Julia Bestseller Band 142
befeuchtete sich die Lippen. „Weiter.“
„Einmalige Zahlungen. Hat man je darüber mit dir gesprochen, Grace? Beraterhonorare?“
Sie nickte. „Mein Vater hat mir gesagt, dass er einen Berater für das Design der neuen Cafés verpflichtet hat. Hat auch er eine überhöhte Rechnung gestellt?“
„Um eine Viertelmillion Pfund. Wenn du all diese Zahlen addierst, hast du deinen Profit. Nur, dass jemand das Geld aus deiner Firma gezogen hat. Sie waren clever genug, dir gerade genug zu lassen, um die Geschäfte weiterzuführen.“ Rafael griff nach einigen Papieren auf seinem Schreibtisch. Sie waren mit roten Kreisen und Strichen übersät. „Dein Vater hat dich betrogen, Grace. Er ist der Grund, warum Café Brazil keine Gewinne erzielt. Warum tut er das?“
„Oh.“ Sie lächelte, auch wenn es wehtat. „Ich vermute, eine Tochter wie mich zu haben, hat ihn dazu getrieben. Ich war als Kind nie in irgendetwas besonders gut, weißt du. Für meinen Vater muss ich eine bittere Enttäuschung gewesen sein.“
„Aber er hat mit dir zusammen deine Firma aufgebaut.“
„Ich hatte so viele Ideen. Ich wollte etwas Gutes und Sinnvolles mit meinem Leben anfangen. Mein Vater sagte, er würde mir helfen.“ Sie wandte sich ab, ging zum Fenster hinüber und blickte, ohne wirklich etwas zu sehen, in den Regenwald hinaus. „Wahrscheinlich hat er endlich einen Weg gefunden, mich von einer Enttäuschung in einen Vorteil zu verwandeln. Ich hätte es nie herausgefunden.“
„Was willst du jetzt tun?“
Schreien? Weinen? Jemanden schlagen? Sich in ein tiefes Loch fallen lassen und niemals wieder hervorkommen? „Ich weiß es nicht. Ihn konfrontieren.“ Sie seufzte. „Ich war ziemlich dumm.“
„Nein“, widersprach er heftig. „Ich erkenne jetzt, dass du eine faszinierende Vision gehabt hast. Und du kannst hart arbeiten. Dabei zahlst du dir ein kaum nennenswertes Gehalt.“
„Geld interessiert mich nicht“, entgegnete sie verständnislos.
„Was interessiert dich dann, Grace?“
„Mich selbst zu beweisen.“ Sie schlang sich die Arme um die Taille. „Ich bin damit aufgewachsen, dass jeder überzeugt war, ich würde es nie zu etwas bringen.“
„Wer hat dir das gesagt?“
„Alle. Meine Lehrer. Mein Vater. Weißt du, wie sich das anfühlt?“ Ihr Blick streifte die harten Linien seines Gesichts. Dann dachte sie an seinen despotischen Führungsstil. Grace ahnte, dass gerade dieser Mann absolut keine Ahnung hatte, wovon sie sprach.
„Warum haben sie dir das eingeredet? Wegen deiner Zahlenschwäche? Die Schulen sind doch heutzutage in der Lage, schwächere Schüler in speziellen Kursen zu fördern.“
„Meine nicht.“ Sie lachte und drehte sich um, weil sie die Frage in seinen Augen nicht ertrug. „Am Anfang hielten sie mich für ungezogen und dumm.“ Sie hob den Kopf und blinzelte die Tränen zurück. „Ich hasse es, darüber zu sprechen.“
Rafael stand auf, ging zu ihr und zwang sie, ihn anzusehen. „Dieses Mal wirst du mir alles erzählen.“
„Was willst du denn noch wissen? Dass ich in der Schule langsamer als die anderen war? Die Lehrer waren sehr ungeduldig mit mir. Mein Vater …“ Sie unterbrach sich, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst.
„Was ist mit deinem Vater?“
„Es war schwierig für ihn“, fuhr sie leise fort und entzog sich seiner Nähe. „Er wollte immer einen Sohn haben, der die Firma übernehmen konnte. Und dann bekam er ein Mädchen, das nicht einmal die einfachsten Rechenaufgaben bewältigte.“
„Wer hat dann die richtige Diagnose gestellt?“, fragte er. Seine Stimme klang zornig. Unglücklich sah Grace ihn an. Er hatte einen guten Grund, wütend zu sein.
Schließlich hatte sie ihm nicht die Wahrheit über sich gesagt.
Sie hatte seinen Kredit genommen, ohne ihre Fähigkeiten ehrlich darzustellen – oder den Mangel daran.
„Eine neue Lehrerin kam an die Schule. Sie war ein wenig progressiver und hatte Erfahrungen mit legasthenischen Kindern. Sie schöpfte sofort Verdacht und arrangierte einen Test für mich.“ Grace zuckte die Schultern. „Rückblickend hat sie mir das Leben gerettet. Sie verbrachte Stunden damit, mir zu helfen. Und sie zeigte mir Wege, mit meinem Problem umzugehen. Um mich zu bestärken, wies sie mich oft darauf hin, was ich konnte. Unnachgiebig überzeugte sie mich davon, dass ich nicht dumm bin. Aber das Wichtigste, was ich von ihr gelernt habe, ist, niemals aufzugeben.“
Rafael rieb sich den Nacken und schloss für einen
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