Julia Bestseller Band 144
allein. Du hast mich und kannst dich auf mich verlassen.“
Nachdem sie gerade noch so fröhlich gelacht hatte, traten ihr jetzt seltsamerweise Tränen in die Augen. „Danke, Jake“, brachte sie heiser hervor. Die Gefühle, die plötzlich auf sie einstürzten, ließen sich nur schwer definieren.
„Schon gut.“ Wie ein guter Freund packte er sie an den Schultern und küsste sie flüchtig auf die Stirn. „Gute Nacht, Amy. Mach dir keine Sorgen. Montag sehen wir uns im Büro.“
Sie schluckte und brachte kein Wort heraus. Zum Abschied streichelte Jake ihr sanft die Wange, ehe er zur Tür ging. Amy sah schweigend hinter ihm her und glaubte, es würde sie zerreißen, dass er sie allein ließ. Ihr ganzer Körper sehnte sich nach ihm. Am liebsten hätte sie Jake zurückgerufen, ihn mit in ihr Bett genommen, um mit ihm zu schlafen, solange sie ihn haben konnte.
Aber sie war zu keiner Reaktion fähig. „Gute Nacht“, sagte sie leise, nachdem er die Tür hinter sich zugemacht hatte.
Sie hatte etwas Wunderschönes erlebt. Die Erinnerung daran würde ihr niemand nehmen können.
13. KAPITEL
Trotz Jakes Zusicherung waren Amys Nerven zum Zerreißen gespannt, als sie am Montagmorgen die Alfred Street hinunterging. Immer wieder nahm sie sich vor, sich Jake nicht nackt vorzustellen, wenn sie ihn ansah. Sie wollte sich auf die Arbeit konzentrieren und sich so professionell verhalten wie immer.
Es war sehr wichtig, sich nichts anmerken zu lassen, keine Nervosität, keine Gefühle. Und sie musste sich sehr genau überlegen, was sie sagte, und ständig auf der Hut sein. Ich muss unbedingt so tun, als wäre nichts geschehen und als wäre alles völlig normal, dachte sie. Wie schmerzlich die nächsten Stunden auch werden würden, irgendwann wären sie vorüber.
Fest entschlossen, nicht schwach zu werden, eilte sie in das prachtvolle Gebäude und durchs Foyer zu den Aufzügen.
„Hallo, Kate!“, rief sie der Rezeptionistin zu und lächelte die junge Frau strahlend an.
„Heute geht es Ihnen aber viel besser als vorigen Montag“, stellte Kate fest und lächelte auch. „Sie hatten bestimmt ein schönes Wochenende.“
War es erst eine Woche her, dass Steve sie verlassen hatte? Es kam Amy viel länger vor. Es hatte sich viel verändert in der kurzen Zeit.
„Es geht mir ausgesprochen gut“, erklärte sie betont fröhlich. Positives Denken würde bestimmt einiges erleichtern. „Ist mein Chef schon da?“
„Ja, und schon voll in Aktion.“
„Wie war Ihr Wochenende?“, fragte Amy.
„Ich habe bis zum Umfallen Weihnachtseinkäufe erledigt“, erwiderte die junge Frau und seufzte dramatisch.
In knapp drei Wochen ist Weihnachten, und ich habe niemanden, mit dem ich feiern und für den ich Geschenke kaufen kann, dachte Amy. Aber sie konnte ja ganz allein feiern, sich einen Weihnachtsbaum kaufen und sich mit allem möglichen beschäftigen. Sie brauchte nicht deprimiert in der Wohnung herumzusitzen.
Als sich die Aufzugstür vor ihr öffnete, winkte Amy Kate freundlich zu. „Bis später!“, rief sie und fuhr nach oben.
Die Verbindungstür zu Jakes Büro war nur angelehnt. Amy klopfte kurz an und ging so selbstsicher wie möglich hinein.
„Guten Morgen!“, begrüßte sie ihn fröhlich und zauberte ein Lächeln auf die Lippen.
Jake saß in seinem Sessel, die Füße hatte er auf den Schreibtisch gelegt. Als Amy hereinkam, blickte er über den Rand der Prospekte hinweg, die er in der Hand hielt, und zog eine Augenbraue hoch.
„Dir auch einen guten Morgen“, sagte er.
„Fangen wir mit der Post an?“, fragte sie.
„Ich habe die Briefe schon durchgesehen, die per E-Mail gekommen sind. Wir müssen einen Termin mit Erikson vereinbaren und seine Anfrage bearbeiten.“
„Okay.“
Sie war schon an der Tür, als Jake sie aufforderte: „Warte noch!“
Sogleich bekam sie Herzklopfen und drehte sich zu ihm um. „Ist noch etwas?“
Jake nahm die Füße vom Schreibtisch. Dann beugte er sich vor und runzelte die Stirn. „Du trägst Schwarz! Hatte ich dich nicht ausdrücklich darum gebeten, es nicht zu tun?“
Das stimmte, sie erinnerte sich wieder. „Daran habe ich gar nicht mehr gedacht“, erklärte sie wahrheitsgemäß.
„Schwarz passt nicht zu unserem Image, Amy“, fügte er streng hinzu. „Es ist eine neutrale Farbe, die irgendwie Sicherheit vermittelt.“
Genau deshalb hatte sie sich an diesem Morgen auch dafür entschieden, nachdem sie eine Zeit lang unschlüssig vor ihrem Kleiderschrank gestanden
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