Julia Bestseller Band 144
provozieren.
„Nun … wenn ich ganz ehrlich sein soll, muss ich zugeben, dass du sogar einen kleinen Teil dazu beigetragen hast.“ Bloß seinem Ego nicht zu sehr schmeicheln, sonst wird er noch größenwahnsinnig, dachte sie.
Er lachte, glücklich über dieses Eingeständnis. „Apropos toll. Ich habe mir erlaubt, eigenmächtig zu beschließen, dass wir auf dem Heimweg einen kleinen Abstecher nach Las Vegas machen.“
„Nach Las Vegas?“ Sie runzelte die Stirn. „Du wirst mir doch nicht etwa spielsüchtig sein, Damien Wynter?“, neckte sie ihn, nicht sonderlich begeistert.
„Nicht mehr als du.“
„Ich doch nicht! Wo ich noch nie im Leben auch nur einen einzigen Fuß in ein Kasino gesetzt habe.“
„Dann freu dich auf eine neue Erfahrung.“
Charlotte hatte leise Zweifel, ob es wirklich eine Erfahrung werden würde, auf die zu freuen sich lohnte, doch das behielt sie für sich. Stattdessen erinnerte sie sich daran, dass ihr Vater sein Geld mit Kasinos verdiente, was bedeutete, dass Damien sowieso über kurz oder lang Bekanntschaft mit diesem Zweig der Unterhaltungsindustrie machen würde. Und falls sich tatsächlich herausstellen sollte, dass ihr Ehemann einen unglücklichen Hang zum Glücksspiel hatte, konnte sie sich zumindest schon jetzt darauf einstellen.
Er zeichnete mit dem Zeigefinger den Umriss ihrer Lippen nach. „Unsere Ehe ist schließlich auch eine Art Glücksspiel“, erinnerte er sie. „Wie fühlst du dich jetzt damit?“
Sie biss ihn leicht in den Finger, nur um zu beweisen, dass er sie trotz seiner erstaunlichen Fähigkeiten als Liebhaber immer noch nicht gänzlich gezähmt hatte. „Ganz gut“, sagte sie. „Ich habe mir meine Gewinnchancen ziemlich genau ausgerechnet. Du hast eine recht passable genetische Ausstattung, und zumindest ein paar deiner Gene müsstest du eigentlich an unsere Kinder weitervererben.“
„Recht passabel meinst du?“ In seinen Augen tanzten übermütige Fünkchen. „Ist das der einzige Grund dafür, weshalb du dich die ganze Woche über so großzügig aus meiner Samenbank bedient hast?“
„Das nennt man Effizienzplanung.“ Sie legte einen Arm um seinen Nacken und zog seinen Kopf zu sich herunter. „Solange es geht, so viel wie möglich herausholen.“
„Mmm …“ Neckisch küsste er sie auf den Mund. „Und ich glaube nicht, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändert.“
„Sehr freundlich von dir, vielen Dank für deine Großzügigkeit“, sagte sie und schmiegte sich wollüstig an ihn.
„Keine Ursache, es ist mir ein Vergnügen“, murmelte er.
Und dann sprachen sie eine ganze Weile lang gar nichts mehr.
Am Spätnachmittag erreichten sie Las Vegas, wo am Flughafen bereits eine Limousine auf sie wartete. Damien hatte Charlotte erzählt, dass er im Bellagio eine Suite gebucht hatte, aber der Name des Hotels sagte ihr nichts. Sie wusste nur, dass ihr Vater im Mirage abstieg, wenn ihm der Sinn nach einem hochkarätigen Pokerspiel stand, ansonsten aber kannte sie die Glitzerstadt und die zahllosen Kasinos mit ihren jeweiligen Themenparks nur aus dem Fernsehen: Treasure Island, New York, MGM, Egypt, Paris, Venice …
Damien deutete auf jedes einzelne Kasino, während sie an den größten vorbeifuhren – erstaunlich fantasievolle Wunderwerke der Architektur. Charlotte überlegte, dass es vielleicht ganz nett sein könnte, einfach nur ein bisschen herumzuschlendern und sich umzusehen. Das war alles so schön schrill und bunt hier. In dem Moment, in dem ihr Blick auf eine Menschentraube fiel, die sich in einiger Entfernung auf dem Bürgersteig drängte, sagte Damien: „Jetzt sind wir gleich am Bellagio.“
„Dort, wo die vielen Leute sind?“
„Ja.“
„Und worauf warten die alle?“ Die Menschen standen mit dem Rücken zur Straße und reckten nach irgendetwas die Hälse.
„Das wirst du gleich sehen.“
Das Hotel war schlicht atemberaubend, es wirkte herrlich elegant in seiner majestätisch verschlungenen Symmetrie, mit den weißen Säulen, die, römischen Kolonnaden gleich, die Auffahrt säumten. Vom eigentlichen Eingang des Hotels aus hatte man einen Ausblick auf einen großen See. Genau in dem Moment, in dem die Limousine in die Auffahrt einbog, begannen unzählige verschieden hohe Wasserfontänen aus dem See zu schießen und, untermalt von der Filmmusik zu „The Big Spender“, übers Wasser zu tanzen. Es war so ein bezaubernder Anblick, dass Charlotte natürlich sofort klar wurde, worauf die Leute gewartet
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