Julia Bestseller Band 144
hatte.
Er drohte ihr mit dem Finger. „Komm bitte nie wieder in Schwarz ins Büro.“
„Okay.“
„Glücklicherweise haben wir heute keine Termine mit wichtigen Kunden“, murmelte er vor sich hin. Dann warf er ihr einen prüfenden Blick zu. „Oder bist du etwa deprimiert?“
„Nein, natürlich nicht“, behauptete sie rasch.
„Gut.“ Seine Miene hellte sich auf. Und als er die Füße wieder auf den Schreibtisch legte, blitzte es in seinen Augen belustigt und leicht spöttisch auf. „Du kannst jederzeit Rot tragen, die Farbe steht dir ausgesprochen gut, darin siehst du hinreißend aus.“
Er nahm die Prospekte wieder in die Hand, und Amy verließ sein Büro. Ihr Herz klopfte schneller vor Freude, statt nervös zu flattern wie noch vor wenigen Minuten. Alles war wie immer, alles war in Ordnung. Jake hielt sein Versprechen. Das Leben konnte weitergehen wie bisher.
Oder vielleicht doch nicht ganz. Denn im Verlauf des Tages wurde Amy bewusst, dass sie nicht mehr so unbeschwert und unbekümmert miteinander umgingen wie sonst. Es war nicht Jakes Schuld. Er sagte und tat nichts, was in ihr Unbehagen hätte auslösen können, und er überschritt keine Grenzen. Nein, es war einzig und allein ihr eigenes Problem.
Als Jake sich einmal bückte, um Briefe aufzuheben, die ihm aus der Hand gefallen waren, beobachtete sie ihn dabei. Sogleich erinnerte sie sich daran, wie er nackt aus der Badewanne gestiegen war und sie seinen herrlichen Körper von hinten bewundert hatte. Als er sich hinsetzte und die Beine übereinanderschlug, fiel ihr beim Anblick seiner muskulösen Oberschenkel wieder ein, wie stark und kräftig sie sich angefühlt hatten, als sie rittlings auf ihm gesessen hatte. Und auch der Anblick seiner Lippen bescherte ihr immer wieder verwirrende und erregende Momente. Sie hoffte, Jake würde von all dem nichts merken und nicht ahnen, was in ihr vorging.
Die Erinnerungen an das ganz besondere und wahrscheinlich einmalige Erlebnis mit Jake sind noch zu frisch, in einigen Tagen sieht alles schon wieder anders aus, und andere Dinge sind wichtiger, versuchte sie sich einzureden.
Am Ende der Woche gestand Amy sich ein, dass die Arbeit ihr wirklich wieder Spaß machte. Es verschaffte ihr eine gewisse Befriedigung, die Herausforderungen, vor die Jake sie stellte, anzunehmen und locker damit umzugehen. Sie unterstützte ihn sachlich und professionell bei allen Terminen und Verhandlungen mit seinen Kunden. Am besten gefiel ihr, dass sie nicht mehr so angriffslustig und empfindlich war wie sonst. Sie war jetzt viel offener und begriff, dass Jake sehr viel von ihr hielt und sie wegen ihrer Leistungen, Kompetenz und Zuverlässigkeit schätzte.
Er lobte sie, machte ihr Komplimente und legte Wert auf ihre Meinung. Amy wurde sich bewusst, was für ein gutes Verhältnis zwischen ihnen herrschte. Oft verständigten sie sich durch einen einzigen Blick. Aber das war eigentlich ganz normal nach zwei Jahren enger Zusammenarbeit, oder etwa nicht? Sie gestand sich jedoch ein, dass Jakes Denkweise ihr viel vertrauter war, als Steves es jemals gewesen war. Demnach kam es nicht nur darauf an, wie lange man sich kannte.
Als sie am Freitagnachmittag das Büro verließ, wünschte sie, es wäre schon wieder Montag. So konnte es nicht weitergehen, sie wurde viel zu abhängig von Jake. Das musste aufhören. Es war Zeit, dass sie sich ein eigenes Leben aufbaute.
Am Samstag klapperte sie mehrere Fitnessclubs von Balmoral bis Milsons Point ab, um herauszufinden, wie sie ausgestattet waren und was sie anboten. Sie verglich Preise und unterhielt sich mit den Trainern, die vor allem betonten, wer alles bei ihnen Mitglied war. Danach besuchte sie einige Tanzschulen, weil sie immer schon gern Stepptanz gelernt hätte. Man riet ihr jedoch, bis zum neuen Jahr zu warten und dann einen Anfängerkurs zu belegen.
Der Samstagabend wurde problematisch. Egal womit sie sich beschäftigte, immer wieder kreisten ihre Gedanken um Jake. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er ganz allein zu Hause herumsitzen würde. Wahrscheinlich war er mit einer Freundin auf einer Party oder mit schönen, sehr sexy aussehenden Frauen zusammen, die sich von seinem Charme verführen ließen und sich auf ein aufregendes Erlebnis mit Jake Carter freuten.
Vor lauter Eifersucht bereute sie beinah ihren Entschluss, sich auf keine Beziehung mit ihm einlassen zu wollen. Aber es ist besser so, es ist die richtige Entscheidung, versuchte sie sich selbst zu überzeugen.
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