Julia Bestseller Band 144
Richtige war.
Die Tränen sickerten durch ihre Wimpern. Der Kloß, der ihr im Hals saß, war so groß, dass sie kaum sprechen konnte, und so flüsterte sie nur: „Bitte, ich muss jetzt wirklich schlafen.“
Er antwortete lange nichts, während sie inständig hoffte, für heute Nacht von weiteren Forderungen verschont zu bleiben. Er hatte doch bekommen, was er wollte, oder nicht?
„Wie schläfst du normalerweise, Charlotte? Auf der Seite?“
Die sanfte Frage erlaubte ihr, erleichtert aufzuatmen. „Ja“, gab sie zurück und hoffte, er möge es für heute gut sein lassen.
Er rollte sie behutsam herum, dann schlang er einen Arm um ihre Taille und schmiegte sich von hinten so eng an sie, dass sie wie zwei Löffel beieinanderlagen. Obwohl die Geste immer noch etwas Besitzergreifendes hatte, störte sie die körperliche Nähe nicht. Im Gegenteil, sie fühlte sich sicher und warm eingehüllt wie in einem Kokon. Da wurde ihr zum ersten Mal bewusst, dass sie dieses Gefühl in Zukunft öfter haben könnte. Sie müsste es nur zulassen.
13. KAPITEL
Charlotte warf Damien einen zweifelnden Blick zu. „Glaubst du wirklich, der Fahrer weiß, wo es langgeht?“
Wenn er sich nicht vorher ausführlich über Ikal Del Mar informiert hätte, hätte sich Damien wahrscheinlich dasselbe gefragt. Aber in dem Artikel, den er gelesen hatte, war die holprige Zufahrtsstraße ebenso erwähnt wie der Mayadschungel, in dem es keinerlei Anzeichen von Zivilisation gab, geschweige denn einen Hinweis auf ein Urlaubsparadies. Er schaute auf die Uhr. Vor vierzig Minuten waren sie vom Flughafen in Cancún abgefahren, und die Fahrt zu ihrem Ziel sollte insgesamt nur fünfundvierzig Minuten dauern.
„Wir müssten eigentlich gleich da sein“, erklärte er und drückte beruhigend ihre Hand. „Die Urlaubsanlage liegt sehr versteckt.“
Und genau deshalb waren sie hier. Weil er auf der Hochzeitsreise Charlotte mit niemandem teilen wollte. In den vergangenen zwei Wochen hatten sie kaum Luft schnappen können, so sehr waren sie von den Hochzeitsvorbereitungen in Anspruch genommen gewesen. Damien wollte, dass sich Charlotte auf der Hochzeitsreise richtig entspannte und so dann hoffentlich langsam begann, sich mit ihm wohlzufühlen.
Ihr unvermitteltes Weinen letzte Nacht hatte ihm einen mächtigen Schrecken eingejagt. Erst in diesem Moment war ihm klar geworden, dass er sie mit seinem Ansinnen, Freedman ein für alle Mal aus ihrer Erinnerung zu löschen, wahrscheinlich überfordert hatte. Wie ein Berserker hatte er sich aufgeführt, als ihm der Verdacht gekommen war, sie könnte immer noch an Freedman denken. Benahm sich so ein Bräutigam, der seiner Braut eine unvergessliche Hochzeitsnacht bereiten wollte? Ganz bestimmt nicht! Und dass sie körperlich auf den leidenschaftlichen Sex positiv reagiert hatte, war da nur ein schwacher Trost. Er wusste, dass sie mehrmals zum Höhepunkt gekommen war, dafür war sie hinterher nur umso unglücklicher gewesen.
Damien verzog unangenehm berührt das Gesicht, als er an die Hochstimmung dachte, die er danach verspürt hatte. In seinen Augen hatten sie umwerfend guten Sex gehabt, deshalb waren Charlottes Tränen ein echter Schock für ihn gewesen. Ihre Tränen und die Bitte, in Ruhe gelassen zu werden, waren eindeutige Hinweise darauf, dass er sie überforderte. Deshalb hatte er sich vorgenommen, behutsamer zu sein und ihr Luft zum Atmen zu lassen. Das Wichtigste war: Er durfte auf keinen Fall etwas erzwingen. Auch wenn ihre Liebe zu Freedman vielleicht nur Einbildung gewesen war, hatte sie doch daran geglaubt, und immerhin hatte die Beziehung mit ihm viel länger gedauert, als sie beide sich kannten.
Und schließlich hatte er ja jetzt alle Zeit der Welt, um ihr zu beweisen, dass sie die Entscheidung, ihn zu heiraten, nicht zu bereuen brauchte. Sie gehörten zusammen. Irgendwie musste er sie dazu bringen, das ebenfalls zu sehen und genauso fest daran zu glauben wie er selbst. Aber ihr Herz war ein unzugänglicher Ort, den zu erobern nicht einfach werden würde, das spürte er sehr deutlich. Auch wenn sie im Moment sein Spiel lächelnd mitspielte.
„Oh!“
Sie waren am Ziel, und Charlottes freudig überraschter Ausruf ließ Damiens Herz höher schlagen. Er hatte die richtige Wahl getroffen. Ikal Del Mar lautete übersetzt „Poesie des Meeres“, und jetzt blieb ihm nur noch zu hoffen, dass die romantische Ausstrahlungskraft dieses Ortes stark genug war, um die Barrieren, die sie um ihr Herz errichtet hatte,
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