Julia Bestseller Band 142
erklärte sie lässig, bevor sie ins Bad ging.
Sobald sie die Tür hinter sich verriegelt hatte, sank sie zu Boden und schlug die Hände vors Gesicht. Mit Entsetzen erinnerte sie sich an seine Worte, als Luc sie von der Fesselung befreit hatte.
Jetzt kannst du mich berühren.
Selbst beim Sex hatte er den Ton angegeben, und sie hatte sich so verzweifelt nach ihm gesehnt, dass es ihr nicht einmal aufgefallen war. Er hatte sie nach allen Regeln der Kunst verführt und ihr nicht ein einziges Mal erlaubt, ihn anzufassen. Und obwohl er es ganz offensichtlich genossen hatte, so hatte er nicht eine Sekunde lang derart selbstvergessen gewirkt, wie sie es gewesen war.
Das Triumphgefühl, das sie vor dem Duschen verspürt hatte, war nicht von Dauer gewesen. Sobald Luc sich zu ihr gesellt hatte, war er wieder Herr der Lage gewesen. Die bittere Wahrheit war, dass er es im Schlafzimmer immer sein würde.
Mühsam stand Kimberley auf, um sich im Spiegel zu betrachten. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Lippen geschwollen. Was war nur mit ihr passiert?
In den letzten sieben Jahren hatte sie ein Kind groß gezogen und aus dem Nichts eine erfolgreiche Firma aufgebaut. Eigentlich hatte sie sich immer für kompetent und unabhängig gehalten und war stolz auf sich gewesen.
In Lucs Bett jedoch verwandelte sich die erwachsene Frau wieder in denselben verzweifelten, klammernden Teenager, der sie mit achtzehn gewesen war.
Zwei Wochen, rief Kimberley sich grimmig ins Gedächtnis, bevor sie sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzte und ihr Haar kämmte. Wenn sie diese Zeit überstanden hatte, konnte sie nach Hause zu ihrem Kind zurückkehren und Luc Santoro ein für alle Mal vergessen.
6. KAPITEL
Als Kimberley fast zwei Wochen später im Schatten am Pool lag, kam sie zu dem Ergebnis, dass sie sich völlig verändert hatte. Sie war jetzt keine unabhängige, selbstständige Frau mehr, sondern fühlte sich eher wie eine Sexsklavin, die alles tat, was ihr Herr und Meister verlangte.
Luc brauchte sie nur verlangend anzusehen, und schon sank sie ihm in die Arme. Es war ebenso vorhersehbar wie erniedrigend. Insgeheim war sie entsetzt über ihr Verhalten, und sie wusste nicht, was schlimmer war – die Erkenntnis, dass sie in das alte Schema verfallen war, sobald er sie geküsst hatte, oder die Tatsache, dass sie es genoss. Wie hätte sie sich auch etwas anderes einreden sollen, wo sie doch den Blick nicht von ihm abwenden konnte? Wo sie sich ständig fragte, wann er sie wohl das nächste Mal berühren würde?
Wenn sie Rio nicht so schrecklich vermisst hätte, wäre sie überglücklich gewesen. Obwohl der Erpresser das Geld Luc zufolge sofort bekommen hatte und sie regelmäßig mit Jason telefonierte, machte sie sich ständig Sorgen.
Mindestens einmal am Tag rief sie heimlich in London an, um von ihrem Sohn zu hören, was er alles erlebte. Er machte einen glücklichen Eindruck und schien sie überhaupt nicht zu vermissen. Trotzdem fehlte er ihr entsetzlich. Und sie wollte nach Hause. Sie musste nur noch ihren Teil der Abmachung erfüllen. Und bisher hatte Luc viel für sein Geld bekommen. Sie hatten das Bett kaum verlassen.
Vielleicht liegt es daran, dass wir wieder hier sind, überlegte Kimberley hilflos, während sie den Blick über den üppig bewachsenen Garten schweifen ließ, der an den Strand grenzte. All das erinnerte sie so stark an ihre erste Begegnung mit Luc, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, wie sehr sie sich seitdem verändert hatte.
„Du träumst schon wieder.“ Geschmeidig zog Luc sich aus dem Wasser und strich sich die Tropfen aus dem Gesicht. Dann nahm er ein Handtuch und lächelte herausfordernd. „Wenn du wieder ins Schlafzimmer gehen möchtest, musst du es mir nur sagen.“
Seine Unterstellung, dass sie an ihn gedacht hatte, hätte sie eigentlich veranlassen müssen, ihn zu ohrfeigen oder wenigstens eine scharfe Bemerkung zu machen. Das konnte Kimberley allerdings nicht, denn er hatte recht. Sie träumte ausschließlich von ihm.
Und das ärgert mich am meisten, überlegte sie, als sie die Hand nach ihrem Glas ausstreckte. Abgesehen von ihrem Zuhause gab es keinen Ort auf der Welt, an dem sie lieber gewesen wäre als in Lucs Bett, und dafür hasste sie sich. Vielleicht hätte sie anders empfunden, wenn Luc und sie gleichberechtigte Partner gewesen wären, doch das war nicht der Fall.
Er hatte immer das Sagen. Er bestimmte, wann sie aßen, schliefen, sich liebten, ja sogar, wie sie sich liebten.
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