen. Ich nehme an, es war ein Mann. Schon der Gedanke, dass dich jemand verletzt hat, macht mich rasend.“
Holly ahnte bereits, dass er wütend werden würde. Immer hatte er sie beschützt. Sie konnte nur hoffen, dass er sich nicht gleich aufmachen und seine Rachegelüste stillen würde. Dies war auch ein Grund gewesen, warum sie ihm nicht schon längst die Geschichte erzählt hatte. Sie fürchtete die Wucht seiner Reaktion.
„Es war bei der Arbeit“, begann sie leise. „In einer lebhaften Praxis im Zentrum von London, wo reichlich Strolche und Streuner auftauchten. Ich war ungefähr ein halbes Jahr dort tätig, als es passierte.“
„Du wurdest während der Arbeit angegriffen?“, fragte Mark erstaunt. „Wo waren denn deine Kollegen?“
„Sie waren alle beschäftigt. Es war nicht ihre Schuld. Es war ein großes medizinisches Zentrum mit zwölf Sprechzimmern und drei Behandlungsräumen. Es geschah am späten Nachmittag, als die meisten Ärzte schon Hausbesuche machten. Und da kam dieser besondere Patient in die Praxis. Genau so, wie es heute gewesen ist.“
„Sie hätten Sicherheitsleute haben sollen, wenn es eine so gefährdete Praxis war.“
„Dieser Mann kam mit einer stark blutenden Kopfwunde an.“ Holly ballte die Fäuste, als sie fortfuhr: „Ich merkte sofort, dass er betrunken war. Als ich begann, die Wunde zu säubern, drehte er sich plötzlich wie ein Verrückter zu mir um. Erst hat er mich nur geschlagen, und dann zog er das Messer.“
„Nein!“ Marks Empörung gab Holly den Rest, und sie fing an zu schluchzen.
„Er stach auf mich ein, Mark. Immer und immer wieder, und als ich schon dachte, dass ich sterben müsste, kam aus irgendeinem Grund eine der Empfangsdamen herein, und sie löste den Alarm aus.“
Mark hatte Holly auf seinen Schoß gezogen und verbarg sein Gesicht in ihrem Haar. „Oh Gott!“, murmelte er. „Oh Holly, mein Liebling!“
Seine Qual wühlte alle ihre Emotionen auf. Hemmungslos weinend lag sie an seiner Brust und lauschte seinen tröstenden Worten …
„Sag mir, dass er nicht davongekommen ist!“ Mark strich ihr das Haar aus dem Gesicht und suchte in seiner Tasche nach einem Taschentuch. Als er keines fand, trocknete er ihre Tränen mit einem Hemdzipfel. „Erzähl mir, dass sie diesen Burschen gefasst haben!“
Holly schniefte und nickte. „Zwei der Ärzte kamen angelaufen und wanden ihm das Messer aus den Händen. Sie haben mir das Leben gerettet.“
„Zwei Wochen lang konnte ich dich nicht erreichen“, erinnerte sich Mark. „Warst du im Krankenhaus?“
„Zuerst ja. Dann fuhr ich zu meinen Eltern. Ich wollte nicht allein in meiner Wohnung sein.“
„Warum hat mir niemand etwas erzählt? Meine Mutter, deine Mutter – was für ein Spiel trieben sie mit mir? Sie hätten es mir sagen müssen.“
„Du hattest gerade deinen neuen Job angetreten. Ich hatte sie gebeten, dir nichts zu erzählen. Ich wusste, dass du alles stehen und liegen lassen würdest, um bei mir zu sein.“
„Das hätte ich ganz bestimmt getan. Und du hattest nicht das Recht, mich daran zu hindern.“
„Natürlich hatte ich das Recht. Deine neuen Kollegen hätten schön dumm ausgesehen, wenn du dich gleich bei der ersten Gelegenheit nach London abgesetzt hättest. Deine Mutter wollte dich informieren, aber ich habe sie überredet, es nicht zu tun.“
„Ich bin doch dein bester Freund, Holly. Ich hätte bei dir sein müssen. Gott, wenn ich nur daran denke …“
„Du hättest nichts für mich tun können“,
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