Julia Bestseller Band 144
sie fest, dass Jake hinaus auf die Dachterrasse ging. Nachdem Amy die Kaffeemaschine angestellt hatte, sortierte sie Teller und Bestecke in die Geschirrspülmaschine, was sie für kurze Zeit ablenkte.
Jakes Bemerkung, es sei eine natürliche Entwicklung gewesen, stürzte sie in Panik. Sie durften sich nicht auf eine intime Beziehung einlassen. Sex mit Jake war unglaublich gut und herrlich gewesen. Aber so würde es nicht immer sein. Man konnte Stimmungen und momentane Regungen nicht festhalten oder wiederholen. Das heftige Verlangen, das sie jetzt empfanden, würde nachlassen und allmählich aufhören. Der beste Beweis dafür war Jake selbst mit seinen immer neuen Frauenbekanntschaften.
Plötzlich fiel ihr der Artikel in dem Hochglanzmagazin, das immer noch in der untersten Schublade ihres Schreibtischs lag, wieder ein. Wenn sie sich wirklich mit Jake Carter auf eine längere sexuelle Beziehung einließ, würde sie täglich, ja sogar stündlich damit beschäftigt sein, ihn zu beobachten. Sie würde ihm nicht vertrauen und immer befürchten, er wolle sie loswerden. Und in was für einer unangenehmen Situation würde sie sich wiederfinden, wenn er neue Abenteuer suchte? Dann wäre sogar das Arbeitsverhältnis zerstört.
Nein, es war nicht richtig. Ihr Leben war auch ohne diese zusätzliche Belastung schon chaotisch genug. Egal was er sagte oder tat, sie konnte sich nicht erlauben, sich von ihm in Versuchung führen zu lassen. Stattdessen wollte sie den günstigen Zeitpunkt nutzen, sich für sich allein ein neues Leben aufzubauen. Noch mehr Kummer und Schmerz wollte sie sich ersparen.
Als der Kaffee fertig war, schenkte sie zwei Tassen ein und nahm sich fest vor, auf ihrem Standpunkt zu beharren. Sie musste sich Jake gegenüber, der bestimmt schon wieder irgendwelche Pläne schmiedete, unbedingt durchsetzen. Vor lauter Aufregung zitterten ihre Hände so sehr, dass der Kaffee überlief. Deshalb stellte sie die Tassen in die Durchreiche und ging langsam ins Wohnzimmer, wobei sie die Hände immer wieder zusammenpresste. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, und sie hatte das Gefühl, ihr Brustkorb sei viel zu eng für ihr Herz, das heftig pochte. Dennoch gelang es ihr, die beiden Tassen nach draußen zu tragen und auf dem kleinen Tisch zu servieren, ohne noch mehr zu verschütten.
Jake lehnte an der Brüstung und genoss offenbar die Aussicht an diesem herrlichen Abend. Als er Amy hörte, drehte er sich noch nicht einmal um. Sie wurde ganz nervös und überlegte, was sie tun solle. Hinsetzen wollte sie sich nicht, dazu war sie viel zu angespannt, und es würde verkrampft wirken. Aber sich im Halbdunkeln neben Jake an die Brüstung stellen …
„Sag mir doch, was du willst, Amy.“
Seine Stimme klang so sanft, dass Amy Herzklopfen bekam. All ihre Zweifel und Ängste kamen ihr plötzlich unbedeutend vor. Jake hatte die Rahmenbedingungen vorgegeben, und jetzt sollte sie ihre Vorstellungen einbringen.
Ohne zu zögern, stellte sie sich neben ihn und atmete die frische Luft, die vom Meer herwehte, tief ein. Die tausend funkelnden Lichter unten in der Bucht wirkten beruhigend und schienen die Botschaft zu übermitteln, dass das Leben trotz aller Höhen und Tiefen weiterging.
„Ich möchte meinen Job behalten“, erwiderte sie schlicht.
Er rührte sich nicht und blickte sie auch nicht an. Er wirkte sehr beherrscht und schien zuhören und geduldig warten zu wollen, bis er alles wusste.
„Natürlich wirst du ihn behalten“, erklärte er schließlich.
„Aber ich möchte weiterhin gern ins Büro gehen und es nicht als Belastung empfinden. Ich brauche eine gewisse Sicherheit“, fuhr sie fort. „Die Arbeit ist momentan mein Rettungsanker. Wenn du sie mir wegnimmst …“
„Weshalb sollte ich das denn tun?“, unterbrach er sie verblüfft.
„Du könntest mir auch das Leben schwer machen, sodass ich von selbst kündige.“
„Meinst du, ich würde dich durchs ganze Büro jagen und dich nicht in Ruhe lassen?“, fragte er leicht spöttisch und irgendwie belustigt. „Es wäre dumm, dich im Büro verführen zu wollen, Amy. Hast du den Eindruck, ich würde mich zu einer solchen Dummheit hinreißen lassen?“
„Nein.“
„Ich respektiere dich viel zu sehr, um mich dir aufzudrängen.“
„Es tut mir leid, vielleicht … habe ich mir falsche Vorstellungen gemacht“, stieß sie verlegen hervor. „Ich hätte nicht einfach voraussetzen dürfen, dass du mich noch …“
„Oh doch, Amy, ich will dich“, fiel er ihr
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