Julia Bestseller Band 144
Wenigstens würde es ihr erspart bleiben, früher oder später nur noch seine Exgeliebte zu sein, wenn er sich einer anderen zuwandte. Außerdem würde sie ihren Job behalten und brauchte nicht zu befürchten, eines Tages eine böse Überraschung zu erleben. Dennoch quälte sie sich den ganzen Abend mit den Erinnerungen herum, wie wunderbar es gewesen war, mit ihm zu schlafen.
Den Sonntag verbrachte sie am Strand. Sie wollte sich entspannen und das schöne Wetter genießen. Die Zeit verging rasch, und es gelang ihr ganz gut, Jake aus ihren Gedanken zu verbannen. Am Montagmorgen jedoch griff sie beinah automatisch nach dem roten Leinenkleid. Eigentlich ist es dumm, ausgerechnet die Farbe zu tragen, die ihm besonders gut gefällt, dachte sie beim Anziehen.
„Ah ja“, sagte er dann auch prompt, als sie im Büro erschien. Und noch einmal anerkennend: „Ah.“ Er musterte sie von Kopf bis Fuß, wobei es in seinen Augen bewundernd aufblitzte.
„Wegen des Images“, erklärte sie schnippisch. „Heute verhandeln wir mit Erikson.“
„Natürlich. Warum denn sonst?“, antwortete er und lächelte sie an.
Den ganzen Tag über verspürte Amy ein beinah lächerliches Glücksgefühl.
Und die heitere, unbekümmerte Stimmung hielt bis Freitag an, als sich die ersten beunruhigenden Gedanken einschlichen.
Schon jahrelang nahm sie die Antibabypille, und ihre Periode kam jeden Monat so pünktlich, dass sie die Uhr danach hätte stellen können. Nur dieses Mal stimmte etwas nicht. Was war los?
Ihr fiel ein, dass sie an dem Abend, als sie mit Jake zusammen gewesen war, vergessen hatte, die Pille zu nehmen, was sie erst am nächsten Abend bemerkte. Sie hatte dann zwei auf einmal genommen. Normalerweise war es kein Problem. Es war ihr nicht zum ersten Mal passiert, und noch nie war etwas schiefgegangen. Bis jetzt …
Hatte ihr Liebesabenteuer – was für eine schreckliche Bezeichnung – etwa Folgen?
Der Gedanke machte Amy ganz nervös, und sie verdrängte ihn immer wieder. Es wäre eine seltsame Ironie des Schicksals, wenn sie ausgerechnet jetzt schwanger wäre. Nach der Trennung von ihrem langjährigen Partner, der sie verlassen hatte, weil eine andere von ihm schwanger war, wollte sie ihr Leben erst einmal wieder ordnen und in den Griff bekommen. Natürlich wollte sie Steve nicht zurückhaben, die Sache war vorbei und erledigt. Aber Jake als Vater? Irgendwie konnte sie es sich nicht vorstellen.
Nein, es würde sich sicher alles von selbst erledigen. Ein Tag Verspätung war kein Grund zur Beunruhigung. Einmal die Pille vergessen – morgen lache ich wahrscheinlich über meine Befürchtungen, dachte sie. Ihr Körper würde ihr bestimmt nicht so einen schlimmen Streich spielen, nachdem jahrelang nichts passiert war.
Doch auch am Samstag rührte sich nichts. Und am Sonntagnachmittag geriet Amy in Panik. In der Apotheke, die rund um die Uhr geöffnet war, holte sie sich einen Schwangerschaftstest. Die Ungewissheit konnte sie einfach nicht mehr ertragen – und sie endete am nächsten Morgen.
Obwohl Amy es nicht wahrhaben wollte, bewies der Test eindeutig, dass sie schwanger war. Immer wieder las sie die Packungsbeilage durch, und immer wieder kam sie zu demselben Ergebnis. Sie hatte nichts falsch gemacht, sie war tatsächlich schwanger.
Vielleicht ist der Test ja nicht unbedingt zuverlässig, überlegte sie fassungslos und entschloss sich, zum Arzt zu gehen. Im Telefonbuch fand sie Nummer und Adresse eines Ärztezentrums, das auf ihrem Weg zur Arbeit lag. Aber wie sollte sie Jake erklären, dass sie später kommen würde?
Sie durfte nicht erwähnen, dass sie einen Arzt aufsuchen wollte. Dann würde Jake sogleich wissen wollen, warum. Und er würde keine Ruhe geben, bis er es erfahren hätte. Ich sage ihm nicht Bescheid und behaupte einfach, ein Reifen sei platt gewesen, nahm sie sich vor. Das konnte jedem passieren.
Der Besuch beim Arzt kam ihr wie ein einziger Albtraum vor. Ja, man konnte schwanger werden, wenn man in den kritischen Tagen die Pille vergaß. Und ja, der Schwangerschaftstest aus der Apotheke war im Allgemeinen sehr zuverlässig, aber für endgültige Klarheit würde die Blutuntersuchung sorgen. Als Amy zuschaute, wie man ihr Blut abnahm, wäre sie beinah ohnmächtig geworden. Sie schloss die Augen. Nein, bitte kein Baby! Jakes Baby würde ihr Leben viel zu kompliziert machen.
In vierundzwanzig Stunden solle sie sich nach dem Ergebnis erkundigen, sagte man ihr. Sie brauche nur anzurufen, die
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